Natur Zitate (Seite 22)
Jahrestag
An jenem Tag, als ich Dich fand,
da knüpfte ich ein zartes Band.
Ein Jahr lang flocht ich diese Schnur,
schützte sie vor der Natur,
vor Wind und kaltem Regen,
bis ich sie belastbar fand.
Dann holt' ich mir noch Gottes Segen.
damit nie wieder schwindet,
was uns nun so schön verbindet.
Paul Schalamon
Maireigen
Singt der Wonn' und Blütenzeit,
Pflanzt die grünen Maien!
Selig, wer des Mais sich freut,
Wie uns die Natur gebeut,
Zu Zweien! Zu Zweien! Zu Zweien!
Zu der Tänze Melodei
Wirbelt das Gestäude;
Waldgesang und Dorfschalmei
Jubeln: Pflicht und Weisheit sei
Die Freude! Die Freude! Die Freude!
Kränzt, Verlobte, kränzt das Haar
Froh mit Myrtenzweigen!
So, wie bald am Brautaltar,
Steht hier alles Paar um Paar
Im Reigen! Im Reigen! Im Reigen!
Amor läßt am Maienfest
Jede Spröde...
Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis
Mein Testament
Fällt sie zu anderm Staub' dahin,
Die abgetragne Hülle,
So ist, ihr Freunde, dies mein Wille,
Und bleibt mein unveränderlicher Sinn:
Von aller meiner Habe
Gehöre meine Lust dem Traurigen,
Mein Schmerz dem stillen Grabe,
Mein Gold dem Geizigen,
Mein Mut dem Redlichen, den man gern unterdrückte,
Mein Garten, die Natur,
Wo ich der Freuden viele pflückte,
Und mein Gesang, die Frucht von meinen Frühlingstagen,
Dem frommen Zärtlichen,
Und meine liebste Flur
Der Freundschaft stillen...
Karoline Christiane Louise Rudolphi
Abzuschaffen geschärfte Todesarten,
Abzustellen den Graus der Folterkammern,
War wol unseren aufgeklärten Zeiten
Vorbehalten zu einem Ruhm. Doch leider
Daß unschuldige Menschenleben gleichwohl,
Von Krankheiten gespannt auf Folterbetten,
Schwerem langsamem Tod entgegen schmachten!
Ach wenn menschlicher auch die Menschen wurden,
Unsre Mutter Natur, sie ist bei ihrer
Alten heiligen Barbarei geblieben.
Friedrich Rückert
Herbst
Eine trübe, kaltfeuchte Wagenspur:
Das ist die herbstliche Natur.
Sie hat geleuchtet, geduftet und trug
Ihre Früchte. – Nun ausgeglichen,
Hat sie vom Kämpfen und Wachsen genug. -
Scheint's nicht, als wäre alles Betrug
Gewesen, was ihr entwichen?
Das Händesinken in den Schoß,
Das Unbunte und Leise,
Das ist so schön, daß es wiederjung
Beginnen kann, wenn Erinnerung
Es nicht klein macht, sondern weise.
Ein Nebel blaut über das Blätterbraun,
Das zwischen den Bäumen den Boden bedeckt.
Wenn...
Joachim Ringelnatz
Es lohnt sich doch
Es lohnt sich doch, ein wenig lieb zu sein
Und alles auf das Einfachste zu schrauben,
Und es ist gar nicht Großmut zu verzeihn,
Daß andere ganz anders als wir glauben.
Und stimmte es, daß Leidenschaft Natur
Bedeutete im Guten und im Bösen,
Ist doch ein Knoten in dem Schuhband nur
Mit Ruhe und mit Liebe aufzulösen.
Joachim Ringelnatz
Weiß die Natur noch den Ruck,
Da sich ein Teil der Geschöpfe
Abriß vom stetigen Stand?
Blumen, geduldig genug,
Hoben nur horchend die Köpfe,
Blieben im Boden gebannt.
Weil sie verzichteten auf
Gang und gewillte Bewegung,
Stehn sie so reich und so rein.
Ihren tiefinneren Lauf,
Voll von entzückter Erregung,
Holt kein Jagender ein.
Innere Wege zu tun
An der gebotenen Stelle,
Ist es nicht menschliches Los?
Anderes drängt den Taifun,
Anderes wächst mit der Welle, –
Uns sei Blume-sein groß.
Rainer Maria Rilke
Im hohen Himmelsraum dort zieht der Sterne Reigen,
der Bäume Wipfel neigen sich leise wie im Traum.
Die Blumen auf der Flur, sie sind so sonnenmüde,
ein heiliger Wonnefriede durchzittert die Natur.
Wenn manch ein Sturm – getost, den Blumen feindlich wilde,
nun lächelt Nachtluft milde und lispelt ihnen Trost.
Rainer Maria Rilke
Die alten Wege
Möcht' die gleichen Wege gehen
wie die Jahre je zuvor.
Möchte wieder Zweige schneiden
und die vielen Freuden teilen,
die mir schenkte die Natur.
Möcht' mich wieder fallen lassen
in den weißen Sand am Meer.
Möchte wieder auf den Wellen
wie ein Segelboot hinschnellen
und so vieles andre mehr.
Möchte meine Lebensjahre,
meine Kindheit wiedersehn.
Nicht das Böse soll mich schrecken,
Freude soll es überdecken,
ich will nur das Schöne sehn!
Will die Tage noch genießen
mit der Lieder...
Otto Reinhards
Traurigkeit
Die Traurigkeit zieht mir durch's Herz,
wenn ich global den Raubbau seh',
ich spüre jeden Tag nur Schmerz,
und alles in mir tut schon weh.
Magnaten sind wie Gift auf Erden,
schlagen um sich und vernichten,
wollen ständig reicher werden,
können nirgendwo verzichten.
Mit Öl verschmutzen sie das Meer,
brennen Regenwälder nieder,
ziehen in der Welt umher,
hören nicht die Klagelieder.
Es wird Zeit, dass sie erleben,
wie die Natur sich wehren kann,
und wie Menschen sich erheben,
wenn...
Horst Rehmann
Erholsamer Tag
Stahlblauer Himmel, rauschendes Meer,
alte Kiefern im glitzernden Sand,
außer uns zwei, die Bucht menschenleer,
braunweiße Muscheln zieren den Strand.
Wir gehen umschlungen spazieren,
genießen die herrliche Stille,
sehen Vögel am Meer stolzieren,
sind begeistert von der Idylle.
Oft bleiben wir regungslos stehen,
bestaunen die Vielfalt der Natur,
können uns nicht satt daran sehen,
in uns herrscht nur, Faszination pur.
Dann neigt sich der Tag seinem Ende,
die Sonne senkt sich...
Horst Rehmann
Wasser
Vom Quell stürzt du als Bach zu Tal,
willst das Flussbett schnell erlangen,
bist frisch und klar, hast keine Wahl,
musst irgendwie zum Meer gelangen.
Hast es sehr eilig, folgst deinem Ziel,
fließt durch Wälder und durch Auen,
verbringst auch Zeit mit Wellenspiel,
an dem sich Menschen gern erbauen.
Natur verschlingt dein köstlich Nass,
durch dich erwacht das neue Leben,
drum fließe Ständig, ohne Unterlass,
dann wird´s die Welt auf ewig geben.
Horst Rehmann