Stolz Zitate (Seite 7)
Lulu
Ich liebe nicht den Hundetrab
Alltäglichen Verkehres;
Ich liebe das wogende Auf und Ab
Des tosenden Weltenmeeres.
Ich liebe die Liebe, die ernste Kunst,
Urewige Wissenschaft ist,
Die Liebe, die heilige Himmelsgunst,
Die irdische Riesenkraft ist.
Mein ganzes Innre erfülle der Mann
Mit Wucht und mit seelischer Größe.
Aufjauchzend vor Stolz enthüll' ich ihm dann,
Aufjauchzend vor Glück meine Blöße.
Frank Wedekind
Abgewendet
Du stehst vor mir, ein stolzes Weib,
In hoher, unnahbarer Pracht,
Als wüßte nichts dein holder Leib
Vom Zauber süßer Liebesmacht.
Die Lippen weigern Wort und Gruß,
Die Lippen, deren weiche Glut
Zu mancher Stund' im Flammenkuß
Auf meinen freudig jüngst geruht.
Nicht sekmnkst du scheu der Augen Licht,
Wenn ich im Zufall dir genaht,
Dein marmorbleiches Angesicht,
Nicht bebt es, führt uns gleicher Pfad,
So ferne heut', da gestern noch
Der Tag uns sah voll Seligkeit –
Doch ob du fremd...
Gottfried Wandner
Grabschrift unsres Haushahns
An diesem Baume ruht
der Haushahn, treu und gut.
Er führt' ins achte Jahr
der lieben Hennen Schar.
Als wackrer Ehemann
rührt' er kein Krümchen an,
was wir ihm vorgebrockt,
bis er die Fraun gelockt.
Nun strotzt er nicht mehr
im Hofe stolz umher
und jagt aus seinem Ort
des Nachbarn Hühner fort.
Nun schützt er nicht vor Graun
im Sturm und Nacht die Fraun.
Nun wecket uns nicht früh
sein helles Kikeriki.
Vor Alter blind und taub,
sank er zuletzt in Staub.
Sein Kamm, so...
Johann Heinrich Voß
Gib mir den Goldpokal
und laß mich trinken, trinken
in flammendheißer Lust
verglühn, vergehn, versinken!
Sündhaft sind deine Lippen,
die also süß gesprochen,
verflucht die blassen Hände,
die meinen Stolz zerbrochen.
O diese Nacht, die eine,
die wars, nun hilft kein Beten,
Mörder! Du hast meine fromme,
heilige Liebe zertreten!
Leon Vandersee
Singe, wem Gesang gegeben
in dem deutschen Dichterwald
Das ist Freude, das ist Leben
wenn's von allen Zweigen schallt
Nicht an wenig stolze Namen
ist die Liederkunst gebannt
ausgestreuet ist der Samen
über alles deutsche Land
Deines vollen Herzens Triebe
gib sie keck im Klange frei
Säuselnd wandle deine Liebe
Donnernd uns dein Zorn vorbeil
Singst du nicht dein ganzes Leben
Sing' doch in der Jugend Drang
Nur im Blütenmond erheben
Nachtigallen ihren Sang
Heilig achten wir die Geister
Aber Namen...
Ludwig Uhland
Die Dinge
Ich höre die Dinge so gerne singen,
sie erzählen, lachen, weinen und klingen.
Ein jedes hat seine eig'nen Geschichten
und hört man zu, sie werden berichten.
Sie sprechen von dem, was war und was ist
und auch von dem, was in die Zukunft mißt.
Ein jedes spricht mit anderem Wort,
doch will man verstehn, man kennt sie sofort.
Doch fürchte ich mich vor des Menschen Wort,
es rafft mir die schönen Dinge hinfort.
Er verlernte, zu lauschen in seinem Stolz
und aus singendem Baum – wird...
Michael Tietz
Wolken und Wellen
Es schweben die rötlichen Wolken
Hoch über Stadt und See.
Was bergt ihr in luftigen Falten,
Ist's Lust, ist's herbes Weh?
Sie türmen sich auf und dräuen,
Sie glühn im Wetterschein
Und werden in wenigen Stunden
Verweht, vergessen sein.
Am Ufer branden die Wellen,
Sie rollen stolz daher.
Sie schäumen im Sand und zerrinnen,
Kein Auge schaut sie mehr.
Die Wolken und Wellen zerfliessen,
Nur eines bleibt gewiss,
Das ist der blaue Himmel
Dort in dem Wolkenriss.
Rudolf von Tavel
Alptraum.
Zwanzigtausend Augen blicken auf mich herab,
erdrücken mich, mit ihrer bösen Kritik.
Starke Arme des Selbstzweifels würgen mich,
nehmen mir jede Luft zu einer Rechtfertigung.
Die Scham entreißt mir schmerzhaft ein Bein,
damit ich ihr nicht entfliehen kann.
Höhnisch grinsend zeigt mir der Haß ein Spiegelbild
und der Stolz hält den Kopf,
damit ich nicht wegblicken kann.
Ekel windet sich schlangengleich
um meinen Körper.
Von innen reißt mir die Angst
genüßlich schmatzend...
Nico Szaba
All unser Schaffen ist ein ew'ges Ringen,
Und nicht das Kleinste können wir gestalten,
Wenn wir zuvor der feindlichen Gewalten,
Die drohend uns umgeben, nicht bezwingen.
Das Wasser droht uns heulend zu verschlingen;
Der Felsen trotzt, durch eigne Kraft gehalten,
Die Flamme zuckt hervor aus dunklen Spalten,
Und sausend schlägt der Sturm die Riesenschwingen.
Und wurden wir der Elemente Meister,
Dann tritt der Mensch dem Menschen stolz entgegen,
Und in dem Kampfe messen sich die Geister.
Und...
Johannes Sturm
Auferstehung
Im Süden
brachen schon die Krusten auf.
Aus Knospen blüht es
weiß und rot und blau;
die Wiesen leuchten hell herüber,
stolz geht mit ihrem Kind
die Frau.
Bei uns
bläst noch der eis'ge Wind,
die Bäume frieren
und Berggipfel sind schneebedeckt.
Und doch: der Frühling kommt.
Die junge Sonne
hat ihn endlich aufgeweckt.
Schon morgen wird bei uns
das Licht der Blumen bunt erblühn,
das Grün
aus heut noch dürren Ästen wachsen
und Osterfriede
in die Herzen ziehn.
Ingrid Streicher
Elisabeth
Meine Mutter hat's gewollt,
Den andern ich nehmen sollt;
Was ich zuvor besessen,
Mein Herz sollt es vergessen;
Das hat es nicht gewollt.
Meine Mutter klag ich an,
Sie hat nicht wohlgetan;
Was sonst in Ehren stünde,
Nun ist es worden Sünde.
Was fang ich an?
Für all mein Stolz und Freud
Gewonnen hab ich Leid.
Ach, wär das das nicht geschehen,
Ach, könnt ich betteln gehen
Über die braune Heid.
Theodor Storm
Im Traum
Ich ritt auf einem schwarzen Pferde
Durch die Nacht.
Ich ahnte nicht,
Dass das so stolz und traurig macht.
Ich war ein junger Edelmann,
Und hatte goldene Kleider an.
Doch auch der Sterne reiche Pracht,
Sie konnte mich nicht trösten.
Ich wusste nicht, woher ich kam.
Ich wusste nicht, wohin ich ritt.
Ich wusste nur, dass ich unsäglich litt.
Die Bäume und die Steine um mich waren fremd.
Und meine schweren Kleider
Froren wie ein Totenhemd.
Ich kannte meinen Namen nicht mehr,
Nicht...
Francisca Stoecklin
Läut' aus, du altes Jahr!
Laß deine vollen Glockentöne klingen
In mächt'gen Schwingen über Stadt und Land,
Daß überall sie Trost und Frieden bringen,
Wo diese Himmelsgaben unbekannt!
Läut' aus das Leid, in dessen eh'rnen Banden
Der Tiefgeknechtete nach Freiheit lechzt!
Läut' aus die Schwachheit, daß in Schmach und Schanden,
Dem Sklaven gleich, nicht mehr die Menschheit ächzt!
Läut' aus die Falschheit, die das Haupt zu heben
Nur wagt, wohin das Himmelslicht nicht scheint,
Läut' aus den...
Margarete Stege
Wenn alles da war, wenn nichts Neues lebt,
So ist der Geist in seiner Hoffnung blind,
Der in den Wehen neuen Schaffens bebt
Und nur nochmals trägt ein vorhandnes Kind.
O, könnten rückwärts meine Augen spähen
Fünfhundert Jahre mit der Sonne Lauf,
Dein Bild in einem alten Buch zu sehen,
Da Schrift zuerst nahm den Gedanken auf;
Gern sähe ich, wie man in alten Tagen
So stolz gefügtes Wunderwerk besang,
Ob jene uns, ob wir sie überragen,
Ob alles gleich blieb in der Zeiten Gang;
Doch sicher weiß...
William Shakespeare