Menschen Leben Zitate (Seite 32)
Was ist die Welt?
Was ist die Welt? Ein ewiges Gedicht,
Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht,
Daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht,
Daraus der Laut der Liebe zu uns spricht,
Und jedes Menschen wechselndes Gemüth,
Ein Strahl ist's, der aus dieser Sonne bricht,
Ein Vers, der sich an tausend and're flicht,
Der unbemerkt verhallt, verlischt, verblüht.
Und doch auch eine Welt für sich allein,
Voll süß-geheimer, nie vernomm'ner Töne,
Begabt mit eig'ner, unentweihter...
Hugo von Hofmannsthal
Groß ist das Leben und reich!
Ewige Götter schenkten es uns,
lächelnder Güte voll,
uns, den Sterblichen, Freudegeschaffenen.
Aber arm ist des Menschen Herz!
Schnell verzagt, vergißt es der reifenden Früchte.
Immer wieder mit leeren Händen
sitzt der Bettler an staubiger Straße, drauf das
Glück mit tönernen Rädern
leuchtend vorbeifuhr.
Otto Erich Hartleben
Geschmeidig, aber fest
Geschmeidig sei und zeitig lern' dich fügen
Der Sphäre, die dich als Beruf umgibt!
Der Störrige stößt sich an hundert Ecken
Und prallt zurück, statt daß er vorwärts geht.
Die Menschen liebe! – sie sind deinesgleichen –
Nur Liebe fesselt sie an dich – nicht Starrsinn.
Die Bäume, die sich biegen, bricht der Sturm nicht,
Und schweigt er, steh'n sie aufrecht wie zuvor;
Doch fügst du dich, bleib in der Wurzel fest,
Und halt im Boden, dem du angestammt!
Nachgiebig, aber stark...
Franz Graf Pocci
(Prinzessin:)</em>
Wohl ist sie schön, die Welt! In ihrer Weite
Bewegt sich so viel Gutes hin und her.
Ach, daß es immer nur um einen Schritt
Von uns sich zu entfernen scheint
Und unsre bange Sehnsucht durch das Leben
Auch Schritt vor Schritt bis nach dem Grabe lockt!
So selten ist es, daß die Menschen finden,
Was ihnen doch bestimmt gewesen schien,
So selten, daß sie das behalten, was
Auch einmal die beglückte Hand ergriff!
Es reißt sich los, was erst sich uns ergab,
Wir lassen los, was wir...
Johann Wolfgang von Goethe
Hoffnung
O Hoffnung, Hoffnung! durch das ganze Leben
Gibst du dem Menschen freundlich das Geleite,
Ermutigst ihn im harten Schicksalsstreite,
Daß er nicht Raum mög' der Verzweiflung geben.
Ob Gram und Leid auch seinen Blick umweben
Und sich das Unheil hält an seiner Seite,
Doch sucht sein Blick aufs neue stets das Weite,
Und neu durch dich wird wiederum sein Streben.
Du hüllest lieblich ihm die Zukunft ein,
Erleichterst ihm der Gegenwart Beschwerden
Und milderst seines Herzens schlimmste...
Karl Franz Egon Frohme
Man mag den freien Menschen
fesseln, knebeln, quälen.
Solang noch Geist und Herz
ihn seinen Wert empfinden
und einen höhern Sinn,
ein letztes Ziel des Lebens ahnen lassen,
wird er sich nicht verloren geben
und dankbar sein für jeden Tag,
da ihm ein inneres Licht
noch Kraft und Weisung gibt.
Carl Peter Fröhling
Was die Zeit
für gut und richtig hält,
daran sind Zweifel wohl erlaubt.
Wie leicht ist für ein Menschenaug’
die Sicht verstellt,
wie rasch hat sich ein Menschenherz
für das erwärmt, was viele wollen,
wie wechselt schnell des Menschen Sinn,
wenn Mode streng diktiert, wie alle leben sollen.
Carl Peter Fröhling
Solange Menschen
auf der Erde leben,
stand der Friede in den Sternen.
Wann wird endlich jene Stunde kommen,
daß die Nationen alle
ihre Leitern an die Sterne legen
und den Frieden uns herunterholen,
daß in Hütten und Palästen
gleicherweise Glück und Freude wohne,
daß in jedem Menschenherzen
jenes Sternenlicht für immer throne.
Carl Peter Fröhling
Die Welle
Ich bin eine Welle
Mit einem Tal und einem Berg
Mal bin ich riesig
Und mal ein Zwerg
Doch streb' ich nach oben
So folgt ein Tief
Erst stehe ich gerade
Dann hänge ich schief
Von Winden getrieben
Zur Brandung ich eil
Zu sanften Küsten
Zu Felsen steil
Mal ziehe ich ruhig
Auf glattem Meer
Mal begleiten mich Menschen
Ohne Wiederkehr
Ich bin geboren
Durch Naturgewalt
Zwischen Himmel und Erde
Ohne jeglichen Halt
Denn frei will ich leben
Doch das gelingt mir nur schwer
Ich brauch gute...
Volkmar Frank
So und nicht anders
Die Menschen kümmerten mich nicht viel,
eigen war mein Weg und Ziel.
Ich mied den Markt, ich mied den Schwarm,
andre sind reich, ich bin arm.
Andre regierten (regieren noch),
ich stand unten und ging durchs Joch.
Entsagen und lächeln bei Demütigungen,
das ist die Kunst, die mir gelungen.
Und doch, wär’s in die Wahl mir gegeben,
ich führte noch einmal dasselbe Leben.
Und sollt’ ich noch einmal die Tage beginnen,
ich würde denselben Faden spinnen.
Theodor Fontane