Vögel Zitate (Seite 3)
Stichwörtlicher Herbst
Bunte Blätter, gold'ner Sonnenschein.
Unverkennbar: Herbst ist es geworden!
Vögel fliehen aus dem Norden,
wollen bald im warmen Süden sein.
Nebelschwaden, Wind verjagt sie kaum.
Schwerer Tau am kühlen feuchten Morgen.
Düstere Gedanken, manchmal Sorgen.
Blattlos fast ein jeder Baum.
Klaus Reißig
Erholsamer Tag
Stahlblauer Himmel, rauschendes Meer,
alte Kiefern im glitzernden Sand,
außer uns zwei, die Bucht menschenleer,
braunweiße Muscheln zieren den Strand.
Wir gehen umschlungen spazieren,
genießen die herrliche Stille,
sehen Vögel am Meer stolzieren,
sind begeistert von der Idylle.
Oft bleiben wir regungslos stehen,
bestaunen die Vielfalt der Natur,
können uns nicht satt daran sehen,
in uns herrscht nur, Faszination pur.
Dann neigt sich der Tag seinem Ende,
die Sonne senkt sich...
Horst Rehmann
Zeitumstellung
Regentage sind vorüber,
blauer Himmel zeigt sein Kleid,
Wolkenfelder werden müder,
es beginnt die Sommerzeit.
Umgestellt sind nun die Uhren,
abends bleibt es länger hell,
Natur zieht bunte Spuren,
legt ab das graue Winterfell.
Die Vögel singen heiter,
in den Herzen Liebesglück,
Zeit geht achtlos weiter,
kehrt nimmer mehr zurück.
Zurück stellt man nur Uhren,
im Herbst wenn Blätter fallen,
doch das sind Korrekturen,
die wie Geschrei verhallen.
Horst Rehmann
Schleichender Herbst
Langsam schleicht der Herbst ins Land,
schickt Stürme und viel Regen,
Sommerzeit hat er verbannt,
um sein Farbkleid auszulegen.
Gerne mag er Braun und Gelb,
ebenso das fahle Grau,
mit dem Zauberwörtchen "welk"
beendet er die Gartenschau.
Bäume macht er nackt und kahl,
schickt Vögel auf die Reise,
Nebelbänke bis ins Tal
verteilt er still und leise.
Jedes Jahr treibt er dies Spiel,
lässt sich durch nichts vertreiben,
hat vor Augen nur ein Ziel,
bis zum Winter stark zu bleiben.
Horst Rehmann
Fülle
Siehst du wie die Blumen sprießen,
wie die klaren Bächlein fließen,
wie die Vögel munter singen
und die Bäume sanft sich schwingen
in des Windes zartem Hauch,
spürst du all dies heute auch?
Sei bewußt dir der Geschenke,
und dabei an Gott stets denke.
Danke ihm für all die Gaben
und laß daran die Seel sich laben.
Alles was sein Herz begehrt,
fließt dem zu,
der Gott stets ehrt.
Irina Rauthmann
Verschiedenes Maß
"Sieh dort", so sprach der Optimist,
"In goldner Frühlingssonne Blitzen
Auf einem Häufchen Pferdemist
In Eintracht sieben Spatzen sitzen.
Wie reich ist doch der Schöpfungsplan,
Und alles muß zum Besten taugen;
Was hier ein Großer abgetan,
Das können sieben Kleine brauchen!"
"Sieh dort hin", sprach der Pessimist,
"Und faß solch Bild dir in Gedanken:
Wie sich um dreckigen Pferdemist
Die sieben ruppigen Vögel zanken.
Das ist des Lebens großer Zug,
Von einem bis zum andern...
Rudolf Presber
Frühlingshoffnung
Warmer
Frühlingshauch
läßt die Natur
zu neuem Leben erwachen.
Die Sehnsüchte
des Winters
gehen endlich in Erfüllung,
können bald schon
aus dem Vollen schöpfen!
Zartes Grün,
erfrischende Farben der ersten Blüten,
die Vögel singen – Lebenslust! –
die Bienen eilen von Blüte zu Blüte
Öffne dich, mein Herz!
Laß sie los,
die Traurigkeit, die Einsamkeit, die Müdigkeit!
Laß dich erwärmen
und dich mit Freude, Zuversicht und Liebe füllen!
Laß dich mitreißen
zu...
Beate Prager
Am stillen Friedhof
Wenn ich im stillen Friedhof geh',
Wird mir so schwer zu Herzen,
Daß man die treuste Menschenbrust,
Die mitgetragen Leid und Lust,
So eilig kann verschmerzen.
Gras wächst darüber, ach wie bald!
Das Grab wird selber heiter.
Wie wenn ein Blatt vom Wipfel fällt,
So geht ein Leben aus der Welt –
Die Vögel singen weiter.
O Menschenherz mit deinem Stolz!
Was flüstern die Cypressen?
»Wir stehn auf einem schmalen Raum,
Darunter liegt ein Herze kaum,
So ist es schon vergessen.«
Ludwig Pfau
Heimweh
O du, die mich von hinnen trieb,
Dich hab' ich dennoch, dennoch lieb!
– Wie einer seine Heimat liebt,
Dem sie auch nichts als Elend gibt,
Und wie er aus der Fremde Glück
Sich dennoch sehnt nach ihr zurück.
Dort ist der Himmel tiefer blau,
Dort liegt in satterm Grün die Au,
Dort blühn die Blumen schöner auch
Und atmen düftevollern Hauch,
Dort klingt sogar der Vögel Laut
Ihm wundersüß und wohlvertraut.
Und stieß ihn auch die Heimat fort,
Im Traum ist seine Seele dort,
Und klopft an ihr...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Bedenke Freund, was wir zusammen sprachen,
War's wert, daß wir den Bann des Schweigens brachen,
Um solche Nichtigkeiten auszutauschen?
So schwätzen wohl zwei Vögel miteinander,
Derweil in unablässigem Gewander
Des Stromes strenge Wogen meerwärts rauschen.
Erwacht in dir nicht ein Gefühl der Leere,
Erwägst du, wie so auftut Jahre, Jahre
Nichts als Geschwätz aus dir sich und dem andern,
Indessen nach der Gottheit Schoß und Meere
Der Geistesweisheit sternenspiegelklare
Gewässer ruhlos und...
Christian Morgenstern
Das Horchende, das feingespannte Segel
Der Blick, geweitet, der sich leert.
Der Chor der mitternächtgen Vögel,
durchs Schweigen schwimmend, ungehört.
An mir ist nichts, ich gleich dem Himmel,
ich bin, wie die Natur ist: arm.
So bin ich, frei: wie jene Stimmen
der Mitternacht, des Vogelschwarms.
Du Himmel, weißestes der Hemden,
du Mond, entseelt, ich sehe dich.
Und, Leere, deine Welt, die fremde,
empfang ich, nehme ich!
Ossip Mandelstam