Tränen Zitate (Seite 15)
Wie dürftig scheint dem Menschen das Gelücke.
Die Dornen pflastern seine Bahn,
er spürt mehr Blitz als Sonnenblicke
und rührt gar selten Rosen an.
Die Wiege blüht nicht ohne heiße Tränen.
die Jugend lernt mit Fallen gehn.
Sie muß sich halb verbrennen, halb versehnen
und zwischen Sturm und wilden Klippen stehn.
Wir betten uns auf Dornen und auf Spitzen
und stören unsre Ruh und Lust.
Läßt uns der Feind gleich sicher sitzen,
so tobt der Feind in unsrer Brust.
Die größte Not wächst uns aus eignen...
Christian Hofmann von Hofmannswaldau
Nachtlied
Bist du schlafen gangen,
Hast genug gewacht?
Hält dich Traum umfangen?
Liebe, gute Nacht!
Hält der Traum umfangen
Dämmernd, still und sacht,
Deine Rosenwangen?
Süße, gute Nacht!
Lächeln deine Wangen
Mit der Rosen Pracht?
Wie die Sternlein prangen!
Holde, gute Nacht!
Wenn der Sternlein Prangen
Mir durch Tränen lacht,
Weicht von mir das Bangen.
Schwester, gute Nacht!
Weicht von mir das Bangen,
Hab ich ausgeklagt.
Bist du schlafen gangen?
Liebe, gute Nacht!
Louise Hensel
Clarisse
Meinen schönsten Liebesantrag
Suchst du ängstlich zu verneinen;
Frag ich dann: Ob das ein Korb sei?
Fängst du plötzlich an zu weinen.
Selten bet ich, drum erhör mich,
Lieber Gott!, hilf dieser Dirne,
Trockne ihre süßen Tränen
Und erleuchte ihr Gehirne.
Überall wo du auch wandelst,
Schaust du mich zu allen Stunden,
Und je mehr du mich mißhandelst,
Treuer bleib ich dir verbunden.
Denn mich fesselt holde Bosheit,
Wie mich Güte stets vertrieben,
Willst du sicher meiner los...
Heinrich Heine
O rede nicht, wenn heiß das Blut dir wallt,
ein böses Wort ist wie ein gift'ger Pfeil,
die Wunde, die es schlug, sie wird nicht heil,
wenn auch das Wort im Augenblick verhallt.
O schweige nicht, wenn heiß das Herz sich regt,
ein gutes Wort ist wie ein Himmelstrost,
in süße Tränen löst es starren Frost,
mit guten Worten wird das Glück gepflegt.
Nina Güthner
Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit
Einen Moment der Unachtsamkeit
um in deinen Augen zu versinken,
mein Leben dafür, um zu ertrinken
im Gefühl der trauten Zweisamkeit.
Eingetaucht in einem Meer aus Glas,
umspült vom Anmut der Tränen,
den Traum zu erfahr'n in Ebenen,
ein Paradies gehüllt in Edelgas.
Einen Augenblick der Unendlichkeit,
verloren in einer wundervollen Welt
geboren wurde ich zu deinem Held,
für einen Moment der Unachtsamkeit.
Gerd Groß
Schatten an der Wand
Von einer Kerze magischem Schimmer,
ein Schatten geworfen an meine Wand,
läßt dein Bild entstehen im Zimmer
vom kalten Hauch geführt durch Windes Hand.
Den Tränen nahe, erahne ich dich,
höre die Worte, die du zu mir sprichst:
"Von den Engeln verlassen, ergeb' ich mich
dem einzigen Gott, den du versinnbildlichst".
Du hast mich verlassen, bin nun allein,
dem Wahnsinn ergeben, will nicht ohne dich sein.
Der Schmerz ist geblieben von deinem Schwur,
mich nie zu verlassen, ist...
Gerd Groß
Wenn aus dem innerst tiefsten Grunde
Du ganz erschüttert alles fühlst,
Was Freud' und Schmerzen jemals dir ergossen,
Im Sturm dein Herz erschwillt,
In Tränen sich erleichtern will
Und seine Glut vermehrt,
Und alles klingt an dir und bebt und zittert,
Und all die Sinne dir vergehn,
Und du dir zu vergehen scheinst
Und sinkst,
Und alles um dich her versinkt in Nacht,
Und du, in inner eigenem Gefühl,
Umfasset eine Welt:
Dann stirbt der Mensch.
Johann Wolfgang von Goethe
Herbstgefühl
Fetter grüne, du Laub, am Rebengeländer hier
mein Fenster herauf!
Gedrängter quellet, Zwillingsbeeren, und reifet
schneller und glänzend voller!
Euch brütet der Mutter Sonne Scheideblick,
euch umsäuselt des holden Himmels fruchtende Fülle
euch kühlet des Mondes freundlicher Zauberhauch,
und euch betauen, ach!
aus diesen Augen der ewig belebenden Liebe
vollschwellende Tränen.
Johann Wolfgang von Goethe
Das Leben
Das Leben ist verhüllt und verborgen,
wie auch euer größeres Selbst verborgen
und verhüllt ist.
Aber wenn das Leben spricht,
werden alle Winde Worte;
und wenn es von neuem spricht,
so wird das Lächeln auf euren Lippen
und die Tränen in euren Aug' zum Wort.
Wenn es singt , hören es die Tauben
und sind ergriffen;
und wenn es sich langsam nähert,
sehen es die Blinden und sind entzückt
und folgen ihm verwundert und erstaunt.
Khalil Gibran