Nur Zitate (Seite 276)
Ich denke dein
Ich denke dein,
Wenn durch den Hain
Der Nachtigallen
Akkorde schallen!
Wann denkst du mein?
Ich denke dein
Im Dämmerschein
Der Abendhelle
Am Schattenquelle!
Wo denkst du mein?
Ich denke dein
Mit süßer Pein
Mit bangem Sehnen
Und heißen Tränen!
Wie denkst du mein?
O denke mein,
Bis zum Verein
Auf besserm Sterne!
In jeder Ferne
Denk ich nur dein.
Friedrich von Matthisson
Alles kann sich umgestalten!
Mag das dunkle Schicksal walten,
Mutig, auf der steilen Bahn
Trau dem Glück! Trau den Göttern!
Steig trotz Wogendrang und Wettern,
Kühn wie Cäsar in den Kahn.
Laß den Schwächling angstvoll zagen!
Wer um Hohes kämpft, muß wagen!
Leben gilt es oder Tod.
Laß die Woge donnernd branden!
Nur bleib immer, magst du landen
Oder Scheitern, selbst Pilot!
Friedrich von Matthisson
Alles kann man umgestalten!
Mag das dunkle Schicksal walten.
Mutig! Auf der steilsten Bahn.
Trau dem Glücke! Trau den Göttern!
Steig trotz Wogen, Wind und Wettern,
Kühn, wie Cäsar, in den Kahn.
Laß den Schwächling angstvoll zagen!
Wer um Hohes kämpft, muß wagen,
Leben gilt es oder Tod!
Laß die Woge donnernd branden:
Nur bleib immer, magst du landen
Oder scheitern, selbst Pilot.
Friedrich von Matthisson
Freude und Sorgen
Gehen stets Hand in Hand;
Heute wie morgen
Wechseln sie schnell ihr Band.
Nur in der Kürze,
Die Freude uns beschert, –
Liegt ja die Würze,
Die den Genuß vermehrt,
Denn hinter Sorgen,
Die uns wie Wolken droh'n, –
Lachet verborgen
Auch neue Freude schon.
Willst du drum zagen,
Wenn Dich der Kummer drückt?
Nein! – frisch getragen!
Hoffnung bleibt stets geschmückt!
Heinrich Martin
Rat für Mucker
Sprich Wahrheit nicht frei in's Gesicht, –
Du wirst vehöhnt;
Verkleid' es hold mit Flittergold, –
Man wird versöhnt.
Es sei Dein Wort an jedem Ort
Demütiglich;
mach' dir zur Pflicht: Schweig! – muckse nicht;
Stets bücke Dich!
Bist Du nur klug, hast Witz genug, –
Dann steigst Du flugs;
Um groß zu sein, trag' frommen Schein;
Doch – bleib ein Fuchs!
Heinrich Martin
Schätze nie die Zeit gering,
Wenn sie Unscheinbares bringt;
Denke, daß das kleinste Ding,
Wenn Dein Geist es tief durchdringt,
Nur an der Minute hing,
Die zum schnellen Schaffen zwingt.
Doch wenn flüchtig sie entging,
Eh' der Geist sie ganz empfing, –
Niemals dann den Preis erringt.
Darum handle unbedingt,
Wenn es in der Seele kling,
Mit der Willenskraft beschwingt.
Denn wer die Idee vollbringt,
Die dem Augenblick entspringt, –
Dem das Größte oft gelingt.
Siehst Dich dann von Ehr'...
Heinrich Martin
Eigentum
Den Landbesitz hast du allein,
dein Barvermögen ist ganz dein,
allein besitzt du Goldpokale,
allein die Alabaster-Schale.
Den Massiker hast du allein,
genauso den Käkuber-Wein.
Dein Herz hast ganz allein nur du
und gleich noch den Verstand dazu.
Das alles hast du ganz allein,
glaub nicht etwa, ich sage nein! –
Candid, jedoch dein Eheweib
ist aller Welt ein Zeitvertreib!
Marcus Valerius Martial
warnung
kleiner mann hab acht
was man mit dir macht
laß dein hirn nicht rosten
denn du kennst den schlich
geht es um die kosten
braucht man sicher dich
darum sei nicht dümmer
als man grad noch muß
zahlen muß man immer
meist zahlst du zum schluß
sei es mit dem leben
sei es nur mit geld
zahlen muß man eben
denn so ist die welt
kleiner mann hab acht
was man mit dir macht
Kurt Marti
Hoffnung
So ist, was kühn das Herz gewollt, zerschellt,
Der Hoffnung Grün umhüllt mit Trauerflören,
Es glimmen unter jener Trümmerwelt
Nur Wünsche noch, die nicht der Welt gehören,
Nicht jener Macht, die grausam sich gefällt
In ewigem Vernichten und Zerstören.
Ruh aus, empörtes Herz, in dem Gedanken,
Daß Hoffnungszweige sich ins Jenseits ranken
Eugenie Marlitt
Winter
Die Bäume glitzern rings im Eise,
Unheimlich lautlos rieselt Schnee.
Die weichen Flocken decken leise
Der Blumen letztes Todesweh.
Nur zwischen starren Zweigen hangen
Noch rote Beeren, frisch und licht,
Ein täuschend Leben! Rosenwangen
Auf einem Leichenangesicht.
Die gold'ne Sonne strahlt wie immer,
Doch wärmt sie nicht das öde Land.
An Menschenaugen mahnt ihr Schimmer,
Die falsch und treulos man erkannt.
Eugenie Marlitt
Das einzig Wahre.
Echt ist nur des Himmels Blau,
Denn der Wechsel, streng und rauh
Nimmt des Blütenstraußes Pracht,
Grün, das hell vom Baume lacht.
Sommers Feuerglut verfliegt
Und der flinke
Bach versiegt.
Auf den Wechsel, klein und groß
Schaut der Himmel, wandellos.
Menschentreu ist Morgenduft,
Den entführt die weichste Luft,
Und die Lieb' ist über Nacht
Oft als Haß wohl aufgewacht.
Heut gehst du als Bruder mit,
Morgen dich der Hochmut tritt;
Und es beut der Lebensbaum
Statt...
Eugenie Marlitt
Was ich dir wünsche
Jeden Morgen eine Sonne, die dich weckt
mit Zuversicht und mit gutem Appetit
auf das Frühstück und das Leben.
Jeden Tag einen Weg,
der dich nicht immer nur geradewegs zum Ziel führt,
sondern ab und zu ein paar wunderschöne Umwege macht.
Jede Nacht ein paar gute Sterne über dir,
die dich beschützen und deinen Schlaf bewachen.
Jochen Mariss
Von denen, die dazu ersehen,
Des Himmels Segen zu erflehen,
War selten einer ernstgelehrt,
Viel öfter hitzig und verkehrt.
Doch glückt's den meisten zu verhüllen,
Wie Stolz und Habgier sie erfüllen.
Wenn nur das Mindeste geschah,
Worin man eine Schädigung sah,
Sogleich erhob man ein Gezeter:
"Wo ist die Tugend hin, ihr Götter!"
Merkur ergötzte dieser Streit,
Die andern nannten's Albernheit.
Bernard de Mandeville