Mond Zitate (Seite 6)
Leise flehen meine Lieder
Durch die Nacht zu dir;
In den stillen Hain hernieder,
Liebchen, komm zu mir!
Flüsternd schlanke Wipfel rauschen
In des Mondes Licht,
Des Verräters feindlich Lauschen
Fürchte, Holde, nicht!
Hörst die Nachtigallen schlagen?
Ach, sie flehen dich,
Mit der Töne süßen Klagen
Flehen sie für mich.
Sie verstehn des Busens Sehnen,
Kennen Liebesschmerz,
Rühren mit den Silbertönen
Jedes weiche Herz.
Laß auch Dir die Brust bewegen,
Liebchen höre mich,
Bebend harr' ich dir...
Ludwig Rellstab
Zwischen den Dünen
Zwei Gräser seh ich im Winde,
einander zugetan.
Ein's beugt sich übers andere
als wärs ein schützender Arm.
Zwei Menschen seh ich im Lichte
der trauten Mondnacht stehn,
beugt einer sich zum anderen,
wollt keiner von dannen gehn.
Der Wind zieht mit den Wolken,
Der Mond verbirgt sein Licht,
zwei Gräser, zwei Menschen im Dunkel,
bis wieder ein Tag anbricht.
Otto Reinhards
Gebet zur Nacht
Wenn die Sonne untergeht,
dort wo Erd und Himmel sich vereinen,
wenn die letzten goldenen Strahlen
Wolkenbilder sanft umgeben,
geht die Welt zur nächt'gen Ruh.
All des Meeres stille Wellen
nur noch plätschernd sich verlieren
in dem Sand,
der weit und breit
nun verlassen und allein –
und die Möwen suchen kreischend
noch zur Nacht
die letzte Nahrung,
bis der Sonne Schein erlischt
und der Mond mit seinem Licht
schließt des Tages Fülle ein.
Als die Sonne unterging,
wo Erd und...
Otto Reinhards
Spur im Sand
ich habe Dich gesucht.
Du warst nicht hier.
Ich sah der Menschen viel,
doch keiner sprach von Dir.
Ich hörte die Wellen rauschen.
Ich sah ihre weiße Gischt,
am Tage die goldene Sonne,
des nachts des Mondes Licht.
Ich hörte mein Herze klopfen,
wie Welle klopft an den Strand.
Ich wanderte mit den Wolken,
der Wind nahm mich bei der Hand.
Ich flog über Land und Meere.
Ich suchte den Weg zu Dir.
Fand keine Spur mehr im Sande
und dennoch warst Du bei mir.
Otto Reinhards
Nur ein Molekül
Sie reisen nicht in Urlaubsstädte,
wo man in purem Luxus wohnt,
sie nehmen lieber die Rakete,
und fliegen gradewegs zum Mond.
Es ist der Anblick unbeschreiblich,
wie sie die blaue Erde seh'n,
ein solches Bild ist unvergesslich,
wird im Gedächtnis nie vergeh'n.
Wenn dieser Ausflug glücklich endet,
und der Blick führt zum Trabanten,
dann wird ernüchternd eingeblendet,
das, was viele längst erkannten.
In diesem schwarzen Universum,
so unermesslich groß und kühl,
ist der Mensch...
Horst Rehmann
Ach, die Menschenseele gleichet
Nur zu sehr dem armen Meere,
Das nicht weiß, ob's noch am Abend,
Wie am Morgen sanft sich wiegen,
Mond und Sterne widerspiegeln,
Oder, brüllend, grimmig schäumend,
Wider Erd' und Himmel toben
Und sein blau' Gewand an Klippen
Und am Felsen wird zerreißen;
Ach! das weiß es nicht; es eignet
Ja des Sturmes fremder Macht.
Ernst Raupach
Ein winterliches Gedicht
Erst gestern war es, denkst du daran?
Es ging der Tag zur Neige.
Ein böser Schneesturm da begann
und brach die dürren Zweige.
Der Sturmwind blies die Sterne weg,
die Lichter, die wir lieben.
Vom Monde gar war nur ein Fleck,
ein gelber Schein geblieben.
Und jetzt? So schau doch nur hinaus:
Die Welt ertrinkt in Wonne.
Ein weißer Teppich liegt jetzt aus.
Es strahlt und lacht die Sonne.
Wohin du siehst: Ganz puderweiß
geschmückt sind alle Felder,
der Bach rauscht lustig...
Alexander Sergejewitsch Puschkin
Mein Sternenvater
Da entdeckte ich
staunen
die Tiefen ferner Welten
bei meinem
Sternenvater
als er mich einführte
in die Geheimnisse
des Weltalls
und mir in seinem Teleskop
die Flecken der Sonne
verschmolzen
zu einem göttlichen See
die Meere und Krater
des Mondes
bizarre Schatten warfen
auf die Netze
meines Augenlichts
die Gebrüder des Jupiter
alle Zeit in mir
anhielten
und die Nebel
ferner Galaxien mich
einsponnen
in die Ewigkeit
unendlicher Lichtjahre
Manfred Poisel
Mein Herz ist zerrissen, du liebst mich nicht!
Du ließest mich wissen, du liebst mich nicht!
Wiewohl ich dir flehend und werbend erschien,
Und liebebeflissen, du liebst mich nicht!
Du hast es gesprochen, mit Worten gesagt,
Mit allzu gewissen, du liebst mich nicht!
So soll ich die Sterne, so soll ich den Mond,
Die Sonne vermissen? du liebst mich nicht!
Was blüht mir die Rose? was blüht der Jasmin?
Was blühn die Narzissen? du liebst mich nicht!
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Das Kätzchen
Ein unerfahrenes Kätzchen sah
Zum ersten Mal den Mond in vollem Lichte prangen
Und sprach entzückt zum Großpapa:
"Sieh an der Decke dort den schönen Käse hängen.
Oh, hätten wir ihn doch!" – "Ei, lerne, blöder Fant",
Versetzt der Großpapa, "fürs erste Mäuse fangen,
Die sind uns näher bei der Hand."
Gottlieb Konrad Pfeffel
Gepriesen sei der Tag, der Mond, das Jahr,
die Jahr- und Tageszeit, der Augenblick,
das schöne Land, der Ort, da mein Geschick
sich unterwarf ein schönes Augenpaar.
Gepriesen sei die erste süße Qual
der Strahlen ihres Blicks, die mich bezwangen,
die Pfeile Amors, die mein Herz durchdrangen,
die Herzenswunden tief und ohne Zahl.
Gepriesen sei’n die Stimmen, die im Leeren
verhallten, nach ihr rufend, dort und hier,
das Seufzen, Weinen, Bitten und Begehren,
gepriesen seien Feder und Papier,
die...
Francesco Petrarca
Ja: ich existiere in meinem Körper.
Trage weder Sonne noch Mond in meiner Hosentasche.
Will weder Welten erobern, denn ich habe schlecht geschlafen,
Noch die Welt verspeisen, sie bekommt meinem Magen nicht.
Gleichgültig?
Nein, ein Erdensohn, der mit jedem Sprung einen falschen Schritt tut,
Ein Luftsprung ist nichts für uns,
Und der nur froh ist, wenn ihm die Füße wieder auf die Erde schlagen,
Klatsch! In die Wirklichkeit, an der es nicht fehlt!
Fernando Antonio Nogueira de Seabra Pessoa
Warum sind der Tränen
Unterm Mond so viel?
Und so manches Sehnen,
Das nicht laut sein will?
Nicht doch, liebe Brüder!
Ist das unser Mut?
Schlagt den Kummer nieder;
Es wird alles gut!
Aufgeschaut mit Freuden,
Himmelauf zum Hernn!
Seiner Kinder Leiden
Sieht er gar nicht gern.
Er will gern erfreuen,
Und erfreut so sehr;
Seine Hände streuen
Segen's g'nug umher.
Nur dies schwach Gemüte
Trägt nicht jedes Glück,
Stößt die reine Güte
Selbst von sich zurück.
Wie's nun ist auf Erden,
Also sollt's nicht...
Christian Adolf Overbeck