Tanzen Zitate (Seite 2)
Ein Gedicht
Ein Gedicht spiegelt die Seele,
wandelt Gedanken in Worte,
schickt dem Kopf die Befehle,
öffnet die lyrische Pforte.
Ein Gedicht kommt von Herzen,
der Schreiber weiß, was er fühlt,
kennt Glück, Leiden und Schmerzen,
spürt ständig, wie's in ihm wühlt.
Ein Gedicht mag keine Grenzen,
keine Zäune, keine Schranken,
jedoch vielerlei Sentenzen,
die in den Zeilen tanzen.
Ein Gedicht wird geboren
von einer Dichterperson,
die mit offenen Ohren,
gern Beifall bekommt – als Lohn.
Horst Rehmann
Der Frühling kommt
Der Himmel strahlt in hellem Bau,
Sonnenschein bedeckt die Fluren,
vergessen ist das triste Grau,
und des Winters letzte Spuren.
Aus dem Wald entfernt und leise,
ertönt des Spechtes Klopfen schon,
und im Strauch singt eine Meise,
ein Frühlingslied im schönsten Ton.
Nah am Teich tanzen die Mücken,
und aus der Schonung äugt ein Reh,
lässt vom Frühjahr sich entzücken,
als sei's das Werk von einer Fee.
Krokusse sprießen im Garten,
die Honigbienen sehen's prompt,
Lebewesen aller...
Horst Rehmann
Sanft geküßt
Sanft werd' ich heute geweckt,
von Sonnenstrahlen geküßt,
die Luft ist zart wie Konfekt,
ein blaues Himmelszelt grüßt.
Freudig streck' ich die Glieder,
fühle mich rundum gesund,
Amseln trillern schon Lieder,
im lichtdurchfluteten Bunt.
Schmetterlinge im Garten,
tanzen wie Federn im Wind,
die ersten Bienen starten,
zeigen wie fleißig sie sind.
Dieser Morgen ist traumhaft,
von Naturpracht umgeben,
in meinen Adern der Saft,
gibt mir Ansporn zum Leben.
Horst Rehmann
Hymne an das Leben
Angenommen
vom Leben
das höchste der Gefühle
mit dem Leben
den Reigen der Freude tanzen
das Leben zu lieben
in voller Ekstase
das Leben spüren
dicht an dich geschmiegt
das Leben sehen
durch die Augen der Liebe
das Leben genießen
in vollen Zügen
jeden Augenblick neu.
Irina Rauthmann
Seht das Kind, umgrunzt von Schweinen,
Hilflos, mit verkümmerten Zeh'n!
Weinen kann es, nichts als weinen –
Lernt es jemals stehn und gehn?
Unverzagt! Bald, sollt' ich meinen,
Könnt das Kind ihr tanzen sehn!
Steht es erst auf beiden Beinen,
Wird's auch auf dem Kopfe stehn.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
Sonnenuntergang
am Abend
tupft die Sonne
funkelnde Lichter
die spielen
und tanzen
an Wellenbrüchen
sie weiß
daß sie
im Meer ertrinkt
rot wird sie noch
sie tanzt und winkt
auf den Wellen liegt
ein letztes Licht
einen Moment
zögert sie
ein letztes Mal
doch die Nacht
schickt den Wind voraus
und webt schon
am Schleier der Nacht
da sinkt sie hinab
Anke Maggauer-Kirsche
Lustgeschmetter
Goldene Knospenhülle schütten
All die jungen Buchenblätter,
Und den ganzen Wald durchjubelt
Liebessang und Lustgeschmetter.
Um die weißen Sterngrasblumen
Tanzen goldne Schmetterlinge,
Und um jede kleine Blüte
Geht ein summendes Geklinge.
Lachend faß ich deine Hüfte,
Hab so lange dursten müssen,
Lange lange lange Jahre,
Ach so sehr, nach deinen Küssen.
Hermann Löns
Auf den Technikus
Technikus kann alle Sachen
Andre Leute lehren, selbsten machen,
Reiten kann er, fechten, tanzen,
Bauen kann er Städt' und Schanzen;
Singen kann er, messen rechnen,
Schön und zierlich kann er sprechen;
Stadt und Land kann er regieren,
Recht und Sachen kann er führen;
Alle Krankheit kann er dämpfen,
Für die Wahrheit kann er kämpfen;
Alle Sterne kann er nennen,
Bös' und Gutes kann er kennen,
Gold und Silber kann er suchen,
Brauen kann er, backen, kochen;
Pflanzen kann er, säen...
Friedrich Freiherr von Logau
Menschenskinder
Dort, wo »In-Sein« immer »out« ist,
wo das Leben nicht so laut ist,
wo sie Trennendes zerreißen
und auf Börsenkurse scheißen,
wo sie nicht auf Sieger setzen
und die Herzen nicht vernetzen,
dort, wo keinerlei Bilanzen
mit den Männern Tango tanzen,
da, wo Titel aller Längen
am Garderobenhaken hängen,
dort ist alles, was sie kennen,
menschenwürdig noch zu nennen.
Klaus Klages
Frühlingswünsche
Im Frühling, wenn sich Baum und Strauch
Hat bräutlich angezogen,
Da kommen mir die Wünsche auch
Gleich Lerchen angeflogen.
Ich möchte sein ein stolzer Baum,
Hoch in den Himmel ragen,
Ich möcht' des Waldes grünen Raum
Als flinkes Reh durchjagen.
Ein starker Adler möcht' ich sein,
Aufwärts zur Sonne streben,
Ich möcht' der Blumen bunte Reih'n
Als Schmetterling durchschweben.
Ich möcht' als Sturm durch Meere hin
Wild tanzen meinen Reigen –
Doch – nein – ich bliebe, wer ich...
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Springbrunn
Das ist ein lustiger Springbrunn
Im Mittagssonnenglanz,
Glitzernde Tropfen tanzen
Den silbernen Sonnentanz.
Viel feuchte, leuchtende Funken –
Das schimmert und rieselt und glüht –
Der speienden Löwenhäupter
Gerunzelte Stirne sprüht.
Die Lindenblätter sich neigen
Und fangen den spritzenden Tau.
Am Becken kühlt und erquickt sich
Die müde Taglöhnersfrau.
Karl Henckell
Der Minister des Äußern
kann sich nicht äußern;
der Minister des Innern
ist schwach im Erinnern,
der Kriegsminister
trägt Szepter und Kron' im Tornister,
der Minister der Finanzen
muß nach jedes Pfeife tanzen,
der Minister des Handels
ist unsichtbaren Wandels,
der Minister der Justiz
hat nicht Stimme, nur Sitz,
der Minister des Kultus
änderst Kultus in stultus
der Chef der Polizei
schüttelt den Kopf dabei.
Franz Grillparzer