Sonne Zitate (Seite 17)
Meine Grabschrift
Ich hab' die Sonne des Tages gesehn,
Nun ist es Zeit zum Schlafengehn.
Nun ist es Zeit, nach Sorgen und Wachen
Die Augen in Frieden zuzumachen.
Und wem mein Schatten im Herzen lag,
Der soll mich vergessen am dritten Tag.
Doch wem ich ein wenig Licht gegeben,
Der laß' im Herzen mich weiterleben.
Rudolf Presber
Mein Sternenvater
Da entdeckte ich
staunen
die Tiefen ferner Welten
bei meinem
Sternenvater
als er mich einführte
in die Geheimnisse
des Weltalls
und mir in seinem Teleskop
die Flecken der Sonne
verschmolzen
zu einem göttlichen See
die Meere und Krater
des Mondes
bizarre Schatten warfen
auf die Netze
meines Augenlichts
die Gebrüder des Jupiter
alle Zeit in mir
anhielten
und die Nebel
ferner Galaxien mich
einsponnen
in die Ewigkeit
unendlicher Lichtjahre
Manfred Poisel
Mein Herz ist zerrissen, du liebst mich nicht!
Du ließest mich wissen, du liebst mich nicht!
Wiewohl ich dir flehend und werbend erschien,
Und liebebeflissen, du liebst mich nicht!
Du hast es gesprochen, mit Worten gesagt,
Mit allzu gewissen, du liebst mich nicht!
So soll ich die Sterne, so soll ich den Mond,
Die Sonne vermissen? du liebst mich nicht!
Was blüht mir die Rose? was blüht der Jasmin?
Was blühn die Narzissen? du liebst mich nicht!
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Bewunderung, die Muse des Gesanges,
Gebeut mir stets, daß ich das Höchste preise.
Drum rühmt ich Künstler, Fürsten, Fraun und Weise,
Dem Zuge folgend eines großen Hanges.
Dich nenn ich nun die Seele dieses Dranges,
Den sonn'gen Gipfel meiner Lebensreise,
Den Mittelpunkt, um den ich lobend kreise,
Bestrickt vom Schwindel des Planetenganges.
Doch wenn vor Liebe deine Worte beben,
O so verleihst du, Freund! mir mehr in diesen,
Als meiner Kunst beschieden ist zu geben.
Zwar hat auch dir die Welt...
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Ja: ich existiere in meinem Körper.
Trage weder Sonne noch Mond in meiner Hosentasche.
Will weder Welten erobern, denn ich habe schlecht geschlafen,
Noch die Welt verspeisen, sie bekommt meinem Magen nicht.
Gleichgültig?
Nein, ein Erdensohn, der mit jedem Sprung einen falschen Schritt tut,
Ein Luftsprung ist nichts für uns,
Und der nur froh ist, wenn ihm die Füße wieder auf die Erde schlagen,
Klatsch! In die Wirklichkeit, an der es nicht fehlt!
Fernando Antonio Nogueira de Seabra Pessoa
Im Winter
Wiesengrund und Bergeshöh'
Liegen wie begraben,
Auf dem schimmernd weißen Schnee
Tummeln sich die Raben.
Mag die Sonne auch ihr Licht
Fernehin entsenden,
Es erquickt und wärmet nicht,
Kann nur schmerzlich blenden.
Dicht vor meinem Fenster steht
Eine schlanke Linde,
Mit Demanten übersä't
Stöhnet sie im Winde.
An die Scheiben pocht sie leis',
Leis' wie Glöckchen läuten;
Was sie sagen will, ich weiß
Mir es wohl zu deuten.
Arme Linde! Tag und Nacht
Scheinst du mir zu klagen:
»Dürft ich...
Betty Paoli
Weg am Winterstrand
Das Meer hat die Spuren des Sommers gelöscht
bald wird auch die Sonne vereisen
in der Januarnebelwand
setz deine Gedanken dort in den Kahn
von Fischern an den Strand geschoben
zum Winterschlaf
häng deine Gedanken
in das kahle Astwerk der Bäume
unter den Orgeltönen der rauhen See
erst auf dem Rückweg
hol sie dir wieder
sammel sie ein
Geläutert
Betty Paoli
Frühlingsgedanken
Nicht wahr, ihr Alle wünscht, wenn einst die Stunde
Gekommen, wo die andern Wünsche enden,
In eurer Lieben Mitte zu entsenden
Den letzten Hauch vom todesblassen Munde?
Verlangt es mich im tiefsten Seelengrunde
Nach solchen Glückes heilig süßen Spenden,
Muß ich mich an den holden Frühling wenden,
Den einz'gen Freund, mit welchem ich im Bunde.
Und weil kein and'rer Gruß die dunkle Gruft
Mit Liebesschimmer sanft mir wird umfärben,
Wenn nicht sein Gruß als Licht und Sang und...
Betty Paoli
Die Insel
Dort lag sie klein eine flache Au,
Von Anemonen und Veilchen blau
Wie ein Estrich bedeckt.
Ihr Dach war aus Blatt und aus Blüten gewebt,
Von des Sommers Atem lind nur umschwebt,
Wo Sonne und Regen und Sturmesgebraus
Den Weg nicht erzwang in dies dämmernde Haus.
Ein Geschmeide von Wesen und Tannen bunt,
Umspült von der Flut, die dunkel erblaut,
Weil Felsen und Wolken ernst ihn beschaut,
Eines Sees purpurnen Grund.
Hermann Oeser
Paradox
Auf den leeren Plätzen
und den verlassenen
Straßen widerspiegelt
sich das abgebrochene
Leben in die Pfütze.
Die Sonne geht unter
in einem wirbelnden
Ozean von Blut und
Tränen.
Die Männer mit der
langen Messern sind
zufrieden und gehen
nach Hause um sich
in der Liebe zu weiden.
Julia Novasety
Badelied
Auf Freunde herunter das heiße Gewand
Und tauchet in kühlende Flut
Die Glieder, die matt von der Sonne gebrannt,
Und holet von neuem euch Mut.
Die Hitze erschlaffet, macht träge uns nur,
Nicht munter und tätig und frisch,
Doch Leben gibt uns und der ganzen Natur
Die Quelle im kühlen Gebüsch.
Vielleicht daß sich hier auch ein Mädchen gekühlt
Mit rosichten Wangen und Mund,
Am niedlichen Leibe dies Wellchen gespielt,
Am Busen so weiß und so rund.
Und welches Entzücken! dies...
Novalis
Nächte
Die Nächte sind an Glut so reich
Und doch so kühl wie kluge Fraun,
Die nicht dem ersten besten gleich
Ihr ganzes heißes Herz vertraun.
Doch wer sie kennt und liebeskühn
Zu Boden rang die stolze Scheu,
Dem geben sie sich selig hin,
Dem sind sie tief verschwiegen treu.
Die Sonne prunkt in frecher Pracht
Mit ihrer Buhlen lautem Schwarm,
Doch lieb und leise legt die Nacht
Um einen stillen Freund den Arm
Und küßt ihn wild und doch so weich
Und läßt ihn süße Wunder schaun,
Und öffnet ihm das...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
"Süße" Hoffnung, uns von Gott gegeben,
Ja, wir fühlen deine Himmelsmacht;
Ach, nach oben hin seufzt alles Leben,
Seufzt das Herz in stiller Mitternacht;
Selbst die Brust, durchglüht von Liebeswonne,
Sehnet sich nach einer andern Sonne,
Nach dem Lichte, das in Sternen wacht.
Johann Heinrich Christian Nonne