Reden Zitate (Seite 8)
Nicht nur
Wenn man ein Freund sein möchte
Sollte man es ganz und gar sein
Nicht nur teilweise
Nicht nur weil es gerade paßt
Nicht nur weil man jemanden zum Reden braucht
Nicht nur weil es einem schlecht geht
Nicht nur als Mittel zum Zweck
Nicht aus falschen Gründen
Nicht nur weil man niemand anderen hat
Sondern aus Ehrlichkeit und Zuneigung
Wenn man das nicht kann, sollte man besser fern bleiben
Denn Oberflächlichkeit gibt es genug auf der Welt
Mélanie »Mél« Schmidt
Die alte Geige
Es ruht meine alte Geige
In ihrer schwarzen Truh'
Und wimmert in den Nächten
Mir ihre Klage zu.
Und wenn die Glocken schwingen
Von ferne ins Gemach,
Ist mir, als müßt' ich singen
Den dunklen Seufzern nach.
»Ich ruhe tief und schweige
Für immer wie ein Grab,
Die ich so heiß gerungen
Und schön geklungen hab'.
Mein Meister! heiß mich reden
Von diesem langen Leid!
Jetzt weiß ich die schönsten Lieder
Auf Erden weit und breit!«
Schweig' still, du alte Geige!
Meinst, ich erfuhr es...
Carl Ludwig Schleich
Breite und Tiefe
Es glänzen viele in der Welt,
Sie wissen von allem zu sagen,
Und wo was reizet und wo was gefällt,
Man kann es bei ihnen erfragen,
Man dächte, hört man sie reden laut,
Sie hätten wirklich erobert die Braut.
Doch gehn sie aus der Welt ganz still,
Ihr Leben war verloren,
Wer etwas Treffliches leisten will,
Hätt gern was Großes geboren,
Der sammle still und unerschlafft
Im kleinsten Punkte die höchste Kraft.
Der Stamm erhebt sich in die Luft
Mit üppig prangenden Zweigen,
Die...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Hoffnung
Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen, goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung!
Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben,
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er - die Hoffnung auf.
Es ist kein leerer...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Deine Augen, trunken jetzt vor Gott,
die meinen vom Dich-Ansehn -
der eine Trunkenbold umsorgt den andern.
Dieses Reden ist wie das Prägen neuer Münzen.
Sie häufen sich auf,
während die eigentliche Arbeit draußen getan wird -
von jemand, der im Boden gräbt.
Das Wunder Jesu ist er selbst, nicht was er,
die Zukunft betreffend, sagte oder tat.
Vergiss die Zukunft!
Vergöttern würd' ich den, der dies könnte.
Rumi
Leeres Reden, Kommen, Gehen,
Schales Lächeln, Lachen auch,
Alles mußtest du verstehen,
Heuchelnd nach des Tages Brauch!
Unergründet muß es bleiben,
Glatt und trügrisch wie die Welt,
Wenn dein Wesen ihrem Treiben
Widerwillig ward gesellt.
Dein erst, wenn der Tag zerstoben,
Ist, was dir die Seel' umfaßt,
Dein des Glücks, der Schmerzen Toben,
Dein geliebter Sorgen Last.
Otto Roquette
Nächtens will ich mit dem Engel reden,
ob er meine Augen anerkennt.
Wenn er plötzlich fragt: Schaust du Eden?
Und ich müßte sagen: Eden brennt.
Meinen Mund will ich zu ihm erheben,
hart wie einer, welcher nicht begehrt.
Und der Engel spräche: Ahnst du Leben?
Und ich müßte sagen: Leben zehrt.
Wenn er jene Freude in mir fände,
die in seinem Geiste ewig wird, –
und er hübe sie in seine Hände,
und ich müßte sagen: Freude irrt.
Rainer Maria Rilke
Der Tod der Geliebten
Er wußte nur vom Tod, was alle wissen:
daß er uns nimmt und in das Stumme stößt.
Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,
hinüberglitt zu unbekannten Schatten,
und als er fühlte, daß sie drüben nun
wie einen Mond ihr Mädchenlächeln hatten
und ihre Weise wohlzutun:
Da wurde ihm die Toten so bekannt,
als wäre er durch sie mit einem jeden
ganz nah verwandt; er ließ die andern reden
und glaube nicht und nannte jenes Land
das...
Rainer Maria Rilke
Worte
Täglich hört man kluge Worte,
die sehr gut sind und durchdacht,
und welche von der dummen Sorte,
über die kein Mensch mehr lacht.
Worte sind wie bunte Fäden,
die man geschickt verbinden kann,
sie sind auch Werkzeug eines Jeden,
der damit bastelt, dann und wann.
Worte können auch verletzen,
können schärfer sein als Messer,
darum – reden, niemals hetzen,
sogar schweigen - ist oft besser.
Horst Rehmann
Ein Lied aus alten Tagen
Hütet euch vor Liberalen,
die nur reden, die nur prahlen,
aber arm an Tagen sind,
die bald hier-, bald dorthin sehen,
bald nach rechts, nach links sich drehen
wie die Fahne vor dem Wind.
Hütet euch vor Liberalen,
die bei schwelgerischen Wahlen,
bei gefüllten Festpokalen
Turm der Freiheit sich genannt
und die doch um einen Titel
Zensor werden oder Büttel;
oder gar ein Denunziant.
Robert Eduard Prutz
Du scheust, mit mir allein zu sein,
Du bist so schroff.
Gibt nicht der Liebe Lust und Pein
Zum Reden Stoff?
Wo nicht, was gilt der Lieb' ein Wo,
Ein Wie, ein Was?
Zu lieben und zu schweigen, o
Wie lieb ich das!
Ich schweige, weil so kalt du scheinst,
Und unerweicht.
Mein Auge spricht, es spricht dereinst
Mein Kuß vielleicht.
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)