Verstehen Zitate (Seite 7)
Eine schwarze Katze kauert vor meiner Tür,
Eine kleine, schwarze, kurzgeschorene Katze;
Ich komme nach Hause, und mit einem Satze,
Wie ich aufschließe, springt sie herein zu mir.
Was will die kleine, schwarze Katze bei mir?
Wär es ein Hündchen, ich wüßte es zu verstehen;
Ein Frauenhündchen, ich weiß damit umzugehen.
Die Katze ist mir ein völlig fremdes Tier
Sie ist die Seele von meinem Spiritus
Familiaris. Er hat sich umgebrungen.
Die schwarze Katze kommt zu mir hereingesprungen,
Weil sie...
Frank Wedekind
Kampf ums Leben
Es ist ein Kampf, sagst Du, das ganze Leben
und innerlich hast Du schon aufgegeben.
Deine Gedanken drehen Mühlen gleich,
im Kreise sich, der eng und reich
an Schmerz und Qual.
Doch keine Wahl
bleibt Dir und den Deinen.
Im Reinen
sollst Du gehen.
Nicht alles kann man verstehen.
Nicht alles ist es wert, zu kämpfen.
Doch vieles kann die Schmerzen dämpfen.
Vieles kann uns Hoffnung geben,
in diesem tödlichen Kampf ums Leben.
Und einmal werden wir nicht siegen,
doch es geht um den...
Katja Uhlich
Verstand wird Rußland nie verstehn,
Kein Maßstab sein Geheimnis rauben;
So wie es ist, so laßt es gehn –
An Rußland kann man nichts als glauben.
Der kühle, wägende Verstand
Kann Rußlands Wesen icht verstehen;
Denn daß es heilig ist, dies Land,
Das kann allein der Glaube sehen.
Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew
Silentium!
Schweige, verbirg dich und halte
deine Gefühle und Träume geheim,
laß sie in der Tiefe deiner Seele
lautlos auf- und untergehen
wie Sterne in der Nacht;
erfreue dich an ihnen – und schweige.
Wie soll das Herz sich offenbaren?
Wie soll ein anderer dich verstehen?
Begreift er, wodurch du lebst?
Ein ausgesprochener Gedanke ist eine Lüge.
Wenn du die Quellen aufwühlst, trübst du sie;
zehre von ihnen – und schweige.
Verstehe, nur in dir selbst zu leben:
es gibt in deiner Seele eine...
Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew
Blut-Propheten
Wir träumen über die Erde hin,
Wir kennen nicht oben noch unten,
Wir horchen nur in die Erde hinein,
Wir verstehen nur ihre Wunden.
Und liegen wie träumend am Boden hin,
Dann sind wir selbst fast Erden,
Als wollte in dunkel-chaotischem Trieb
Sie bewusst den Lebendigsten werden.
Und wir fühlen den Durst nach Blut, nach Blut
Der ausgetrockneten Erde,
Daß einer verjüngten Lebensbrut
Ein saftiges Erdreich werde.
Wir träumen über die Erde hin:
Tut Buße, Buße in Zeiten!...
Ludwig Scharf
Ein Buch ist jedes Mädchenherz…
Ein Buch ist jedes Mädchenherz
Mit gar geweihten Lettern
Die meisten Männer lesen's nicht,
Sie wollen bloß drin blättern.
Sie schlagen wie der Wirbelwind
Die Blätter um in Reihe,
Verstehen nicht ein Sprüchlein drin,
Nicht einen Vers voll Weihe.
Ich aber hab ihr Herzensbuch
Mit Andacht ganz durchlesen
Und bin nach jedem neuen Blatt
Noch zärtlicher gewesen.
Gottlieb Moritz Saphir
Klage
Das aber ist das Traurigste: zu sehen,
Wie tief die Menschheit wurzelt im Gemeinen,
Wie Taten, die uns hier die höchsten scheinen,
Zumeist aus niedrem Antrieb nur geschehen.
Wie es die Besten selbst so schwer verstehen,
Daß man nur schöpfen dürfe aus dem Reinen,
Und wie es gibt von Tausenden kaum einen,
Der sich den eignen Vorteil läßt entgehen.
Und so geschiet es, daß in diesem Leben
Ein hoher Sinn gereicht zu Hohn und Schande,
Ward des Erfolges Glanz ihm nicht gegeben.
Und so...
Ferdinand von Saar
Alter
Das aber ist des Alters Schöne,
daß es die Saiten reiner stimmt,
daß es der Lust die grellen Töne,
dem Schmerz den herbsten Stachel nimmt.
Ermessen läßt sich und verstehen
die eigne mit der fremden Schuld,
und wie auch rings die Dinge gehen,
du lernst dich fassen in Geduld.
Die Ruhe kommt erfüllten Strebens,
es schwindet des verfehlten Pein -
und also wird der Rest des Lebens
ein sanftes Rückerinnern sein.
Ferdinand von Saar
Glücklich, ihr, daß ihr der Welt entronnen
Glücklich ihr, daß ihr der Welt entronnen,
Eh das Netz der Wirrung euch umsponnen,
Das um die da leben wirft das Leben,
Und nicht Einsicht kann's, nur Tod, entweben.
Wie sich Fremden, die sich lieben sollten,
Selbst sich wehthun, die sich wohlthun wollten,
Und so selten nur sich zwei verstehen,
Die zusammen eines Weges gehen.
Dieses Streits, mit halberwachtem Sinne,
Glückliche, seid ihr nicht worden inne,
Und nun seid ihr, wo er euch nicht irret,
Ihr...
Friedrich Rückert
Die letzte Schönheit ist das Neigen
Von Mensch zu Mensch und jeder spricht:
Die Einsamkeit und sagt das Seine
Und hört dem andern zu in Schweigen
Und Staunen und bewahrt in Reine
Die Ahnung wie ein erstes Licht: –
Die Ahnung, daß wir uns verstehen,
Und nicht mehr einsam weitergehen.
Alfred Karl Röttger
Leeres Reden, Kommen, Gehen,
Schales Lächeln, Lachen auch,
Alles mußtest du verstehen,
Heuchelnd nach des Tages Brauch!
Unergründet muß es bleiben,
Glatt und trügrisch wie die Welt,
Wenn dein Wesen ihrem Treiben
Widerwillig ward gesellt.
Dein erst, wenn der Tag zerstoben,
Ist, was dir die Seel' umfaßt,
Dein des Glücks, der Schmerzen Toben,
Dein geliebter Sorgen Last.
Otto Roquette
Wie wir die Menschen sehn, nicht wie sie sind,
So lieben wir sie. Unser tiefstes Sehen
Ist, wo wir lieben, kinderselig blind,
Und mag nur mit dem Herzen sich verstehen.
Erkenntniß selbst wird eingehüllt geschwind,
In schönem Trug mit uns einher zu gehen.
Wie reich die Armuth, die das Herz verschwendet!
Wie arm der Reichthum, wenn der Trug sich wendet!
Otto Roquette
Offenbarung
Natur spricht laut in Wort und Schrift
Du mußt nur Windeswehen
Und Duft und Klang und Wald und Trift
Und Fels und Meer verstehen!
Ein jeder Baum, der braust in Wettern,
Und jede Blume auf der Flur,
Und jeder Zweig ist voll von Blättern
Der Offenbarung der Natur.
Auf jedem Blatt steht licht und offen:
"O glaub' an helle Frühlingsluft!"
Auf jedem Blatt steht grünes Hoffen,
Still flüsternd um die Blumenbrust.
Auf jedem Blatt steht groß geschrieben:
"Der Geist der Lieb' durchweht die...
Hermann Rollett