Sprechen Zitate (Seite 11)
Schlange vor dem Schalter. Alles geht, wenn auch langsam, so doch regelmäßig; du ruckst voran. Bis der Mann vor dir herankommt. Der Mann vor dir macht stets ungeahnte Schwierigkeiten, er will Herrn Eisenbahn persönlich sprechen und braucht für sich allein so viel Zeit, wie alle anderen Vormänner zusammen. So ist das Leben.
Kurt Tucholsky
Der Morgen erwacht. Es gibt keinen Morgen. Wie kann er schlafen? Es ist ja nichts als die Stunde, in der die Sonne aufgeht. Verflucht! Die Sonne geht ja nicht auf, auch das ist ja schon Unsinn und Poesie. O dürft ich nur einmal über die Sprache her und sie so recht säubern und ausfegen! O verdammt! Ausfegen! Man kann in dieser lügenden Welt es nicht lassen, Unsinn zu sprechen.
Ludwig Tieck
Das ist das traurige Geschick des Menschen, der sich einmal ins Böse eingelassen, daß er nicht mehr still stehen kann. Sobald ein Zweifel in ihm auftaucht über die Natur seiner Taten, sobald er gewahrt, daß er Fehltritte tut, stürzt er vorwärts, anstatt umzukehren, als wolle er sich selbst betäuben und das Licht der Erkenntnis, das auf ihn eindringt, fernhalten. Um stillzustehen, müßte er sich beruhigen, sich prüfen und ein erschreckendes Urteil über sich selbst sprechen, zu dem kein Mensch...
Louis Adolphe Thièrs
In Ruhe lassen – wie kann ich den in Ruhe lassen, der außer sich ist – wo ist er denn dann, der Unansprechbare – doch nicht bei sich, denn wäre er bei sich, dann wäre er ja in Ruhe und ich würde ihn dort auch lassen – meinetwegen – denn nur dann ist er ansprechbar. Wer aber außer sich ist, den kann keiner erreichen, erst dann, wenn er wieder zu sich gekommen ist, zur Ruhe also, dann kann man mit ihm sprechen – und so ist es schön, wenn wir in Ruhe miteinander sind!
Bruno O. Sörensen