Süße Zitate (Seite 5)
Margarethens Lied
Jetzt ist er hinaus in die weite Welt,
Hat keinen Abschied genommen,
Du frischer Spielmann in Wald und Feld,
Du Sonne, die meinen Tag erhellt,
Wann wirst du mir wiederkommen?
Kaum daß ich ihm recht in die Augen geschaut,
So ist der Traum schon beendet,
O, Liebe, was führst du die Menschen zusamm',
O, Liebe, was schürst du die süße Flamm',
Wenn so bald und traurig sich's wendet?
Wo zieht er hin? Die Welt ist so groß,
Hat der Tücken so viel und Gefahren,
Er wird wohl gar in...
Joseph Victor von Scheffel
Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
Und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter...
Rainer Maria Rilke
Zauber der Erinnerungen,
Heil'ger Wehmut süße Schauer
Haben innig uns durchklungen,
Kühlen unsre Glut.
Wunden gibt's, die ewig schmerzen,
Eine göttlich tiefe Trauer
Wohnt in unser aller Herzen,
Löst uns auf in eine Flut.
Und in dieser Flut ergießen
Wir uns auf geheime Weise
In den Ozean des Lebens
Tief in Gott hinein;
Und aus seinem Herzen fließen
Wir zurück zu unserm Kreise,
Und der Geist des höchsten Strebens
Taucht in unsre Wirbel ein.
Novalis
Komm zu mir!
O wende nicht dich ab von mir
Mit Augen thränenschwer!
Zog schöne Freude mich zu dir,
So thut's das Leid noch mehr.
Nicht frag' ich, was die süße Lust,
Der Stimme Klang dir nimmt:
Es ist die reiche Menschenbrust
Am leichtesten verstimmt.
O schweig' nur still! doch wenn ein Bann
Dich ungewohnt bezwingt,
Wenn, was dich sonst erfreuen kann
Mit holdem Schein, versinkt,
Wenn unter einer Seelenlast
Dein froher Muth entwich –
So komm zu mir zu stiller Rast
Denn sieh – ich liebe dich.
Marie von Najmájer
Frage und Antwort
Fragst du mich, woher die bange
Liebe mir zum Herzen kam,
und warum ich ihr nicht lange
schon den bittren Stachel nahm?
Sprich, warum mit Geisterschnelle
wohl der Wind die Flügel rührt,
und woher die süße Quelle
die verborgnen Wasser führt?
Banne du auf seine Fährte
mir den Wind in vollem Lauf!
Halte mit der Zaubergerte
du die süßen Quellen auf!
Eduard Mörike
Segen
Der Schlehdorn steht in Blüten,
nun da ich scheiden muß.
Die Schwalbe aus dem Süden
bringt mir den Abschiedsgruß.
Der Schlehdorn steht in Blüten;
so blühst, mein Kind, auch du.
Brich sie für mich, den Müden,
deck mich mit ihnen zu.
Der Schlehdorn steht in Blüten;
welch eine süße Last.
Mag dich der Herr behüten,
wenn du mich nicht mehr hast!
Karl May
Die Liebe
Ohne Liebe
Lebe, wer da kann!
Wenn er auch ein Mensch schon bliebe,
Bleibt er doch kein Mann.
Süße Liebe,
Mach mein Leben süß!
Stille nie die regen Triebe
Sonder Hindernis.
Schmachten lassen
Sei der Schönen Pflicht!
Nur uns ewig schmachten lassen,
Dieses sei sie nicht.
Gotthold Ephraim Lessing
Der Wahrheitsfreund
»Du säest Zähne des Drachen,
Geharnischte Männer erstehn;
Doch, Armer, sie werden nicht für dich,
Sie werden gegen dich gehen!«
Und mögen sie mich auch verwunden
Und senken ins eisige Grab –
Sie sind doch kräftige Kämpen
Der Herrin, der ich mich ergab.
Und mag ich der Herrin nur dienen,
So will ich ja gerne vergehn,
Drum säe ich Zähne des Drachen
Und freue mich, wenn sie erstehn!
Christian Friedrich Hebbel
Wiener Dialekt
Johannisbeer ist süße Frucht,
Doch süßer klingt: »Ribisel«;
Der Deutsche sagt: "Ein hübsches Gesicht!"
Der Wiener: "A hübsch Gfriesel!"
Die deutschen Jungfraun zieren sich
Spröd-ernsten Wesens, strengens;
Die Wienerin hält sich den Mann vom Leib,
Und lacht und sagt: "Jetzt gengens!"
Und wenn er dringend wird und spricht
Von seinem gebrochen Herzen,
Dann schaut sie ihm ernsthaft ins Gesicht:
"Sonst habens keine Schmerzen?"
Und will er die Pistole gar
Nach Brust und Stirne...
Franz Grillparzer
Gefesselt
Liebesglück und Liebesschmerz –
Die Minute macht zum Sklaven,
O des Gottes Pfeile trafen
Mein gestählt gewappnet Herz.
Trage Ketten, golden süß,
Aber immer sind es Ketten,
Goldne Ketten, süße Ketten,
Aber Ketten sinds gewiß.
In des Lebens Blütenzeit
Tief verletzt und schwer gebunden,
Und in Fesseln und in Wunden
Dennoch diese Seligkeit?
Ludwig Eichrodt
Im hohen Gras der Knabe schlief,
Da hört' er's unten singen,
Es war, als ob die Liebste rief,
Das Herz, wollt ihm zerspringen.
Und über ihm ein Netze wirrt
Der Blumen leises Schwanken,
Durch das die Seele schmachtend irrt
In lieblichen Gedanken.
So süße Zauberei ist los,
Und wunderbare Lieder
Geh'n durch der Erde Frühlingsschoß,
Die lassen ihn nicht wieder.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Sag' o sag' sind's Hallucinationen?
Halt ich dich als Eheweib umspannt?
Zieh'n der Arme Muskelcontractionen
Dich als Gattin an die Thoraxwand?
Ist dies Glück, dies wahrhaft grenzenlose,
Frag' ich skeptisch, ist es wirklich mein?
Keine Stickstoffoxydul-Narkose
Wiegt mein Hirn in süße Träume ein?
Könnt' ich dir, o Holde, demonstriren
Dieses Maximum von Seligkeit!
Willst du darauf hin mich auscultiren,
Sieh', schon liegt das Stethoskop bereit.
Und die Diagnose wird ergeben,
Daß die einst akute...
Edwin Bormann
Bitte
Frag' mich nicht um mein Geheimnis;
Laß mich's tragen ganz allein,
Bis es wie ein stiller Funke
Wird erstickt in Asche sein.
Rein und klar ist dein Gemüte,
Und der Himmel lacht es an:
Laß mir meinen trüben, wilden,
Stumgepeitschten Ocean.
Frag' mich nicht um mein Geheimnis;
Senke deiner Augen Strahl;
Nimm von meiner armen Seele
Der Versuchung süße Qual:
Mehr als alle Lorbeerkränze,
Die der Weise sich erwirbt,
Gilt dem Himmel eine Thorheit,
Die noch ungeboren stirbt.
Viktor Blüthgen
Geburtstagslied für eine
kranke Freundin
Wir alle freuten uns des Tag's,
Der dich zur Welt gebracht,
Und dachten an den Umstand nicht,
Der dir des Lebens süße Pflicht
So schwer und bitter macht.
Ach! Mancher, der sein Plätzchen hier
Oft mehr entehrt, als ziert,
Hat doch hienieden Luft genug,
Indeß dir jeder Athemzug
Zum lauten Seufzer wird.
Und trotz der vielen Seufzer scheint
Das Leben dir nicht hart;
Denn niemand ist, der lebensfroh,
Wie du, mit jedem Seufzer so
Ein Freudenlächeln...
Johann Aloys Blumauer
An eine, die vorüberging
Der Straßenlärm betäubend zu mir drang.
In großer Trauer, schlank, von Schmerz gestrafft,
Schritt eine Frau vorbei, die mit der Hand gerafft
Den Saum des Kleides hob, der glockig schwang;
Anmutig, wie gemeißelt war das Bein.
Und ich, erstarrt, wie außer mich gebracht,
Vom Himmel ihrer Augen, wo ein Sturm erwacht,
Sog Süße, die betört, und Lust, die tötet, ein.
Ein Blitz … dann Nacht! – Du Schöne, mir verloren,
Durch deren Blick ich jählings neu geboren,
Werd in...
Charles Baudelaire