Schwarze Zitate (Seite 2)
Eine schwarze Katze kauert vor meiner Tür,
Eine kleine, schwarze, kurzgeschorene Katze;
Ich komme nach Hause, und mit einem Satze,
Wie ich aufschließe, springt sie herein zu mir.
Was will die kleine, schwarze Katze bei mir?
Wär es ein Hündchen, ich wüßte es zu verstehen;
Ein Frauenhündchen, ich weiß damit umzugehen.
Die Katze ist mir ein völlig fremdes Tier
Sie ist die Seele von meinem Spiritus
Familiaris. Er hat sich umgebrungen.
Die schwarze Katze kommt zu mir hereingesprungen,
Weil sie...
Frank Wedekind
Unsere Gefühle für die Menschen geben ihnen allen den gleichen Anstrich: Sie scheinen uns alle weiß, wenn wir sie lieben, und schwarz, wenn wir sie nicht lieben. Alle aber enthalten Schwarzes und Weißes. Suche in denen, die du liebst, das Schwarze, und vor allem in denen, die du nicht liebst, das Weiße.
Graf Leo Nikolajewitsch Tolstoi
Herüber zog eine schwarze Nacht
Herüber zog eine schwarze Nacht.
Die Föhren rauschten im Sturme;
Es hat das Wetter wild zerkracht
Die Kirche mit ihrem Turme.
Zerschmettert das Kreuz;
Zerdrückt den Altar;
Zermalmt das Gebein in den Särgen –
Die gotischen Bögen wälzen sich
Donnernd hinab von den Bergen.
Zum Dorfe stürzt sich Turm und Chor
Als wie zu einem Grabe –
Da fährt entsetzt vom Lager empor
Und spricht zur Mutter der Knabe :
"Ach Mutter, mir träumte ein Traum so schwer,
Das hat den Schlaf...
Georg Weerth
Der Andere
Nirgends vergißt sich so leicht
Der Liebe Lust, der Liebe Schmerz
Wie in den Armen eines andern.
Schwarz war dein Auge, mein Freund,
Schwarz wie die Nacht, wolkenumhüllt.
Blau strahlt das Auge des andern.
Keiner wohl küßte wie du,
Sanft wie ein Hauch am Maientag.
Stürmisch jetzt küßt mich der andre.
Treulos und falsch war dein Herz.
Doch auch dafür find' ich Ersatz,
Denn schon betrügt mich der andre.
Frank Wedekind
Der Kajütenjunge
Die Nacht hängt schwarz im Hafen;
die Schiffe haben kaum Gesicht.
Maat und Kapitän, sie schlafen.
nur der Kajütenjunge nicht.
Ihn treiben die Gedanken;
Das Schiff, es schauckelt sacht.
Er würd' dem Himmel danken;
Ein Mädchen für die Nacht.
Die Nacht hängt schwarz im Hafen;
Dem Jungen sind die Augen schwer.
Bald ist er eingeschlafen.
Es weht ein kalter Wind vom Meer.
Manfred Schröder
Januar-Welt
Lange Nächte beginnen am Nachmittag.
Wenn bleiche Sonne Farben schluckt.
Schwarze Äste Knochen gleich
zum wintergrauen Himmel zeigen.
Wenn unter Sträuchern,
hinter Mülltonnen
schmutzige Schneehaufen
liegen.
Wenn Rasenflecken
unberührte Schneeflächen
durchbohren.
Wenn brauner Schneematsch
Fontänen gleich zur Seite spritzt.
Schmatzend Schritte dämpft.
Bis die Nacht ihr schwarzes Tuch
über die trüb-kleine Januar-Welt legt,
sie dunkel-weit und sterne-hoch gaukelt.
Martina Schneider
Schon, horch, hörst du der ersten Harken
Arbeit; wieder den menschlichen Takt
in der verhaltenen Stille der starken
Vorfrühlingserde. Unabgeschmackt
scheint dir das Kommende. Jenes so oft
dir schon Gekommene scheint dir zu kommen
wieder wie Neues. Immer erhofft,
nahmst du es niemals. Es hat dich genommen.
Selbst die Blätter durchwinterter Eichen
scheinen im Abend ein künftiges Braun.
Manchmal geben sich Lüfte ein Zeichen.
Schwarz sind die Sträucher. Doch Haufen von Dünger
Lagern als satteres...
Rainer Maria Rilke
Die roten Rosen waren nie so rot
Als an dem Abend, der umregnet war.
Ich dachte lange an dein sanftes Haar ...
Die roten Rosen waren nie so rot.
Es dunkelten die Büsche nie so grün
Als an dem Abend in der Regenzeit.
Ich dachte lange an dein weiches Kleid ...
Es dunkelten die Büsche nie so grün.
Die Birkenstämme standen nie so weiß
Als an dem Abend, der mit Regen sank;
Und deine Hände sah ich schön und schlank ...
Die Birkenstämme standen nie so weiß.
Die Wasser spiegelten ein schwarzes...
Rainer Maria Rilke
Die Nacht wächst wie eine schwarze Stadt
Die Nacht wächst wie eine schwarze Stadt,
wo nach stummen Gesetzen
sich die Gassen mit Gassen vernetzen
und sich Plätze fügen zu Plätzen,
und die bald an die tausend Türme hat.
Aber die Häuser der schwarzen Stadt, –
du weißt nicht, wer darin siedelt.
In ihrer Gärten schweigendem Glanz
reihen sich reigende Träume zum Tanz, –
und du weißt nicht, wer ihnen fiedelt...
Rainer Maria Rilke
waldgesang
eine mauer aus schwarz
steht der wald in den hängen
die stämme drängen
in die steinkalte nacht
schnee tropft von den zweigen
zu weißem ziel
die moose verharren
in eisigem starren
der wind spielt sein windspiel
zapfenreigen
die eichhörnchenherzen
zittern im traum
sie huschen noch immer
von baum zu baum
eisfarne klingen
neben den rinden
blattharfen singen
vom wiederfinden
des frühlings und beben
an flattrigen zweigen
wurzeln zeigen
ins tiefere leben
alles atmen heißt wald
alle...
Wolfgang J. Reus
Schneesturm
Droben schwarze Wolken jagen
Pfeilgeschwind,
Seine schaurig wilden Klagen
Stöhnt der Wind.
Durch verfall'ner Mauer Spalten
Wirbelt Schnee,
Wie von finst'rer Macht gehalten
Starrt der See.
Und kein goldnes Sterngewimmel
Leuchtet mild,
Wie verschlossen dräut der Himmel
Schwarz und wild...
Da zerreißt der Sturm die mächt'ge
Wolkenschicht
Und ein lichter Stern das nächt'ge
Graus durchbricht!
Strahl ins Herz mir, gold'ner Schimmer,
Lind und sacht. –
Seine Sterne...
Eugenie Marlitt
Gefühle
Man sagte mir, alle Gefühle seien
weiß oder schwarz oder dazwischen,
also grau.
Aber es kamen gelbe dazu,
rote, violette,
braune und sogar zweifarbige.
Ich war ratlos, bis ich erfuhr,
daß die meisten Menschen
ihre farbigen Gefühle verdrängen,
so daß nur schwarz und weiß und grau
verbleiben kann.
Ich spüre aber, daß ich
mit einer ganzen Farbpalette
bunter malen kann
als nur mit einem Bleistift.
Kristiane Allert-Wybranietz