Wasser Zitate (Seite 14)
Einst sah ich viele Blumen blühen…
Einst sah ich viele Blumen blühen
An meinem Weg; jedoch zu faul,
Mich pflückend nieder zu bemühen,
Ritt ich vorbei auf stolzem Gaul.
Jetzt, wo ich todessiech und elend,
Jetzt, wo geschaufelt schon die Gruft,
Oft im Gedächtnis höhnend, quälend,
Spukt der verschmähten Blumen Duft.
Besonders eine feuergelbe
Viole brennt mir stets im Hirn.
Wie reut es mich, daß ich dieselbe
Nicht einst genoß, die tolle Dirn.
Mein Trost: Lethes Wasser haben
Noch jetzt verloren...
Heinrich Heine
Narretei
Torheiten begangen, Torheiten gemacht,
Ich mache deren noch immer.
Ich hab sie gemacht bei Tag und bei Nacht,
Die nächtlichen waren weit schlimmer.
Ich hab sie gemacht zu Wasser und Land,
Im Freien wie im Zimmer.
Ich machte viele sogar mit Verstand,
Die waren noch viel dümmer.
Heinrich Heine
Sie sang vom irdischen Jammertal,
von Freuden, die bald zerronnen,
vom Jenseits, wo die Seele schwelgt,
verklärt in ewigen Wonnen.
Sie sang das alte Entsagungslied,
das Eiapopeia vom Himmel,
womit man einlullt, wenn es greint,
das Volk, den großen Lümmel.
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
ich kenn' auch die Herren Verfasser;
ich weiß, sie tranken heimlich Wein
und predigten öffentlich Wasser.
Heinrich Heine
Das Meer erglänzte weit hinaus
Im letzten Abendscheine;
Wir saßen am einsamen Fischerhaus,
Wir saßen stumm und alleine.
Der Nebel stieg, das Wasser schwoll,
Die Möwe flog hin und wider;
Aus deinen Augen, liebevoll,
Fielen die Tränen nieder.
Ich sah sie fallen auf deine Hand,
Und bin aufs Knie gesunken;
Ich hab von deiner weißen Hand
Die Tränen fortgetrunken.
Seit jener Stunde verzehrt sich mein Leib,
Die Seele stirbt vor Sehnen; -
Mich hat das unglücksel'ge Weib
Vergiftet mit ihren Tränen.
Heinrich Heine
Dämmernd liegt der Sommerabend
Über Wald und grünen Wiesen;
Goldner Mond, im blauen Himmel,
Strahlt herunter; duftig labend.
An dem Bache zirpt die Grille,
Und es regt sich in dem Wasser;
Und der Wandrer hört ein Plätschern
Und ein Atmen in der Stille.
Dorten, an dem Bach alleine,
Badet sich die schöne Elfe;
Arm und Nacken, weiß und lieblich,
Schimmern in dem Mondenscheine.
Heinrich Heine
Sehnsucht
Erträume dich in allen diesen Dingen,
in denen ich ehrlicher als ein Engel bin,
im Traum der Nacht werden wir uns durchdringen
wie ein Regenbogen einem roten Rubin.
Schiebe die grauen Wolken vom Sternenhimmel,
krauses Wasser den Mond im klaren Schein bricht,
reiten durch dunkle Schatten auf einem Schimmel
zur Sehnsucht, die heller erstrahlt als das Licht.
Erkenne dich im Begehren, das uns bindet
im einzigen Wunsch nach Zweisamkeit,
in Illusion von ewiger Zeit
das Verlangen, das...
Gerd Groß
Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd.
Strömt von der hohen,
Steilen Felswand
Der reine Strahl,
Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen
Zum glatten Fels,
Und leicht empfangen
Wallt er verschleiernd,
Leisrauschend zur Tiefe nieder.
Johann Wolfgang von Goethe
Am Flusse
Verfließet, vielgeliebte Lieder,
Zum Meer der Vergessenheit!
Kein Knabe sing' entzückt euch wieder,
Kein Mädchen in der Blütenzeit.
Ihr sanget nur von meiner Lieben;
Nun spricht sie meiner Treue Hohn.
Ihr wart ins Wasser eingeschrieben;
So fließt denn auch mit ihm davon.
Johann Wolfgang von Goethe
Die Einheit allen Seins
Alles, vom Niedrigsten bis zum Höchsten,
vom Kleinsten bis zum Größten,
lebt gleichberechtigt in dir. In einem einzigen
Atom findest du alle Elemente der Erde,
ein einziger Tropfen Wasser beinhaltet alle
Geheimnisse des Ozeans, und in einer
einzigen Regung des Geistes findest du die
Bewegung sämtlicher Lebensgesetze.
Khalil Gibran
O wo ist, wo ist das Glück zu Hause,
Daß ich's endlich finden mag und greifen,
Und mit starker Fessel an mich binden!
O wo ist, wo ist das Glück zu Hause!
»Wo des Mondes Sichel schwimmt im Wasser,
Wo das Echo schläft am hohlen Felsen,
Wo der Fuß des bunten Regenbogens
Auf dem Rasen steht, da geh' es suchen!«
Emanuel Geibel
Die stille Wasserrose
Die stille Wasserrose
Steigt aus dem blauen See,
Die feuchten Blätter zittern,
Der Kelch ist weiß wie Schnee.
Da gießt der Mond vom Himmel
All seinen goldnen Schein,
Gießt alle seine Strahlen
In ihren Schoß hinein.
Im Wasser um die Blume
Kreiset ein weißer Schwan;
Er singt so süß, so leise,
Und schaut die Blume an.
Er singt so süß, so leise,
Und will im Singen vergehn –
O Blume, weiße Blume,
Kannst du das Lied verstehn?
Emanuel Geibel