Wellen Zitate (Seite 4)
Ich wollt das Lied des Herzens nicht verschweigen
Ich wollt das Lied des Herzens nicht verschweigen.
Ich wollt es jubelnd zu den Menschen schmettern,
die bleich am Baume der Erkenntnis klettern,
das Glück vermutend in den kahlen Zweigen.
Ich wollt sie rufen zu den breiten Küsten,
an die des Meeres Wellen silbern schlagen.
Ich wollt sie lehren leichte Schultern tragen
und freien Sinn in übermüt'gen Brüsten.
Ich stoß ins Horn. Noch einmal. – Doch ich staune:
die Menschen lachen, die ich wecken...
Erich Mühsam
Die toten Freunde
Das Boot stößt ab von den Leuchten des Gestad's.
Durch rollende Wellen dreht sich der Schwung des Rads.
Schwarz qualmt des Rohres Rauch ... Heut hab ich schlecht,
das heißt mit lauter jungem Volke gezecht. –
Du, der gestürzt ist mit zerschossener Stirn
und du, verschwunden auf einem Gletscherfirn,
und du, verlodert wie schwüler Blitzesschein,
meine toten Freunde, saget, gedenkt ihr mein?
Wogen zischen um Bott und Räderschlag.
Dazwischen jubelt ein dumpfes Zechgelag.
In den...
Conrad Ferdinand Meyer
Adelaide
Einsam wandelt dein Freund im Frühlingsgarten,
Mild vom lieblichen Zauberlicht umflossen,
Das durch wankende Blüthenzweige zittert,
Adelaide!
In der spiegelnden Fluth, im Schnee der Alpen,
In des sinkenden Tages Goldgewölken,
Im Gefilde der Sterne strahlt dein Bildnis,
Adelaide!
Abendlüftchen im zarten Laube flüstern,
Silberglöckchen des Mays im Grase säuseln,
Wellen rauschen und Nachtigallen flöten:
Adelaide!
Einst, o Wunder! entblüht, auf meinem...
Friedrich von Matthisson
zurück ins Meer
ich muß dich umarmen
mich dir zärtlich hingeben
wie sanft du mich wiegst
wie stark deine Arme mich tragen
doch deine Küsse sind harte Tränen
ich gehe nicht mehr so leicht
dem Ufer zu
das Meer
unwiederbringliche
Wellen
die sich erheben
die mich zähmen
unaufhörlich
wohin geht das Meer
wenn es mich verläßt
manchmal kann ich nicht atmen
kann ich mich nicht erinnern
Anke Maggauer-Kirsche
ein Tag am Meer
ewig schlagen die Wellen
und wenn sie höher
vornüber kippen
und sich
verschlingen
mit Schaum
auf den Lippen
ein paar Felsen
verloren gestreut
in die See
und ein Vogel
fliegt auf
kreist sich ein
der Wind knittert die See
über Felsen hellt sich das Blaue
und ich denke wohl
wie es war
an diesem
ersten Tag
Anke Maggauer-Kirsche
Sonnenuntergang
am Abend
tupft die Sonne
funkelnde Lichter
die spielen
und tanzen
an Wellenbrüchen
sie weiß
daß sie
im Meer ertrinkt
rot wird sie noch
sie tanzt und winkt
auf den Wellen liegt
ein letztes Licht
einen Moment
zögert sie
ein letztes Mal
doch die Nacht
schickt den Wind voraus
und webt schon
am Schleier der Nacht
da sinkt sie hinab
Anke Maggauer-Kirsche
Die Sonne will sterben. Es trübt sich mein Blick.
Die Seele ahnt sehnend ihr künftig Geschick.
Es taucht hinter Wolken die strahlende Glut
Des sterbenden Lichtes in schlummernde Flut.
Wie schön ist des Glutballs fliegender Tod!
Die dämmernden Höhen in Purpur er taucht,
Die schimmernden Wellen sein Kuß überhaucht…
Da stirbt in den Wassern die schweigende Pracht,
Der Himmel erlischt und bedeckt sich mit Nacht.
Mein Herz ist von bebender Wehmut geschwellt:
Ich sah dort versinken – Die Heimat der...
John Henry Mackay
Vom Osten streift ein Frühlingswind
uns wie im Vorübergehen,
daß im Pokal auf dem grünen Wein
winzige Wellen entstehen.
Da sind die Blüten, von Wirbelgewalt
entführt, zu Boden gegangen.
Mein schönes Mädchen ist trunken bald
mit ihren geröteten Wangen.
Am blauen Faden der Pfirsichbaum
weißt du, wie lange er blüht?
Ein zitterndes Leuchten ist es, ein Traum:
Er täuscht uns nur und entflieht.
Komm, auf zum Tanz!
Die Sonne verglüht!
Li-Tai-Po
Waldgang
Ich ging an deiner Seite
In einem Buchenhaine;
Ein störendes Geleite
Ließ nimmer uns alleine.
Und mußten wir zurücke
Ins Herz die Worte pressen,
Uns sagten unsre Blicke,
Daß wir uns nicht vergessen.
Und sehn wir uns nicht wieder
In diesem Erdenleben,
Dich werden meine Lieder
Verherrlichend umschweben.
Das Bächlein trieb hinunter
Der Wellen rasche Tänze,
Und rauschend flocht und bunter
Der Herbst der Wehmut Kränze.
Doch aus des Walds Verdüstern,
Den Stimmen des Vergehens,
Hört' ich...
Nikolaus Lenau
Wem vertrau ich's?
Wem vertrau' ich, was mich quält,
Wem, der ganz mein Herz verstände?
Und, was ihm mein Herz erzählt,
Liebevoll auch mitempfände?
Hier den Felsen, dort dem Wald,
Einsamstill in trauter Schöne?
Ach, sie wärfen fühllos bald
Mir zurück die Klagetöne.
Hier den Wellen, klar und hell,
Die so tröstlich flüsternd rauschen?
Ach, sie zieh'n von hinnen schnell,
Ohne Weile, mir zu lauschen.
Dort den Blumen auf der Flur,
Jenen zarten, mildereichen?
Ach, die flücht'gen kennen nur
Heitres...
Karl Gottfried Ritter von Leitner
Du Licht, wohin, verglühte Flammenhöhle?
Wohin zieht Wolken, Winde, Wellen ihr?
Du Staub, du Schaum, du Nacht, du Aug', du Seele,
Sprecht, wenn ihr's wisset, wohin ziehen wir?
Zu dir, aus dem sich alle Sonnen lösen,
Zu dem die Nacht, der Tag, der Geist sich drängt,
Du Flut und Rückflut in der Wesen Wesen,
Du Meer des Seins, worein sich Alles senkt.
Alphonse de Lamartine