Sprechen Zitate (Seite 7)
Wert des Wortes
Worte sind der Seele Bild –
Nicht ein Bild! Sie sind ein Schatten!
Sagen herbe, deuten mild,
Was wir haben, was wir hatten, –
Was wir hatten, wo ist's hin?
Und was ist's denn, was wir haben? –
Nun, wir sprechen! Rasch im Fliehn
Haschen wir des Lebens Gaben.
Johann Wolfgang von Goethe
Weihnachten gefunden
Worte die ins Nichts verschwinden,
Worte die man nicht gehört
werden plötzlich wieder deutlich,
werden nicht durch Furcht zerstört.
Augen, die sonst blind vor Leiden
sehen endlich wieder hell.
Münder, die sonst still, voll Schweigen
sprechen wieder laut und schnell.
Ohren, die sonst nichts mehr hören
öffnen sich dem neuen Wort,
weil der Heiland kommt hernieder
hier zu uns an diesem Ort.
All das Dunkle, all das Graue
wird nun hell und leuchtet klar,
weil die Sehnsucht in...
Klaus Flüß
Das ists, was mich ganz verstöret:
daß die Nacht nicht Ruhe hält,
wenn zu atmen aufgehöret
lange schon die müde Welt.
Daß die Glocken, die da schlagen,
und im Wald der leise Wind
jede Nacht von neuem klagen
um mein liebes, süßes Kind.
Daß mein Herz nicht konnte brechen
bei dem letzten Todeskuß,
daß ich wie im Wahnsinn sprechen
nun in irren Liedern muß.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Stumme Liebe
Selig, willenlos dahingegeben,
Ruht der schlanke Leib in meinen Armen,
Und die feuchten, vollen Lippen suchen
Leise die meinen.
Aber keine Liebesworte schauern
Aus bedrängtem Busen weich ans Ohr mir;
Nur die dunklen, angstvoll großen Augen
Leuchten vor Liebe.
Schweigend pressen sich die heißen Hände,
Sprechen sich die Geister und die Herzen,
Und geheimnisvoll beschleicht die Seele
Ahnung des Glückes.
Felix Dörmann
Ein Wort für die Tiere des Hauses
Das Tier vermag nicht auszudrücken,
Was es im Innersten bewegt.
Doch liest man wohl aus seinen Blicken,
Was sich in seinem Herzen regt.
Versteht das Tier auch nicht zu sprechen,
So merk: Es redet doch mit dir.
Und wenn des Tieres Augen brechen,
Fühlst du gewiß: Es spricht mit mir.
Georg Jacob Friedrich Paulus Hermann Dechent
In der grünen Stille
Nun sind wir draußen in der grünen Stille
Und gehen sonder Wille für uns hin.
Nur Blätter sprechen laut um uns mit Sausen.
Es jagt vor uns des Morgenwindes Brausen,
Und Baum und Blätter wollen mit ihm fliehn.
Er ist ein Reiter, einer von den Kühnen,
Und Schatten winken hinter ihm im Grünen.
Vom Haselstrauch und Eichenlaub umgeben
Sind stille Winkel, wo kein Lufthauch geht;
Wo man sich taub hinlegt vom lauten Leben,
Und wo das Gras voll Sommerwärme steht.
Die Meisen zirpen...
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Möchte rollend das Blut aller Verliebten sein
Ich möchte mir Freuden wie aus roten Steinbrüchen brechen,
Möchte Brücken schlagen tief in die Wolken hinein;
Möchte mit Bergen sprechen wie Glocken in hohen Türmen,
Wie Laubbäume ragen und mit den Frühlingen stürmen
Und wie ein dunkler Strom der Ufer Schattenwelt tragen.
Fiel gern als Abenddunkel in alle Gassen hinein,
Drinnen Burschen die Mädchen suchen und fassen.
Möchte rollend das Blut aller Verliebten sein
Und von Liebe und Sehnsucht niemals...
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Viel was erregt, nicht was Erregung schafft,
Nicht was zu allen Herzen könnte sprechen;
Ein Firnis über jeder wildern Kraft,
Alltäglichkeit sogar in den Verbrechen;
Witz ohne Salz, gemachte Leidenschaft;
Kein Hauch von Wahrheit adelt ihre Schwächen;
Die Charaktere sämtlich gleich und glatt,
Wenn einer überhaupt Charakter hat.
Lord George Gordon Noel Byron
Bewaffneter Friede
Ganz unverhofft, an einem Hügel,
Sind sich begegnet Fuchs und Igel.
Halt, rief der Fuchs, du Bösewicht!
Kennst du des Königs Order nicht?
Ist nicht der Friede längst verkündigt,
und weißt du nicht, daß jeder sündigt,
Der immer noch gerüstet geht?
Im Namen seiner Majestät
Geh her und übergib dein Fell.
Der Igel sprach: Nur nicht so schnell.
Laß dir erst deine Zähne brechen,
Dann wollen wir uns weiter sprechen!
Und allsogleich macht er sich rund,
Schließt seinen dichten...
Wilhelm Busch
Gott, der durch ein Wort: Es werde!
Aller Himmel Himmel Pracht,
Stern’ und Sonnen, Mond und Erde,
Glut und Flut hervorgebracht!
Alle Tropfen in den Bächen,
Ja sogar im tiefen Meer,
Hör’ ich gleichsam rauschend sprechen:
Nur von Gott kommt alles her;
Ihm allein sei Preis und Ehr!
Barthold Hinrich Brockes