Stolz Zitate (Seite 10)
Böse ist der Zorn und böse ist die Feindschaft;
böse ist die Heuchelei und böse der Neid;
böse ist die Eifersucht und böse der Geiz;
böse ist der Trug und böse die Hinterlist;
böse ist die Stumpfheit und böse die Heftigkeit;
böse ist der Stolz und böse die Überhebung;
böse ist die Schlaffheit und böse die Trägheit.
Und zum Aufgeben aller dieser bösen Dinge
ist ein mittlerer Weg (zwischen dem allzu Bösen
und allzu Guten) da, der sehend und wissend macht.
Majjhima-Nikâya
Du grollest dem Freunde und wendest
Das Antlitz trüb von ihm fort.
Was trat doch wohl zwischen euch beide?
Ein Nichts – ein harmloses Wort,
Das arglos den Lippen entfallen!
Er ahnet nicht einmal den Grund,
Und darum droht zu zerreißen
Ein alter, heiliger Bund!
So schaffst du immer dir Sorge und Schmerz,
Du stolzes, du eitles Menschenherz! –
Johann Dietrich Lüttringhaus
Ja, einmal nimmt der Mensch von seinen Tagen
Im voraus schon des Glückes Zinsen ein,
Und spricht: Ich will den Kranz der Freude tragen,
Mag, was darauf folgt, nur noch Asche sein.
Die vollen Becher! Laß uns alles wagen!
Ja einmal will ich auf den Mittagshöh'n
Des Lebens stehn und dann am Ende sagen:
Wie war es doch so schön!
Wie war der Traum so schön! Da wir uns liebten,
Da blühten Rosen um den Trauerzug;
Im Schaum der Tage, die sonst leer zerstiebten,
War eine Perle, reich und stolz...
Hermann Ritter von Lingg
Mein Ficus-Benjamin
Mein Benji-Baum hat neue Triebe,
ich seh' ihn voller Freude an.
Ach, wie ich dieses Bäumchen liebe,
doch nicht so sehr, wie meinen Mann.
Der Trieb, des Mannes Markenzeichen,
wenn seine Leidenschaft erweckt,
läßt mit dem Baum sich gern vergleichen,
der sich so stolz zum Himmel reckt.
Wenn ihm der Lustabbau geglückt,
sein Atem schnarchend weht,
seh' ich mit wehmutsvollem Blick
zum Baum, der vor mir steht.
Poldi Lembcke
Wenn du dir willst ein Lied beleben,
So mußt du stille Pfade gehen,
Des Liedes Seele mußt du finden.
Und sie mit Dichteraugen sehen.
Hast du gefunden die Bedeutung,
So war dein Mühen nicht vergebens,
Es fügen sich die wirren Laute
Für dich zur Harmonie des Lebens.
Und wenn du fühlst der Menschheit Schmerzen,
Die da in tausend Liedern klagen,
So wirst du selbst in schweren Stunden
Dein eignes Leiden stolz ertragen.
Otto von Leixner
Sehnsucht
O, wenn die Sehnsucht Flügel hätte,
Welch weiter, weißer Schwanenzug
Nähm' mit den Wolken um die Wette
In blaue Fernen seinen Flug.
Und wenn in abendroten Gluten
Und goldnem Brand der Himmel ständ' –
Wie schön, wenn durch die Purpurfluten
Mein Sehnen freie Bahnen fänd'.
Nicht mehr gefesselt und gebunden,
Zög' ohne Wunsch und Weh
Das Flügelpaar die Sonnenstunden
Weiß leuchtend über Land und See.
Bis hin zu aller Sehnsucht Ende,
Wo die Erfüllung stolz und groß,
Streckt ihre reichen...
Johanna Marie Lankau
Zerfall
Mauern fallen
die stolze Villa
von einst
jetzt Abbruchhaus
Glanz ist gewichen
Schönheit zerfallen
die letzten Bewohner
Stadtstreicher
Vagabunden
huschende Schatten
Generationen von Ratten
wurden hier geboren
und die Natur
nimmt zurück
was der Mensch
ihr entriß
der Waldrand kommt näher
bis er Trümmer verdeckt
doch hinter dem Wald
Einheitshöhlen aus Beton
Pflanzen haben Seltensheitswert
kalt und steril
die Retortenstadt
hier hat selbst
die Natur resigniert
Franz Friedrich Kovacs
Nix für Unguat
Nix für unguat, liebi Lene,
Aber daß d'hoffärti bist
Und an Stolz hast, daß d'kaam geh kost,
Dees hon i nie anders g'wißt.
Nix für unguat! schaugst in Spiegl,
Moast, du kunntst an Engl sei,
Daß dees is an Abrglaabn,
Gel, dees fallt dir nie nit ei?
Nix für unguat! ja im Raatschen
Ko dir weitum koani o,
Und in Gschnippisei, verstandn,
Bist aar alli du voro.
Nix für unguat! liebi Lene,
Aber oft hon i dra denkt,
Zu mein Wei, schau, nix für unguat,
Na, da möcht i di nit gschenkt.
Franz Ritter von Kobell
Kunigunde
Das Köhlerweib ist trunken
Und singt im Wald;
Hört ihr, wie ihre Stimme
Im Grünen hallt?
Ruht auf der roten Nase
Der Abendstrahl:
Glüht sie, wie wilde Rosen
Im dunklen Tal.
Sie war die feinste Blume,
Berühmt im Land;
Es warben Reich' und Arme
Um ihre Hand.
Sie trat in Gürtelketten
So stolz einher;
Den Bräutigam zu wählen
Fiel ihr zu schwer!
Da hat sie überlistet
Der rote Wein –
Wie müssen alle Dinge
Vergänglich sein!
Das Köhlerweib ist trunken
Und singt im Wald;
Wie durch die...
Gottfried Keller
Es ist nicht Selbstsucht und nicht Eitelkeit,
Was sehnend mir das Herz gradüber trägt;
Was mir die kühngeschwungene Brücke schlägt,
Ist wohl der Stolz, der mich vom Staub befreit.
Sie ist so eng, die grüne Erdenzeit,
Unendlich aber, was den Geist bewegt!
Wie wenig ist's, was ihr im Busen hegt,
Da ihr so satt hier, so vergnüglich seid!
Gottfried Keller
Herbstblühte
Wie im Herbst zum zweiten Mal
Manche Bäume blühen,
So beginnt mein altes Herz
Jugendlich zu glühen.
Sei vernünftig, halte fest
Deine stolze Kühle;
Daß nicht keimen aus dem Scherz
Innige Gefühle.
Spürst du nicht schon, wann sie kommt
Wonniges Erschrecken?
Willst du, völlig hoffnungslos,
Lieben, Liebe wecken?
Wilhelm Jordan