Tränen Zitate (Seite 12)
Marter in Bielefeld
Es war in Bielefeld so bitter kalt.
Ich sah ein Weib, das nichts als eine knappe
Hemdhose trug. Daß ich erschauerte
Und ihren kalten Zustand heiß bedauerte.
Denn sie war nur Attrappe – Fleisch aus Pappe.
Ich wäre gar zu gern zu zweit gewesen.
Nun stand ich vor der reizenden Gestalt,
Mußte herabgesetzte Preise lesen,
Und ach, die Ladenscheibe war so kalt.
Der Frost entlockte meiner Nase Tränen.
Die Dame schwieg. Die Sonne hat gelacht.
In mir war qualvoll irgendwas...
Joachim Ringelnatz
Wie der Abendwind
Wie der Abendwind durch geschulterte Sensen der Schnitter,
geht der Engel lind durch die schuldlose Schneide der Leiden.
Hält sich stundenlang zur Seite dem finsteren Reiter,
hat denselben Gang wie die namenlosen Gefühle.
Steht als Turm am Meer, zu dauern unendlich gesonnen;
was du fühlst, ist er, im Innern der Härte geschmeidig,
daß im Notgestein die gedrängte Druse der Tränen,
lange wasserrein, sich entschlösse zu Amethysten.
Rainer Maria Rilke
Hab ich ein Recht, zu geben, was ich kann?
Darf ich in dieser Tränen Niederschlage
dich bleiben heißen. Die durchseufzten Tage
heben auf meinem Munde wieder an
zwischen dem Lächeln, das, wie du's beschwörst,
doch nicht zu leben wagt. O ich bin bang,
daß das nicht recht sein kann. Wir sind im Rang
nicht gleich genug für Liebende. Du hörst:
wer andres nicht zu geben hat, der muß
nicht Geber werden. Ein für alle Mal.
Dein Purpur bleibe rein von meinem Ruß
und unbeschlagen klar dein...
Rainer Maria Rilke
Kerzenlicht
Ein flackernd kleines Kerzenlicht,
das Frieden reflektiert,
im rosaroten Kerzenwachs,
das seine Form verliert,
in Tropfen, die den Tränen gleich
erstarrt in seiner Spur,
erhellt und wärmt es da und dort
für wenig Stunden nur;
verbindet uns in Freud und Leid
ist Trost in vielen Händen
will dir und mir zur rechten Zeit
ein leuchtend Lächeln spenden.
Ingrid Riedl
Aufenthalt
Rauschender Strom,
Brausender Wald,
Starrender Fels
Mein Aufenthalt.
Wie sich Welle
An Welle reiht,
Fließen die Tränen
Mir ewig erneut.
Hoch in den Kronen
Wogend sich's regt,
So unaufhörlich
Mein Herze schlägt.
Und wie des Felsen
Uraltes Erz,
Ewig derselbe
Bleibet mein Schmerz.
Ludwig Rellstab
Rollenspiel
Wie ein Clown komm ich mir oft vor,
ziehe im Kreis meine Wege,
nehme alles hin mit Humor,
in meiner Daseinsmanege.
Ich spiele brav meine Rolle,
mit Tränen im fahlen Gesicht,
hab den Leib unter Kontrolle,
obwohl mein Herz langsam zerbricht.
Man sieht mich ständig nur lachen,
erkennt nicht den Funken der Not,
ich mach die tollkühnsten Sachen,
doch innerlich bin ich längst tot.
Selbst wenn ich zu Boden falle,
allein nicht mehr aufstehen kann,
klatschen die Zuschauer alle,
rufen...
Horst Rehmann
Weinende Seele
Es ist still, ich hör nur den Wind,
seh am Himmel ein Wolkenmeer,
und am Weg ein weinendes Kind,
das rennt einem Ball hinterher.
Erinnerung stürzt auf mich ein,
und erweckt die Vergangenheit,
in der ich so hilflos allein,
erlebte viel Kummer und Leid.
Was geschah ist lange schon her,
hat meinen Kindheitstraum zerstört,
doch das Geschehene wiegt schwer,
weil mein Flehen niemand gehört.
Nichts von dem hab ich je erzählt,
es blutet noch heute mein Herz,
weil diese Erinnerung...
Horst Rehmann
Mein Wunschkartenhaus
Die Sonne geht unter,
ich spaziere am Strand,
der Westwind weht munter,
über Wasser und Land.
Eine Möwe kreischt schrill,
fliegt direkt auf mich zu,
dreht dann ab – es wird still –
in meinem Kopf kreist – Du.
Gerne denk ich zurück,
an die Traumzeit mit Dir,
als wir schwebten im Glück,
voller Lust, voller Gier.
Jetzt fühl ich mich einsam,
mein Herz ist zerrissen,
mein Wunsch ist – gemeinsam,
die Fahnen neu hissen.
Doch dies bleibt nur Sehnsucht,
ein ständiges Hoffen,
ein...
Horst Rehmann
Zartes Wesen
Immer wieder komm ich zu dir,
kann es nicht unterlassen,
verschmelze wie ein Juwelier,
beim Brillanteneinfassen.
Dein Dasein ist mir so wichtig,
wie den Blumen der Regen,
das Ambiente macht süchtig,
meine Liebe wird's pflegen.
Nie mehr will ich Tränen sehen,
auf deinem sanften Gesicht,
es zählt nur dein Wohlergehen,
in deinen Augen das Licht.
Du bist so ein zartes Wesen,
gleichst einer Feengestalt,
auch ohne jegliche Thesen,
geb ich für immer dir Halt.
Horst Rehmann
Jedem das Seine?
Jeder kennt Glück, jeder kennt Wut,
auch Jubel und Tränen,
oft zahlt man sogar noch Tribut,
für unfassbare Szenen.
So gibt es den Einen, der lacht,
und den Andern, der weint,
und so manch Einer an der Macht,
sieht in Jedem den Feind.
Viele leben in Saus und Braus,
doch viel mehr noch in Not,
Reiche lachen die Armen aus,
geben ihnen kein Brot.
Manch Einer sollte sich schämen,
wenn er labt sich am Weine,
nichts geben, immer nur nehmen,
so sind nicht mal Schweine.
Oder
Jedem...
Horst Rehmann
Ein besonders heller Strahl
der Liebe
traf auf unsere
Begegnungs-Seifenblase ...
in allen Farben schillerte
und strahlte die Welt.
Zu schnell
ist sie zerplatzt.
Traurig sitze ich da,
starre in die Leere,
die vorher von den
schillernden Farben
farbenfroh erhellt...
und plötzlich
spiegeln sich die Farben
in meinen Tränen...
die Liebe bleibt!
Irina Rauthmann
Es waren drei junge Leute
Die liebten ein Mädchen so sehr.
Der eine war der Gescheute,
Floh zeitig über das Meer.
Er fand eine gute Stelle
Und ward seiner Jugend froh,
Und lebt als Junggeselle
Noch heute auf Borneo.
Der Zweite schied mit Weinen.
Er sang seiner Liebe Leid
Und ließ es gebunden erscheinen
Just um die Weihnachtszeit.
Das kalte Herz der Dame,
Die Quelle all seines Wehs,
Macht ihm die schönste Reklame
Auf allen ästhetischen Tees.
Der Dritte nur war dämlich,
Wie sich die Welt...
Rudolf Presber