Wellness Zitate (Seite 3)
Mein Gefängnis
Auf dem Meer tanzt die Welle
nach der Freiheit Windmusik.
Raum zum Tanz hat meine Zelle
siebzehn Meter im Kubik.
Aus dem blauen Himmel zittert
Sehnsucht, die die Herzen stillt.
Meine Luke ist vergittert
und ihr dickes Glas gerillt.
Liebe tupft mit bleichen, leisen
Fingern an mein Bett ihr Mal.
Meine Pforte ist aus Eisen,
meine Pritsche hart und schmal.
Tausend Rätsel, tausend Fragen
machen manchen Menschen dumm.
Ich hab eine nur zu tragen:
Warum sitz ich hier?...
Erich Mühsam
Nacht am Flusse
Liegen eine Sternennacht und lauschen,
Wie der Kahn an seiner Kette zieht
Und die Welle flüstert und entflieht
Und die Wipfel leis dawiderrauschen –.
Wie es seufzt und rüttelt ohne Ruh,
Freiheit wider Knechtschaft einzutauschen.
Armes Herz, so zerrst und stöhnst auch du.
Eine Nacht so seinem Schicksal lauschen ...
Christian Morgenstern
Auf dem Strome
Am Himmel der Wolken
Erdunkelnder Kranz …
Auf schauerndem Strome
Metallischer Glanz …
Die Wälder zuseiten
So finster und tot …
Und in flüsterndem Gleiten
Vorüber mein Boot …
Ein Schrei aus der Ferne –
Dann still wie zuvor …
Wie weit sich von Menschen
Mein Leben verlor! …
Eine Welle läuft leise
Schon lang nebenher,
Sie denkt wohl, ich reise
Hinunter zum Meer …
Ja, ich reise, ich reise,
Weiß selbst nicht, wohin
Immer weiter und weiter
Verlockt mich mein Sinn …
Schon kündet ein...
Christian Morgenstern
Begegnung
Eine Silberlichterspur folgt dem Kahn
In der stillen Nacht auf seiner Bahn –
So ließ dein Erscheinen eine helle
Spur in meines Lebens dunkler Welle.
Jene Spur, die in den Wassern ruht,
Wird verschwinden mit der nächsten Flut;
Doch die schöne Lichtspur im Gemüte
Tilgt fürs Leben keines Sturms Gewüte.
Alfred Meißner
Notturno
Im treibenden Nachen.
Dämmerung. Stille.
In den Uferbäumen
dann und wann
ein Atemzug Nachtwind.
Eine Fledermaus schwirrt.
Eine Welle gluckt müde.
Noch eine.
Noch eine.
Ich sitze, am Hut die Nebeltropfen,
und zähle am Ufer
die roten Lichtchen, –
auf den nassen Rudern
– preißelbeerklein –
flirrt's von Reflexchen ...
Karl Maria
In meine Heimat kam ich wieder,
Es war die alte Heimat noch,
Dieselbe Luft, dieselben alten Lieder,
Und alles war ein andres doch.
Die Welle rauschte wie vorzeiten,
Am Waldweg sprang wie sonst das Reh,
Von Fern erklang ein Abendläuten,
Die Berge glänzten aus dem See.
Doch vor dem Haus, wo uns vor Jahren
Die Mutter stets empfing, dort sah
Ich fremde Menschen, sah ein fremd Gebaren;
Wie weh, wie weh mir da geschah!
Mir war, als rief es aus den Wogen:
Flieh, flieh, und ohne Wiederkehr!
Die...
Hermann Ritter von Lingg
Winternacht
Nicht ein Flügelschlag ging durch die Welt,
Still und blendend lag der weiße Schnee,
Nicht ein Wölklein hing am Sternenzelt,
Keine Welle schlug im starren See.
Aus der Tiefe stieg der Seebaum auf,
Bis sein Wipfel in dem Eis gefror;
An den Ästen klomm die Nix' herauf,
Schaute durch das grüne Eis empor.
Auf dem dünnen Glase stand ich da,
Das die schwarze Tiefe von mir schied;
Dicht ich unter meinen Füßen sah
Ihre weiße Schönheit Glied um Glied.
Mit ersticktem Jammer tastet' sie
An...
Gottfried Keller
Am fließenden Wasser
Ein Fischlein steht am kühlen Grund,
Durchsichtig fließen die Wogen,
Und senkrecht ob ihm hat sein Rund
Ein schwebender Falk gezogen.
Der ist so lerchenklein zu sehn
Zuhöchst im Himmelsdome;
Er sieht das Fischlein ruhig stehn,
Glänzend im tiefen Strome!
Und dieses auch hinwieder sieht
Ins Blaue durch seine Welle.
Ich glaube gar, das Sehnen zieht
Eins an des andern Stelle!
Gottfried Keller
Stromab
Stromab! Stromab! Ich steh am Rand
des Ufers mit verhaltnem Weinen,
und eine liebe, liebe Hand
ruht abschiednehmend in der meinen.
Stromab! Stromab! Nun ist's geschehn;
die Welle rauscht, die Segel wallen.
Ein weißes Tüchleich seh ich wehn,
hör einer Stimme Ruf verhallen.
Stromab! Stromab! Zwei Furchen nur
verraten wo das Schiff gezogen;
schon überspülen ihre Spur
die fremden teilnahmlosen Wogen.
O letzter Blick! O letztes Wort!
die heiße Träne rinnt hernieder;
so ziehet Glück und...
Georg Irrgang
Schwüle Stunden! Flüsternd kaum
Bebt das Laub im Sommerwinde;
Vogelstimmen wie im Traum
Girren im Gezweig der Linde.
Auf dem blumigen Wiesenplan
Glüht und zittert Sonnenhelle;
Schlummertrunken ruht der Schwan
Auf des Weihers blanker Welle.
Ach, und mir in tiefster Brust
Brechen auf die alten Wunden.
Sehnsuchtsvoll in Qual und Lust
Denk' ich alter schwüler Stunden!
Paul von Heyse
So schlage fröhlich, denn, mein Herz, du schlägst
Im Quell der Lieb', und dieser schlägt in dir!
Auf, atme frei, mein Geist, du atmest nicht
Im Erdendunst, du atmest Äther - Gott!
Und schiffe froh, mein Schiff des Lebens! Sturm
Und Welle machen dir nichts; dein Hafen ist,
Dein Anker, selbst dein Schiffbruch ist in Gott!
Johann Gottfried von Herder
Das Heiligste
Wenn zwei sich ineinander still versenken,
Nicht durch ein schnödes Feuer aufgewiegelt,
Nein, keusch in Liebe, die die Unschuld spiegelt,
Und schamhaft zitternd, während sie sich tränken;
Dann müssen beide Welten sich verschränken,
Dann wird die Tiefe der Natur entriegelt,
Und aus dem Schöpfungsborn, im Ich entsiegelt,
Springt eine Welle, die die Sterne lenken.
Was in dem Geist des Mannes, ungestaltet,
Und in der Brust des Weibes, kaum empfunden
Als Schönstes dämmerte, das...
Christian Friedrich Hebbel