Reden Zitate (Seite 10)
Dito
Ich bin mein eigner Kritikus,
Drum spart euch eure klugen Reden,
Sagt doch ein alter Pfiffikus:
Nicht jede Formel paßt auf Jeden.
Mir hätt es so, mir so behagt,
Schon gut, schon gut, ihr lieben Leute;
Ihr wißt ja, was das Sprichwort sagt,
Der Jäger pfeift, es bellt die Meute!
Doch daß ihr auch der Weisheit Schluß,
Der Wahrheit Wahrheit mögt erfahren,
Sagt jener selbe Pfiffikus:
Die Thorheit wächst oft mit den Jahren!
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Künstlerweihe
Wir wandern stumm, verschüchtert, bang gebückt
Und bergen scheu, was wir im Herzen hegen,
Und reden Worte, die uns nicht bewegen,
Und tote Dinge preisen wir entzückt.
Die Seele ist vergraben und erstickt ...
Verfaultes leuchtet fahl auf nächt'gen Wegen ...
Und sind wir müde, soll uns Kunst erregen,
Bis wir im Rausch der leeren Qual entrückt.
Jüngst fiel mein Aug auf Meister Wolframs Buch
Vom Parcival, und vor mir stand der Fluch,
Der vom verlornen Gral...
Hugo von Hofmannsthal
Die Liebe begann im Monat März,
Wo mir erkrankte Sinn und Herz.
Doch als der Mai, der grüne, kam:
Ein Ende all mein Trauern nahm.
Es war am Nachmittag um Drei
Wohl auf der Moosbank der Einsiedelei,
Die hinter der Linde liegt versteckt,
Da hab ich ihr mein Herz entdeckt.
Die Blumen dufteten. Im Baum
Die Nachtigall sang, doch hörten wir kaum
Ein einziges Wort von ihrem Gesinge,
Wir hatten zu reden viel wichtige Dinge.
Wir schwuren uns Treue bis in den Tod.
Die Stunden schwanden, das...
Heinrich Heine
Die treuen Brüder
Es sind zwei treue Brüder,
Die ziehn in den Streit hinaus,
Noch reden sie hin und wieder,
Da schmettert's den einen danieder,
Der andere sieht's mit Graus.
Der Bruder in seinem Blute
Erregt ihm bitteren Schmerz;
Daß ihn der Tod ereilte,
Bevor er den Kampf noch teilte,
Zerreißt ihm ganz das Herz.
Der Sterbende blickt freundlich
Noch einmal auf zu ihm,
Dann greift er, als wär' er der alte,
Zur Büchse, die noch nicht knallte,
Drückt ab mit Ungestüm.
Nun bricht er wieder...
Christian Friedrich Hebbel
Lesen, Hören, Reden
So einer lesen lernt
Hat er sehr viel getan –
Daß er dann schreiben kann,
Führt schon zum Größenwahn.
Auch Pauken und Musik,
Und was ein Künstler schweigt,
Ist in ein zartes Ohr
Mit stiller Kraft gegeigt.
Im Reime sei der Sinn,
Im Rhythmus die Gebärde –
Die Sprache redet selbst,
Auf daß ein Sinnspruch werde.
Otto Erich Hartleben
Zueignung
Ich habe Dir in ernsten stillen Stunden,
Betrachtungsvoll in heil'ger Einsamkeit,
Die Blumen dieser und vergangner Zeit,
Die mir erblüht, zu einem Kranz gewunden.
Von Dir, ich weiß es, wird der Sinn empfunden,
Der in des Blüthenkelchs Verschwiegenheit
Nur sichtbar wird dem Auge, das geweiht
Im Farbenspiel den stillen Geist gefunden.
Es flechten Mädchen so im Orient
Den bunten Kranz; daß vielen er gefalle,
Wetteifern unter sich die Blumen alle.
Doch Einer ihren tiefern Sinn...
Karoline von Günderode
Such' Er den redlichen Gewinn!
Sei Er kein schellenlauter Tot!
Es trägt Verstand und rechter Sinn
Mit wenig Kunst sich selber vor;
Und wenn's Euch ernst ist, was zu sagen,
Ist's nötig, Worten nachzujagen?
Ja, Eure Reden, die so blinkend sind,
In denen Ihr der Menschheit Schnitzel kräuselt,
Sind unerquicklich wie der Nebelwind,
Der herbstlich durch die dürren Blätter säuselt.
Johann Wolfgang von Goethe
Allerseelen
Stell' auf den Tisch die duftenden Reseden,
Die letzten rothen Astern trag' herbei
Und laß uns wieder von der Liebe reden
Wie einst im Mai.
Gieb mir die Hand, daß ich sie heimlich drücke,
Und wenn man's sieht, mir ist es einerlei;
Gieb mir nur einen deiner süßen Blicke
Wie einst im Mai.
Es blüht und funkelt heut' auf jedem Grabe,
Ein Tag im Jahre ist den Todten frei;
Komm' an mein Herz, daß ich dich wieder habe,
Wie einst im Mai.
Hermann von Gilm, Ritter zu Rosenegg
Gebt Euren Toten Heimrecht,
Ihr Lebendigen,
daß wir unter Euch wohnen und weilen dürfen
in hellen und dunklen Stunden.
Weint uns nicht nach,
daß jeder Freund sich scheuen muß,
von uns zu reden!
Macht, daß die Freunde ein Herz fassen,
von uns zu plaudern und zu lachen!
Gebt uns Heimrecht,
wie wir's im Leben genossen haben.
Walter Flex
Lehren der Klugheit
Soll dir dein Reden überall geraten,
So sprich mit Kriegern von Gefahr und Taten,
Mit einem Hirten von der besten Weide,
Mit schönen Frauen, was am besten kleide,
Von Kniff' und Ränken pfiffig mit dem Diebe,
Mit jungen Mädchen hold von Treu' und Liebe.
Sprich mit dem Kaufmann, wie man Schätze mehre,
Mit wind'gem Fähnrich, wie man sie verzehre,
Mit der Aktrice von der neuen Rolle,
Mit einem Wuchrer, daß man zahlen wolle,
Mit einem Sänger, daß sein Lied gefallen,
Und so, was...
Johann Peter Eckermann