Sonne Zitate (Seite 12)
Frühling
Die Sonne jauchzt in Siegen,
wie blitzt ihr goldnes Kleid!
Tauschwere Wiesen liegen
in stiller Herrlichkeit.
Die Wälder und Felder schließen
all ihre Schätze auf,
heilige Geister gießen
Wunder von Schönheit drauf.
Heilige Geister schützen
mit treuer Hand das Licht;
sie müssen den Himmel stützen,
der sonst von Fülle bricht.
Gustav Schüler
Adler sind meine Gedanken!
Adler sind meine Gedanken!
Flattern hoch in der Lüfte blaulichem Meer.
Adler der Lüfte sind meine Gedanken.
Fassen die Beute so hoch und hehr.
Aber das Opfer, so grausam zerrissen,
Fliehendes Leben verkündend im Schmerz –
Mußt' es verhehlend am Ende doch wissen:
Daß es das eigne verblutende Herz.
Schwäne sind meine Gefühle!
Theilen still jener Tiefe wogende Nacht!
Singende Schwäne sind meine Gefühle,
Singen der Sonne verheerende Pracht.
Aber die Gluthen, die sie...
Luise Adelaide Lavinia, genannt Adele Schopenhauer
Januar-Welt
Lange Nächte beginnen am Nachmittag.
Wenn bleiche Sonne Farben schluckt.
Schwarze Äste Knochen gleich
zum wintergrauen Himmel zeigen.
Wenn unter Sträuchern,
hinter Mülltonnen
schmutzige Schneehaufen
liegen.
Wenn Rasenflecken
unberührte Schneeflächen
durchbohren.
Wenn brauner Schneematsch
Fontänen gleich zur Seite spritzt.
Schmatzend Schritte dämpft.
Bis die Nacht ihr schwarzes Tuch
über die trüb-kleine Januar-Welt legt,
sie dunkel-weit und sterne-hoch gaukelt.
Martina Schneider
Die Angst
Es krallt sich um die Sonne eine Hand.
Ein lauer Wind jagt dürre Blätter raschelnd auf.
Ein toter Vogel stürzt aus Wolkenhöh
zerschmettert an die Erde.
In dumpfer Hütte Mensch an Mensch gedrängt,
voll Grauen starrend in den schwefelgelben Tag.
Die Tür fliegt auf, von unsichtbarer Hand berührt.
Der Hund kriecht winselnd in die Ecke.
Und langsamer wird jetzt der Wanduhr Ticken,
noch einmal tick und tack –
dann steht die Uhr. –
Ein grelles Lachen in den Lüften!
Es horchen starr die...
Hermann Harry Schmitz
Was ist ein Weib? Die Mutter allen Lebens,
Ein Rosenstrauch, der tausend Knospen trägt,
Der Aufblick jenes edlen kühlen Strebens,
Ein Blumenbeet, das tausend Keime hegt;
Ein stiller See, aus dem die zweite Sonne
So hell, wie die vom Dom des Himmels, grüßt;
Ein lieblich Tal, das zweier Seelen Wonne
Mit seines Friedens süßem Traum umschließt;
Ein milder Sommerhauch in Herbstes Tagen;
Im Winterfrost ein warmer Frühlingsstrahl;
Ein lichter Trost, wenn traurig und zerschlagen
Die Seele ringt in...
Otto Schlapp
Herbst
Nun kommen die letzten klaren Tage
Einer müderen Sonne.
Bunttaumelnde Pracht,
Blatt bei Blatt.
So heimisch raschelt
Der Fuß durchs Laub.
O du liebes, weitstilles Farbenlied!
Du zarte, umrißreine Wonne!
Komm!
Ein letztes Sonnenblickchen
Wärmt unser Heim.
Da wollen wir sitzen,
Still im Stillen,
Und in die müden Abendfarben sehn.
Da wollen wir beieinander sitzen
In Herbstmonddämmer hinein
Und leise
Verlorene Worte plaudern.
Johannes Schlaf
Mitten im Netz
Mitten im Netz
der eigenen Gedanken
gefangen von Seilen
die fester werden
je mehr du versuchst
das Netz zu zerstören
Sträfling in der Zelle Mensch
an den Füßen
große Kugeln
aus Stahl
die dir
von der Vergangenheit erzählen
doch wenn du
einen Stuhl findest
der Liebe heißt
kannst Du aus dem Fenster sehen
die Sonne umarmen
und das Netz liegt
regungslos
hinter dir
Engelbert Schinkel
leidenschaftlich heiß
leidenschaftlich heiß
ich sie gestern küßte
auf dem Kamel
so hemungslose Lüste
oh' wenn dies' schlimme Tun
die heiße Wüste wüßte
doch heut' morgen war die Dame weg
stell's fest mit riesengroßem Schreck
seh' nur heißen Sand und helle Sonne
nix mehr Frau und nix mehr Wonne
nur der Wüstenwind singt leis sein Lied
dies einem Lüstling recht geschieht
jetzt sitz' ich hier
mich dürstet fürchterlich
noch nie so klar war mir
daß das Kamel bin ich
und die Moral von der...
Engelbert Schinkel
Was sind das für Menschen
Was sind das für Menschen?
ohne Stolz
ohne Glauben
an sich
was sind das für Fragen?
nach morgen
nach Liebe
immer
was sind das für Tränen?
aus Einsamkeit
aus Angst
nachts
was sind das für Träume?
zum Zauber
zur Sonne
fliegen
was sind das für Menschen?
die fragen
die weinen
die träumen...
ganz besondere !
Engelbert Schinkel
Ewig wechselt der Wille den Zweck und die Regel, in ewig
Wiederholter Gestalt wälzen die Taten sich um.
Aber jugendlich immer, in immer veränderter Schöne
Ehrst du, fromme Natur, züchtig das alte Gesetz,
Immer dieselbe, bewahrst du in treuen Händen dem Manne,
Was dir das gaukelnde Kind, was dir der Jüngling vertraut,
Nährest an gleicher Brust die vielfach wechselnden Alter;
Unter demselben Blau, über dem nämlichen Grün
Wandeln die nahen und wandeln vereint die fernen Geschlechter,...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Leicht verschwindet der Taten Spur
Von der Sonne beleuchteten Erde,
Wie aus dem Antlitz die leichte Gebärde –
Aber nichts ist verloren und verschwunden,
Was die geheimnisvoll waltenden Stunden
In den dunkel schaffenden Schoß aufnahmen –
Die Zeit ist eine blühende Flur,
Ein großes Lebendiges ist die Natur,
Und alles ist Frucht, und alles ist Samen
Johann Christoph Friedrich von Schiller
O, wie im Glanz der Morgensonne
Die Welt verlockend vor mir lag!
O, wieviel Kränze, wieviel Wonne
Verhieß mir dieser junge Tag! –
Nun hab' ich bis zum Grund getrunken
Den Becher, den die Hoffnung bot;
Schon ist die Sonne still versunken,
Und leis verglomm das Abendrot.
Und ach! ich habe nichts gefunden
Als eines Herbsttags kalte Pracht;
Nur wenig sonnenlichte Stunden –
Und eine endlos lange Nacht.
Ernst Scherenberg