Vögel Zitate (Seite 4)
Kyria Marias Taverne
unter Blättern und Zweigen
trinke ich
Wein
Vögel erfüllen die Luft
Freude die schmerzt
beengt mir die Brust
und ich atme tief
den Duft dieser Zeit
Häuser wuchsen empor
wie Gedanken
drängten sich
Nähe suchend
zwischen die Menschen
ihr Kommen
und Gehen
und sich
erinnern
Anke Maggauer-Kirsche
Neue Liebe
Zum zweitenmal
Steigt dieses Jahr der Frühling nieder
Ins Erdental.
Die Rosen blühn, die Vögel singen Lieder,
Und ich, ach – liebe wieder,
Mit gleicher Lust und gleicher Qual
Wie dazumal. –
Wie dazumal,
Als mir noch frohe Jugend blühte,
Der Sonnenstrahl
Ins Herz mir junge Lieder sprühte.
Ich glühe, wie ich damals glühte,
Es ist die gleiche süße Qual
Wie...
Hermann Ritter von Lingg
Liederfrühling
Der Lenz ist da,
Und fern und nah
Gibt's neue Weisen und Lieder;
Wie einst Merlin
So lausch ich hin,
Und alles schreib' ich nieder.
Hoch in der Luft
Was die Lerche ruft,
Was die Drossel klagt im Hollunder,
Was den Rosen all'
Die Nachtigall
Flötet, Sagen und Wunder;
Was die Schlange klug
Ihre Kinder frug,
Die im Sonnenlicht schillern,
Was Hänfling und Fink
Im Fluge flink
Einander zwitschern und trillern;
Was die Vögel gewußt,
Die voll Wanderlust
Aus dem Süden erst gekommen,
Was...
Heinrich Leuthold
Abends
Komm, Liebchen, es neigen
Die Wälder sich dir;
Und alles mit Schweigen
Erwartet dich hier.
Der Himmel, ich bitte,
Von Wölkchen wie leer!
Der Mond in der Mitte,
Die Sternlein umher!
Der Himmel im glatten
Umdämmerten Quell!
Dies Plätzchen im Schatten,
Dies andre so hell!
Im Schatten, der Liebe
Dich lockendes Glück,
Dir flüsternd: es bliebe
Noch vieles zurück.
Es blieben der süßen
Geheimnisse viel;
So festes Umschließen;
So wonniges Spiel!
Da rauscht es! Da wanken
Auf jeglichem...
Johann Georg Jacobi
Winter
Du lieber Frühling, wohin bist du gegangen?
Noch schlägt mein Herz, was deine Vögel sangen.
Die ganze Welt war wie ein Blumenstrauß,
Längst ist das aus!
Die ganze Welt ist jetzt, o weh,
Barfüßle im Schnee.
Die schwarzen Bäume stehn und frieren,
Im Ofen die Bratäpfel musizieren,
Das Dach hängt voll Eis.
Und doch! Bald kehrst du wieder, ich weiß, ich weiß!
Bald kehrst du wieder,
O, nur ein Weilchen,
Und blaue Lieder
Duften die Veilchen!
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Verzogen,
Verflogen,
Alle Vögel aus dem Nest!
Nur die Mauern,
Sie dauern,
Überdauern die Gäst'.
Junge Zeiten,
Sie schreiten
Wie Geister vorbei.
Wo ist nun geblieben
Das Lachen, das Lieben?
Blieb keines dir treu?
Von weiten
Da läuten
Die Glocken wie einst.
Alter Träumer, entrinne,
Daß am Fenster die Spinne
Nicht sieht, wie du weinst!
Paul von Heyse
Die Seiltänzer
Sie gehen über den gespannten Seilen
Und schwanken manchmal fast, als wenn sie fallen.
Und ihre Hände schweben über allen,
Die flatternd in dem leeren Raum verweilen.
Das Haus ist überall von tausend Köpfen,
Die wachsen aus den Gurgeln steil, und starren
Wo oben hoch die dünnen Seile knarren.
Und Stille hört man langsam tröpfeln.
Die Tänzer aber gleiten hin geschwinde
Wie weiße Vögel, die die Wandrer narren
Und oben hoch im leeren Bäume springen.
Wesenlos, seltsam, wie sie sich...
Georg Heym
Morgenerwachen
Noch ruht der Wald im nächtlichen Traume
Noch spürt man nicht des Tages Hast
Und in des Dickichts dunklem Raume
Hält noch der Morgennebel Rast
Doch überm Horizont erhebt sich
Ein roter Feuerschweif empor
Und in des Waldes Stille regt sich
Mit zagem Sang der Vögel Chor
Lebhaftes Treiben kommet wieder
Der Tag erwacht zu neuem Streit
Und heller tönen nun die Lieder
Zum bunten Leben weit und breit
Volkmar Frank
Der Gast
Das Kind ist krank zum Sterben,
die Lampe gibt trägen Schein,
die Mutter spricht: "Mir ist es,
als wären wir nicht allein."
Der Vater sucht zu lächeln,
doch im Herzen pocht's ihm bang,
stiller wird's und stiller, –
die Nacht ist gar zu lang.
Nun scheint der Tag ins Fenster,
die Vögel singen so klar;
die beiden wußten es lange,
wer der Gast gewesen war.
Theodor Fontane
Zum Reigen herbei
Zum Reigen herbei
Im fröhlichen Mai!
Mit Blüten und Zweigen
Bekränzt euch zum Reigen!
Im fröhlichen Mai
Zum Reigen herbei!
Zum Reigen herbei!
Mit Jubelgeschrei
Die Vögel sich schwingen,
Sie rufen und singen
Mit Jubelgeschrei:
Zum Reigen herbei!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Liebe und Frühling
Ich muß hinaus, ich muß zu dir,
Ich muß es selbst dir sagen:
Du bist mein Frühling, du nur mir
In diesen lichten Tagen.
Ich will die Blumen nicht mehr sehn,
Nicht mehr die grünen Matten,
Ich will nicht mehr zum Walde gehn
Nach Duft und Klang und Schatten.
Ich will nicht mehr der Lüfte Zug,
Nicht mehr der Wellen Rauschen,
Ich will nicht mehr der Vögel Flug
Und ihrem Liede lauschen.
Ich will hinaus, ich will zu dir
Ich will es selbst dir sagen:
Du bist mein...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Der Pilot
Glaube stehet still erhoben
Überm mächt'gen Wellenklan,
Lieset in den Sternen droben
Fromm des Schiffleins sichern Gang.
Liebe schwellet sanft die Segel,
Dämmernd zwischen Tag und Nacht
Schweifen Paradieses Vögel,
Ob der Morgen bald erwacht?
Morgen will sich kühn entzünden,
Nun wird's mir auf einmal kund;
Hoffnung wird die Heimat finden
Und den stillen Ankergrund.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff