Nichte Zitate (Seite 264)
Wie ich dich liebe
Wie ich dich liebe,
Soll ich dir sagen?
Wie ich dich liebe,
Kannst du mich fragen?
O du mein Alles,
Das ich nicht lasse!
Einz'ger Gedanke
Den ich noch fasse!
Weil ich die liebe,
Kann ich's nicht sagen;
Kann ich nur stumm die
Seligkeit tragen.
Schau mir in's Auge
Laß' dich umfassen –
Wirst mir die Antwort,
Liebster, erlassen.
Wie das im Herzen
Wonniglich wühlet,
Daß kann nur sagen
Wer es nicht fühlet.
Ludwig Pfau
Erscheinung
Nächtlich oft in wachen Träumen
Steiget vor mir auf dein Bild,
Schaut mich an so tief und innig
Mit den Augen braun und mild.
Mit den großen Kinderaugen,
Die ich oft dir zugeküßt;
Und mir ist, als ob ich wieder
Sie mit Küssen schließen müßt'.
Als sie langsam untergingen
In der Flut der Todesnacht,
Hast du wohl, nach Osten schauend,
Noch einmal an mich gedacht.
Ach! nicht ich hab', als du starbest,
Weinend mich herabgebückt
Und die treuen Augen dir zum
Ew'gen...
Ludwig Pfau
Unwandelbar
O fürchte nicht, wenn dir das Alter
Vom Haupte Blüt' um Blüte bricht,
Daß dann ein Blick, ein trüber, kalter,
Fall' auf dein bleiches Angesicht.
Wohl blässer wird der äuß're Schimmer,
Doch heller wird der inn're Schein;
Drum lieber nur und tiefer immer
Schau' ich ins Auge dir hinein.
Da seh' ich all' die Liebesfülle,
Die reicher ward von Jahr zu Jahr;
Es dringet durch des Alters Hülle
Der Seele Schönheit hell und klar.
Da seh' ich nicht die müden Wangen,
Der Jahre Furchen seh' ich...
Ludwig Pfau
Zuweilen werde ich bei dir sein
Zuweilen werde ich bei dir sein,
so still und leise wie ein Duft.
Du siehst ihn nicht, du hörst ihn nicht,
und dennoch küßt er deinen Mund
Und weckt dir alle Sehnsucht.
Du wirst nicht wissen, was geschieht,
auf einmal bin ich ganz dein Herz,
auf einmal bin ich ganz dein Lied.
Alfons Petzold
Leben wir nur
zur eigenen Lust?
Oder sollen wir weinen
mit der weinenden Welt?
Wie viele haben
aus anderer Herzen
das Blut gesogen,
ohne Strafe!
Wie viele vergossen
für andre
ihr eigenes Herzblut,
ohne Lohn!
Doch wer sein Leben opfert,
tut's nicht um Lohnes willen;
er opfert es hin
der Menschheit zu nützen.
Nützt es – oder nicht?
Das ist die Frage der Fragen,
nicht "Sein oder Nichtsein"!
Sándor Petöfi
Ja: ich existiere in meinem Körper.
Trage weder Sonne noch Mond in meiner Hosentasche.
Will weder Welten erobern, denn ich habe schlecht geschlafen,
Noch die Welt verspeisen, sie bekommt meinem Magen nicht.
Gleichgültig?
Nein, ein Erdensohn, der mit jedem Sprung einen falschen Schritt tut,
Ein Luftsprung ist nichts für uns,
Und der nur froh ist, wenn ihm die Füße wieder auf die Erde schlagen,
Klatsch! In die Wirklichkeit, an der es nicht fehlt!
Fernando Antonio Nogueira de Seabra Pessoa
Und bist denn wirklich du allein?
Kein Wesen nennt, kein Freund sich dein?
Und hast denn Sein vergessen du,
Der dich erschuf, erhält dazu?
Rauscht nicht sein Wort im mächt'gen Hain?
Strahlt nicht sein Aug' im Sternenschein?
Da sinkt kein Blatt, kein Hälmchen fehlt,
Das einzeln nicht sein Blick gezählt!
Dein Hoffen wie dein Fürchten all,
Dein Sehnen, jeder Thräne Fall
Liegt klar vor seiner Allmacht Schein –
Und sagst du noch, du sei'st allein?
Georg Heinrich Jakob Pertz
Beruhigung
Dir zürnen, daß du mich verlassen? –
Beim Himmel, nein! wie sollt' ich das?
War's deine Schuld, mich nicht zu fassen?
Verdient ein blinder Irrthum Haß?
Besäße dein Gemüth die Schwingen,
Zu schweben auf des meinen Spur,
Dann ließest du mich dir entringen
Mit deinem eignen Leben nur!
Wen also hätt' ich anzuklagen ?
Dich, daß dein Herz so schwach und klein?
Davon kannst du die Schuld nicht tragen!
Wie du's empfangen, blieb es dein.
Fahr hin! als der Vergebung Blüthe
Rankt sich der...
Betty Paoli
Elend, wahrhaft elend ist,
Der selbst vom Schmerz verstoßen,
Der, da die Lust ihn doch nicht grüßt,
Vom Gram selbst ausgeschlossen;
Deß Nacht nicht schwarz, deß Tag nicht klar,
O der ist elend, ist's fürwahr!
Den kein Verlangen mehr bewegt,
Kein schmerzenfreudig' Sehnen,
Deß Busen keinen Wunsch mehr hegt,
Deß Auge ohne Thränen. –
Ja elend, elend sicherlich
Ist Jeder, der so ist wie ich.
Betty Paoli
Antik und modern
Alte, neue Poesie, –
Was ist d'rüber nicht zu lesen!
G'rade so, als wären sie
Eines nicht im tiefsten Wesen!
G'rade so, als wenn der Strahl,
Den Horaz einst liebvoll hegte,
Heute nicht wie dazumal
In des Dichters Brust sich regte!
Laßt ihr Guten! immerhin
Eure Silbenstecherfehde.
Alt und neu hat keinen...
Betty Paoli
Vergiß mein nicht, wenn lockre kühle Erde
Dies Herz einst deckt, das zärtlich für dich schlug.
Denk, daß es dort vollkommner lieben werde,
Als da voll Schwachheit ich's vielleicht voll Fehler trug.
Dann soll mein freier Geist oft segnend dich umschweben
Und deinem Geiste Trost und süße Ahndung geben.
Denk, daß ich's sey, wenns sanft in deiner Seele spricht:
Vergiß mein nicht! Vergiß mein nicht!
Novalis
Menschendünkel
Der Bach zu deinen Füßen klingt,
Du aber weißt nicht, was er spricht.
Zu Häupten dir der Vogel singt,
Und was er singt, verstehst du nicht.
Die Bienen summen dir ins Ohr
Ihr ewig unenträtselt' Lied,
In hundert Zungen spricht das Moor,
Der Wald, die Heide und das Ried.
Und hundertfältig um dich her
Ist Leben, reich wie deins gewebt,
Du aber weißt davon nicht mehr
Als einer, der im Monde lebt.
Und dennoch dünkst du unerreicht
Dich über alle sie gestellt
Als einzig Weiser! Ach,...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Die Sonne sinkt
1.
Nicht lange durstest du noch,
verbranntes Herz!
Verheißung ist in der Luft,
aus unbekannten Mündern bläst mich's an,
– die große Kühle kommt...
Meine Sonne stand heiß über mir im Mittage:
seid mir gegrüßt, daß ihr kommt,
ihr plötzlichen Winde,
ihr kühlen Geister des Nachmittags!
Die Luft geht fremd und rein.
Schielt nicht mit schiefem
Verführerblick
die Nacht mich an?...
Bleib stark, mein tapfres Herz!
Frag nicht: warum? –
Friedrich Wilhelm Nietzsche