Nichte Zitate (Seite 225)
Ergib dich drein
Ergib dich drein, du liebes Menschenkind,
daß deine Wege nicht die meinen sind.
Es kann nicht Alles so, wie du willst, sein;
du bist nicht Herr; ergib dich ruhig drein!
Ergib dich drein, und forsch und hadre nicht;
tu, was die heilge Stimme in dir spricht.
Sie flüstert dir das einzig Richtge ein;
sie täuscht dich nicht; ergib dich ruhig drein!
Ergib dich drein. Beschwerlich ist der Steg,
der deiner harrt, fernab vom breiten Weg.
Schlägst du ihn ein, schlägst du ihn...
Karl May
Du und Deine Reisen
Worte, die ich eben sprach,
liegen im Raum,
unbrauchbar und erfroren.
Haben Dich mal wieder nicht erreicht,
hast sie mal wieder nicht verstanden.
Ich lasse meinen Schleier schweben,
Dein verträumtes Gesicht berühren.
Du nimmst es nicht wahr,
bist anwesend und doch nicht hier.
Ich kann Dir auf Deinen weiten Reisen
nicht folgen.
Claudia Malzahn
Du,
was soll ich Dir sagen,
wie soll ich Dir sagen,
was Du für mich bist?
Du kannst nicht meine
Sonne sein,
denn Du bist viel wärmer.
Du kannst nicht mein
Sternenhimmel sein,
denn Du bist viel strahlender.
Du kannst nicht mein
Goldstück sein,
denn Du bist viel wertvoller.
Du bist etwas,
das ich mir nicht
und Dir nicht
erklären kann.
Claudia Malzahn
Es wird nicht dunkel bleiben
Es wird nicht dunkel bleiben
auch wenn meine Augen
das Licht
noch nicht wahrnehmen
können
glaube ich
es wird nicht dunkel bleiben
denn die Dunkelheit
ist besiegt –
das Licht hat das letzte Wort
behalten
durch den
der von sich sagt:
Ich bin das Licht</em>
seitdem weiß ich
es wird nicht dunkel bleiben
Gudrun Kropp
Heimat
Heimat ist nicht nur ein Wort
Heimat das bist Du und ich
Heimat ist nicht nur ein Ort
Heimat die ist innerlich
Heimat ist stets wo ich bin
Schlägt in meinem Herzen
Heimat ist des Leben's Sinn
Nicht ein Land mit Grenzen
Heimat ist woher ich kam
Und wohin ich gehe
Heimat ist nicht fern noch nah
Heimat heißt ich lebe
Heimat ist ganz einfach Leben
Grenzenlos und unbeschwert
Ist der inner'n Stimme Beben
Das Gewissen das man hört
Seele ist die Heimat allen Lebens
Dieses sag' ich...
Robert Kroiß
Fernes Licht mit nahem Schein
Fernes Licht mit nahem Schein
wie ich mich auch lenke,
lockt es dich nicht dazusein,
wenn ich an dich denke?
Wo du bist, du sagst es nicht
und du kannst nicht lügen.
Nahen Schein von fernem Licht
läßt du mir genügen.
Wüßt' ich, wo das ferne Licht,
wo es aufgegangen,
naher Schein, er wehrte nicht,
leicht dich zu erlangen.
Fernes Licht mit nahem Schein,
mir zu Lust und Harme,
lockt es dich nicht da zu sein,
wenn ich dich umarme?
Karl Kraus
Dein Wert
fühle dich nicht minder Wert,
als du wirklich bist.
denn es birgt das Risiko,
dass du eins vergisst.
nichts auf dieser unsrer Welt
kann so sein wie du.
nicht der allergrößte Held
macht etwas wie du.
und es wird immer jemand geben,
dem egal ist, wie du bist.
solange du dein ganzes Leben,
nur eine Sache nicht vergisst.
Dass du nicht minder wert bist als der Rest,
wenn du träumst und lebst und liebst,
denn es wird immer jemand geben,
der das braucht, was du ihm gibst!
Frank Korablin
Motto: Der Weg zur neuen Bildung geht
Von Humanität
Durch Nationalität
Zur Bestialität.
Zanket nicht, hetzet nicht.
Friedlich scheint das Sonnenlicht,
Laßt die Juden und die Christen
Ungekränkt ihr Leben fristen.
Zanket nicht, hetzet nicht,
Jedem schein das Sonnenlicht,
Lasst die Christen und die Juden,
Muselmänner, Botokuden;
Lasset alle ungestört,
Jede Feindlichkeit zerstört
Harmonien nah und fern!
Lobet alle Gott, den Herrn,
Dessen güt'ge Vorsicht hört
Solch Gezänke gar nicht gern!
Friederike Kempner
Der ewige Zweifel, keinem ganz vertrauen,
Nicht sprechen können, wie's zum Herzen drängt,
In jedem Blicke Hohn, Verdammniß schauen,
Macht, daß man fremd sich unter Fremden denkt!
Ein, zweimal wird das Herz zurückgewiesen,
Dann kommt es nicht mehr, klopft nicht wieder an;
Zeigt's keinem mehr, daß seine Thränen fließen,
Nicht lieben mehr es so wie früher kann!
Die Welt nicht weiß, was in ihm vorgegangen,
Denn ton- und klangslos ist der wahre Schmerz –
Und so manch schöne Kraft ist...
Eugenius Hermann
Leben
Sag' nicht vom Leben, daß ein Glück es sei.
Auch nicht ein Unglück oder eine Last;
Wenn du es sagst, bist du in dir nicht frei
Und weißt noch nicht, was du am Leben hast.
Das Leben, das in Wahrheit so zu nennen,
Ist eine Arbeit, die dir aufgegeben;
Als solche wag' es freudig zu erkennen,
Um dich zum Meister würdig zu erheben.
Den Meister macht auch hier die Übung nur,
Die treue Übung, die die Kraft dir mehrt,
Und Tag für Tag auf ihrer sichern Spur
Freundlich das Rechte recht dich...
Julius Hammer
O, meßt nicht Liebe nach so engem Maß,
Was wäre Liebe denn, wenn sie nicht gäbe
Mehr, als sie selbst empfing, wenn sie nicht trüge
Mehr, als sie auferlegt, wenn sie nicht stünde,
Ein starker Fels, im Kampf empörter Winde,
Wenn sie nicht treu und fest im Unglück bliebe,
Der Hoffnung letzter Rest – was wäre Liebe?
Friedrich Halm
Du in dir nur trägst den Punkt,
in dem sich alles faßt und findet
und löst und bindet –
Du bist die Welt und nicht das laute
vieldeutig immer andere Ding,
das sich so nennt, das niemand kennt
und nichts und alles ist! – Du bist die Welt!
und nicht die Länder, nicht die Meere,
die du durchquerst in raschem Flug,
auch nicht, was Menschenkönnen schuf –
Du bist die Welt und du allein –
und bist du Gottes, wird sie Gottes sein!
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
.... und wenn du plötzlich
unnötigerweise gerade in dieser Minute
mit absoluter Klarheit erkennst
daß du die Last nicht tragen kannst?
Nein – nicht weil die Kraft nicht ausreicht
Du wirst nicht die Zeit haben
Du wirst ganz einfach nicht die Zeit haben
es zu Ende zu bringen.
Deine Sternstunden sind kein Perpetuum mobile
Sie werden zu Ende gehen
der Teufel wird sie holen
die Stunden deines Lebens –
aber nur vorübergehend
Es wird auch wieder andere geben ...
Norbert Esser
Unendlich
Seltsam, Du warst so nah,
ich hätte nur
nach Deiner Hand
greifen müssen.
Warum nur, habe ich es
nicht gewagt...
Einmal Deinen Arm
berühren, der mich
einfach nur umfängt.
Wollte Dich nicht
mal verführen,
einfach nur die
Nähe spüren...
Warum nur, habe ich es
nicht gewagt...
Hab davon geträumt,
ich gehe Hand in Hand
mit Dir durch Wiesen,
Wälder, entlang der Seen...
Warum nur, habe ich es
nicht gewagt...
und es Dir auch nicht gesagt...
War es Scheu?
War es Angst
vor...
Ann Theres Dell