Schönheit Zitate (Seite 23)
Was Brot dem Leibe, bist du meiner Seele,
was dürrer Saat der Regen, bist du mir,
der ich um deine Ruh mich rastlos quäle
wie es dem Geizhals geht mit seiner Gier.
Bald möcht' ich prahlend meinen Schatz genießen,
bald zittre ich, daß die Zeit ihn bald mir stiehlt;
bald wünsche ich, ganz mit dir mich einzuschließen,
bald, daß mein Glück sich aller Welt empfiehlt.
Bald schwelgt mein Blick in deiner Schönheit Fülle,
um bald nach deinem Blicke zu verschmachten,
und keine andre Lust bleibt Wunsch...
William Shakespeare
Du aber,
der du die Schönheit
mit unergründlicher Liebenswürdigkeit,
Gnade und Form,
Wort mit Klang,
edles Geschlecht mit Tugend,
Reichtum mit Kraft,
innere Freiheit und äußere Klarheit
miteinander vereinst,
du besitzest noch etwas,
was ich in diesem Leben nie fand:
einen gerechten
zufriedenstellenden Ausgleich dem Können,
dem Vermögen
und dem sehnenden Verlangen
eines recht liebenden Herzens.
Heinrich Seuse
Wo Schönheit ist, da ist auch Häßlichkeit.
Wenn etwas richtig ist, ist etwas anderes falsch.
Wissen und Unwissenheit hängen voneinander ab.
Verblendung und Erleuchtung bedingen einander.
So war es schon immer.
Wie könnte es jetzt anders sein?
Das eine loswerden, das andere halten wollen -
das muß ein lächerliches Schauspiel abgeben.
Auch wenn du sagts, alles sei wunderbar,
du mußt dich doch mit dem sich stets Wandelnden abgeben.
Daigu Ryôkan
Die letzte Schönheit ist das Neigen
Von Mensch zu Mensch und jeder spricht:
Die Einsamkeit und sagt das Seine
Und hört dem andern zu in Schweigen
Und Staunen und bewahrt in Reine
Die Ahnung wie ein erstes Licht: –
Die Ahnung, daß wir uns verstehen,
Und nicht mehr einsam weitergehen.
Alfred Karl Röttger
Für Rilke
Dans l'école, Hamburg
Verwunden mein Geist in eintöniger Mattigkeit
So müd' geworden, daß zu enfalten er zu schwach.
Mir ist, als wüßt' ich all das Wahre vor begebener Zeit
Und das Geschehene erst küßt seine Schönheit wach.
Des reinen Geistes ehrbares Gedankengut,
das in allerkleinste Bahnen gezwungen.
Ist's ausgesprochen, des Intellektes Heldenmut
Und jedes dürft'ge Wort dem Herzen abgerungen.
Laßt meine Stäbe nur die Kleinigkeit eines Spaltes trennen
Und hinter jedem...
Christian Röhrs
Venedig
(Für Helen)
Beseelt seist Du mein Herz, das mir genommen von anmut'ger Schönheit
und einzig'artgem Charme, dem Gefühl beraubt,
wie in einem Gemälde des Tizian verlebt, dieser große Moment, gebannt in die Fugen der Ewigkeit.
In einem Stücke meines Herzens, wollt' ich könnt' ihn in mir tragen, dem Vergangenen entstaubt;
Gleich einem Tryptychone, von dessen vollkommener Pracht immer nur ein Teil der meine zu seien scheint,
während der anderen Stücke auf den Kämmen der Wellen...
Christian Röhrs
Die reinen Frauen stehn im Leben
Wie Rosen in dem dunklen Laub;
Auf ihrem Wünschen, ihrem Streben
Liegt noch der feinste Blütenstaub.
In ihrer Welt ist keine Fehle,
Ist alles ruhig, voll und weich:
Der Blick in eine Frauenseele
Ist wie ein Blick ins Himmelreich.
Wohl sollst du hören hohe Geister,
Verehren sollst du Manneskraft;
Dich sollen lehren deine Meister,
Was Kunst vermag und Wissenschaft.
Doch was das Höchste bleibt hienieden,
Des Ew'gen nur geahnte Spur,
Was Schönheit, Poesie und...
Julius Rodenberg
Junger Tag
Aus Schleiern des Morgens
Hebt sich der Tag.
Noch hängt an der Wimper
die blitzende Thräne,
Noch huschen die Wölkchen,
Gleich ängstlichen Träumen,
Über die strahlende Kinderstirn –
Aber jubelnd über sein Leben
Will sich die ewige Sonne schon heben,
Küßt ihm den Scheitel
In segnender Liebe,
Weckt ihm die Sehnsucht,
Die knospende auf
Und zieht seinen ersten,
Zagenden Schritten,
Ein leuchtender Herold
Der Schönheit, vorauf!
Anna Ritter
Unbegehrt
Es stand eine Rose im tief tiefen Grund
Von Liebe und Sehnsucht durchglühet,
Kam Keiner, der ihre Schönheit begehrt,
Ist einsam und traurig verblüht.
Ich weiß eine Seele, die glühte so heiß,
Die Liebe, das Glück zu umfangen,
Kam Keiner, der ihre Blüte begehrt,
Ist einsam zu Grunde gegangen.
Anna Ritter
Fürchte dich nicht, sind die Astern auch alt,
streut der Sturm auch den welkenden Wald
in den Gleichmut des Sees -
die Schönheit wächst aus der engen Gestalt;
sie wurde reif, und mit milder Gewalt
zerbricht sie das alte Gefäß.
Sie kommt aus den Bäumen
in mich und in dich,
nicht um zu ruh'n;
der Sommer ward ihr zu feierlich.
Aus vollen Früchten flüchtet sie sich
und steigt aus betäubenden Träumen
arm ins tägliche Tun.
Rainer Maria Rilke