Schuld Zitate (Seite 4)
Zu Gott, den er im Staub verehrte, sprach
Einst ein Kalif in seiner letzten Stunde
Als einziges Gebet die frommen Worte:
"Ich bringe Dir, allein'ger höchster Herrscher,
Dir, einzig unbeschränktes Wesen, Alles,
Was du entbehrst in Deiner Herrlichkeit
Und nur uns Erdenwürmern wolltest gönnen:
Schuld, Reue, Elend und Unwissenheit."
– Doch hätt' er noch die Hoffnung nennen können.
Voltaire
Lerne hoffen, ohne zu hoffen!
Leider ein allzu schweres Stück;
Wer's könnte, der hätte das Ziel getroffen:
Glücklich zu sein auch ohne Glück.
Dennoch ist's wahr und guter Rat,
Wird er auch niemals ganz zur Tat.
Leben ist Schuld,
Da will's Geduld;
Im Genuß entsagen,
Leidend nicht klagen,
Verzichtend wagen,
Dem Schein nicht trauen,
Doch freudig schauen,
Schaffen und bauen!
Versuch es, und kann es nicht ganz gelingen:
Soviel du vermagst, es doch zu zwingen,
Soviel ragst du aus Zeit und...
Friedrich Theodor von Vischer
Du willst es nicht in Worten sagen,
Doch legst dus brennend Mund auf Mund,
Und deiner Pulse tiefes Schlagen
Tut liebliches Geheimnis kund.
Du fliehst vor mir, du scheue Taube,
Und drückst dich fest an meine Brust,
Du bist der Liebe schon zum Raube
Und bist dir kaum des Worts bewußt.
Du biegst den schlanken Leib mir ferne,
Indes dein roter Mund mich küßt;
Behalten möchtest du dich gerne,
Da du doch ganz verloren bist.
Du fühlst, wir können nicht verzichten;
Warum zu geben scheust du noch?
Du...
Theodor Storm
Menschen der Ehe
O wären wir Tiere, wären wir Tiere,
Wir hätten uns längst zerfleischt und zerrissen
Und ich, der Stärkere, ich, das Männchen,
Ich hätte dich Weibchen zu Tode gebissen.
Und wären wir Götter, stolznackige Götter,
Wir lebten uns fern in elysischen Au'n:
Hinrollte auf leichter Wolke mein Wagen,
Du wandeltest still unter trostreichen Frau'n.
Doch wir sind Menschen, gefesselte Menschen
Und müssen uns tragen mit stummer Geduld,
Wir müssen uns tragen und müssen entsagen
Und unsere...
Ludwig Scharf
Mancherlei Sorgen und mancherlei Schmerzen
Quälen uns wahrlich aus eigener Schuld.
Hoffnung ist Labsal dem wundesten Herzen,
Duldende stärket gelassne Geduld.
Wenn euch die Nebel des Trübsinns umgrauten,
Hebt zu den Sternen den sinkenden Mut;
Heget nur männliches, hohes Vertrauen!
Guten ergeht es am Ende doch gut.
Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis
Trauer
Frühe schon aus leisem Schlummer
Stört mich auf der wache Kummer,
Und mit stumm getrag'ner Pein
Schreit' ich in den Tag hinein.
Immer schwerer das Vollbringen,
Immer selt'ner das Gelingen,
Und es schwindet die Geduld –
Und ich fühl' die eig'ne Schuld.
Fühl' es mit geheimem Beben:
Uferlos verrinnt mein Leben
In ein Meer von Qual und Noth –
...
Ferdinand von Saar
Alter
Das aber ist des Alters Schöne,
daß es die Saiten reiner stimmt,
daß es der Lust die grellen Töne,
dem Schmerz den herbsten Stachel nimmt.
Ermessen läßt sich und verstehen
die eigne mit der fremden Schuld,
und wie auch rings die Dinge gehen,
du lernst dich fassen in Geduld.
Die Ruhe kommt erfüllten Strebens,
es schwindet des verfehlten Pein -
und also wird der Rest des Lebens
ein sanftes Rückerinnern sein.
Ferdinand von Saar
Nicht hassen...
Nicht hassen, wo der Hass Gebot?
In Angst sich bergen vor kindischer Schuld?
Das Leben verkümmern Lot für Lot -
O wundersame Eselsgeduld!
Kommt mir nur nicht mit Sittlichkeit her
Und heuchlerischem Moralgeschwänz!
Ist doch eure ganze Sittlichkeitslehr
Nur eitle Blähung der Impotenz!
Der Katechismus eurer Moral,
Am Schnürchen schnurrt er von Pflicht zu Pflicht,
Das Leben fordert viel hundertmal
Sich zu wärmen, zu leuchten mit eignem Licht.
Otto Roquette
Liebe
Was die Liebe kann begehren,
Liebe darf es frei gewähren.
Was von Liebe ward verschuldet,
Gern von Liebe wird's geduldet.
Alles Fehlen, alles Irren,
Liebe weiß es zu entwirren.
Trägt mit seliger Gebärde
Alle Not und Schuld der Erde;
Am Geliebten jeden Flecken
Weiß sie sorgsam zu verdecken;
Ja, ihn völlig freizusprechen,
Lächelnd teilt sie sein Verbrechen.
Robert Eduard Prutz
Gott –
er wird für alles verantwortlich gemacht,
aber haben wir einmal darüber nachgedacht?
Wir selbst sind es, die Freud und Leid erschaffen.
Es ist leicht, sich aufzuraffen,
ihm – Gott – die Schuld für alles zu geben,
für all das, was geschieht in unserem Leben,
das ist einfach und verlockt.
Was sind wir nur für Menschen – Gott!
Karin Obendorfer
Erkenntnis
Wenn dich einmal eine Stunde
Deine Sühne finden ließ,
Segne Sie! die dich mit Flammen,
Dich und deine Schuld zusammen
Aus dem Paradiese stieß!
Denn im letzten Tiefen Grunde
Aller Süßigkeit der Lust
Ruht das unbewußte Wissen,
Daß du sie mit Bitternissen
Einst zurückbezahlen mußt.
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)