Sprache Zitate (Seite 8)
Wer französisch spricht, kann füglich auf den Rat des Theologen verzichten. Seit der Herrgott in Frankreich lebt, kannst du ihm jederzeit sprachlich begegnen. Französisch ist eine Sprache, mit der man essen gehen kann oder beten. Segnen oder saufen, oder beides zugleich. Doch am herrlichsten ist diese Sprache, wenn du sie einen Moment lang allein läßt und ohne jedes Zutun einfach nur zuhörst: wie sie spricht, was sie empfindet und worüber sie nachdenkt.
Billy
Über den Marktwert der Sprache gibt es nur erzdumme Schätzungen. Sprache ist das wohlfeilste aller Geräusche, aber trotzdem nicht käuflich. Selbst Sätze, die durch und durch stimmen, haben keinerlei Wert. Sie sind dazu verdammt, richtig zu sein und rien ne va plus. Richtige Sätze sind lebenstechnisch nicht brauchbar. Wer genau so denkt, wie er es sagt, hat das Spiel mit der Wirklichkeit im Voraus verloren.
Billy
Juristisch, freilich, ist das Phänomen Sprache samt Anhang und geistigem Zubehör mit einem einzigen Wort vollumfänglich beschrieben: Sprache ist ein »Sachverhalt«: die Darbietungen unserer Zunge, unterstützt von Zähnen und Lippen, Gaumen und Rachen, sind logistisch betrachtet, ein eher konfuses, vorwiegend privates Spektakel; doch das Instrumentarium dazu, die Vokabeln, gehört seit Urzeiten der Öffentlichkeit – nämlich uns allen zusammen und keinem persönlich; was das traute Zusammensein...
Billy
Im Einzugsgebiet der deutschen Sprache gibt es kaum noch Begriffe, die Lust zum Denken hätten. Nicht nur die Koryphäen des Rassismus und der Bürokratie, nicht bloß die Gelehrten, die Militärs und die Minister haben uns das Denken versaut. Auch die Turner, die Jagdaufseher und die Dienstboten haben wie die Ratten an den Wurzeln dieser Sprache genagt – es gibt keine deutsche Stammsilbe, die lebensfreundlich geblieben ist.
Billy
Einen geistigeren und innigeren Bestandteil als die Sprache hat ein Volk nicht. Will ein Volk also nicht verlieren, wodurch es Volk ist, will es seine Art mit allen Eigentümlichkeiten bewahren, so hat es auf nichts mehr zu achten, als daß ihm seine Sprache nicht verdorben und zerstört werde.
Ernst Moritz Arndt
In meiner Heimat, wo das Plattdeutsche der Volkssprache sich schärfer von der Schriftsprache scheidet, ist man nicht gewöhnt, einen derartigen Anflug von Dialekt in der Unterhaltung zu hören; auch Mörikes Gedichte, hatte ich sie nun laut oder leise gelesen, waren mir stets nur in meiner eigenen Sprache dagewesen. Nun hörte ich den Dichter selber in behaglichster Weise sich in der Sprache seiner schwäbischen Heimat ergehen, insbesondere beim Mittagstische im Gespräch mit seinem Jugendfreunde...
Peter Altenberg
Luther vervollkommnete die Sprache ungemein, indem er sich ihrer bei den theologischen Erörterungen bediente: seine Übersetzung der Psalmen und der Bibel ist noch jetzt ein gutes Muster. Die Wahrheit und die poetische Kürze seines Stils sind dem Geist der deutschen Sprache vollkommen angemessen, und im Ton der Worte selbst liegt eine gewisse energische Offenherzigkeit, auf die man sich vertrauensvoll verläßt.
Baronin Germaine-Anne-Louise von Staël-Holstein
Wenn man dem echten Genius der Musik treu bleibt, so hat auch die neueste Tonkunst mit allen ihren raffinierten instrumentalen Vorzügen keinen anderen Sinn als die Flöte Tubalkins, des ersten Bläsers, als der Dudelsack des ersten Sinesen, als der Jodel des Älplers, als der Psalm des Mönchs, das Deckelschlagen und Bambusschwingen der Neger, als Cäcilias Orgelchen, Paganinis Geige, Mozarts Oper und Hugo Wolfs Lied: Nämlich die Aufgabe, in einer andere Sprache als der wörtlichen oder der...
Franz von Liszt