Sonne Zitate (Seite 23)
An den Flieder
Flieder, blütenfroher Flieder,
schlägst du bald die Augen auf,
deine leuchtenden blauen Augen?
Sehnsucht nach dir durchblüht das land,
Veilchen sind fort. Noch reden nicht Rosen.
Aber die leisen Glöckchen des Maien
läuten. Sie lockten dich immer herbei.
Heiß brennt die Sonne,
heißer die heimliche Sehnsucht nach dir.
Flieder, blühst du,
stillt sich die Sehnsucht, –
lösest ganz leise die Flügel der Seele,
lähmst durch ein wonnig-weiches Ermüden
die vor Erwartung erregten...
Karl Ernst Knodt
Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mir!
Du strahlst mir, durch die Binde meiner Augen,
Mit Glanz der tausendfachen Sonne zu!
Es wachsen Flügel mir an beiden Schultern,
Durch stille Ätherräume schwingt mein Geist;
Und wie ein Schiff, vom Hauch des Windes entführt,
Die muntre Hafenstadt versinken sieht,
So geht mir dämmernd alles Leben unter:
Jetzt unterscheid ich Farben noch und Formen,
Und jetzt liegt Nebel alles unter mir.
Heinrich von Kleist
Soll ich kleine Lieder singen,
Wie ich oftmals tat?
Sonne schon und Nachtigallenschwingen
Naht.
Unterm Schnee die Quellen rauschen
Schon dem Frühling zu.
Laß uns lächeln, laß uns lauschen!
Du!
Rinnt nicht auch in deinen Tränen
Schon der Mai?
Liebend Berge sich an Berge lehnen.
Sei!
Eine Tanne steht im jungen Triebe,
Wo der Marder schlich.
Winter wankt. Die Föhne stürmen. Liebe
Mich!
Klabund
Stimmung
Düster liegt die Welt mir da,
Wie ein ödes Meer,
Und der Abgrund ist so nah,
Und er reizt mich sehr.
Drin vergessen und versenken,
Selbst das Schöne mit,
Nichts mehr fühlen, nichts mehr denken,
Erde, wir sind quitt!
Keine Lust ist's, keine Wonne,
Aber mehr als Das,
Keinen Schatten, keine Sonne, –
Keine Lieb', kein Haß! –
Denn im Nichts die Freiheit lieget,
Nicht Notwendigkeit –
Und von fern es schon besieget
Alles – Muß – und Leid.
Düster liegt die Welt mir da,
Wie ein ödes...
Friederike Kempner
Die entlaufene Mutter
Kathinka aus Eurich lief davon
Dem Ehemann, dem Saufpatron.
Sie lief bis Malschwitz in toller Hast,
Dort machte sie müde am Hügel Rast.
Mit trübe geweinten Äugelein
Sah sie in Gottes Sonne hinein.
O Hanzo, Hanzo, mein lieber Sohn,
Hast du wohl jetzt dein Frühstück schon?
O Maja, Maja, du Blümlein rot,
Wer kocht dir heute dein Mittagbrot?
Und du, mein Merten, du Kleinster mein,
Wer singt dich heut in den Schlummer ein?
Da weinte sie laut, da stand sie auf
Und nahm gen...
Paul Keller
Trübes Wetter
Es ist ein stiller Regentag,
So weich, so ernst, und doch so klar,
Wo durch den Dämmer brechen mag
Die Sonne weiß und sonderbar.
Ein wunderliches Zwielicht spielt
Beschaulich über Berg und Tal;
Natur, halb warm und halb verkühlt,
Sie lächelt noch und weint zumal.
Die Hoffnung, das Verlorensein
Sind gleicher Stärke in mir wach;
Die Lebenslust, die Todespein,
Sie ziehn auf meinem Herzen Schach.
Ich aber, mein bewußtes Ich,
Beschau' das Spiel in stiller Ruh,
Und meine Seele rüstet...
Gottfried Keller
Nixe im Grundquell
Nun in dieser Frühlingszeit
Ist mein Herz ein klarer See,
Drin versank das letzte Leid,
Draus verflüchtigt sich das Weh.
Spielend meine Seele ruht,
Von der Sonne überhaucht,
Und mit Lieb' umschließt die Flut,
Was sich in dieselbe taucht.
Aber auf dem Grunde sprüht
Ueberdies ein Quell hervor,
Welcher heiß und perlend glüht
Durch die stille Flut empor.
Und im Quelle badest du,
Eine Nix' mit goldnem Haar;
Oben deckt den Zauber zu
Das Gewässer tief und klar.
Gottfried Keller
Du bist im Strahlenkleide
Die Sonne, lieb und mild,
Du bist auf grüner Heide
Ein schön' Madonnenbild.
Der lichte Schein des Goldes
Erglänzt in deinem Haar:
Blau-Äugelein, du holdes,
O schütz' mich immerdar.
Ich sinke vor dir nieder
Voll sehnender Begier,
Und jedes meiner Lieder
Ist ein Gebet zu dir,
Ein Flehen nur, ein scheues,
Um Rettung aus Gefahr;
Blau-Äugelein, du treues,
O schütz' mich immerdar.
O diese Augen beide
So mild, so fromm, so gut,
Darüber das Geschmeide
Der zarten Wimper...
Eduard Ernst Heinrich Kauffer
Wohl mir, nach all dem Spielen, Schweifen:
du bist der Ernst, und du bist mein;
um unsere Liebe auszureifen,
braucht's keiner Sonne warmen Schein!
Hörst du die Winde heulen, pfeifen?
Hochzeitlich dringt's zu uns herein!
Wir lachen, wenn die Balken knarren,
denn unser Glück hat feste Sparren.
Erik Axel Karlfeldt
Die alte Jungfer
Niemand zu Liebe, niemand zu Last,
Ist sie erloschen und verblaßt.
In ihrem Stübchen sann sie und sann,
Bis ihr einsames Leben darüber verrann.
Keiner hat nach ihr die Hand ausgestreckt
Und die flügelgebundene Seele erweckt.
Keiner hat in der Sommernacht
Zu seligem Weinen sie gebracht.
Und doch flogen Locken auch ihr ums Gesicht,
Und ihre Augen glänzten jung und licht.
Und doch schlug auch ihr in verschwiegener Brust
Die Sehnsucht nach Sonne und Frühlingslust.
Niemand zu...
Maria Janitschek
Gott
Auf hohem Berge, da wohnest du,
ich wandle empor, immerzu, immerzu ...
Millionen Jahre wandle ich schon
und schaue noch immer nicht deinen Thron.
Einst rauchen die Höhen wunderbar,
da stehe ich oben, Sonne im Haar.
Wir schauen uns an und lächeln uns zu,
denn du bist ich und ich bin du.
Ludwig Jacobowski
Human-Wetterregel:
Kalte Nebel drohen feucht,
Sonne lässt sich kaum noch sehen,
das was Dir jetzt unschön deucht,
ist jedoch wie vorher schön.
Lass Dir die Laune nicht vermiesen,
von kalter Nässe bange machen,
auch wenn ringsum die Leute niesen,
gibt es immer was zum Lachen.
Nimm den Humor der Dich umgibt,
und sei vergnügt mal laut mal still,
ein Muss</em> ...dass man das Leben liebt,
man ist stets, was man sein will!
Bertram Jacobi
Vergänglichkeit
(Nach einem alten Liede)
Sagt, wo sind die Veilchen hin?
Die so freudig glänzten
Und der Blumen Königin
Ihren Weg bekränzten?
Jüngling ach! Der Lenz entflieht,
Diese Veilchen sind verblüht!
Sagt wo sind die Rosen hin?
Die wir singend pflückten,
Als sich Hirt und Schäferin
Hut und Busen schmückten?
Mädchen ach! Der Sommer flieht,
Jene Rosen sind verblüht!
Führe denn zum Bächlein mich,
Das die Veilchen tränkte;
Das mit leisem Murmeln sich
In die Thäler senkte....
Johann Georg Jacobi
Der Morgen
O sieh den Morgen lächelnd sich entschleiern,
O sieh den Turm, wie er von Strahlen glüht.
Horch! Wie dem Ruhm die Freude, zieht
Des jungen Tages ersten Feuern
Entgegen schon der Wälder erstes Lied.
Ja, lächle nur bei all dem Schönen.
Dieselbe Sonne leuchtet deinen Tränen,
Wenn morgen mich der dunkle Sarg verschlingt.
Ob meinem Grabe von denselben Tönen
Erschallt der Wald, davon er heute klingt?
Dann aber wird die Seele selig schweben
Im Grenzenlosen über Raum und Zeit.
Im Morgenrot...
Victor Marie Hugo