Mann Zitate (Seite 135)
Die Borniertheit der heutigen Auslegung der Unabhängigkeit und Emanzipation der Frau; die Angst vor der Liebe zu einem Mann, der ihr gesellschaftlich unterlegen ist; die Furcht davor, dass ihre Liebe sie ihrer Freiheit und Unabhängigkeit beraubt; der Horror davor, daß sie durch Liebe oder Muttersein daran gehindert wird, ihren Beruf richtig auszuüben – all dies trägt dazu bei, daß die emanzipierte Frau von heute zu einer zwangsmäßigen Jungfrau wird, an der das Leben mit seinen großen Höhen...
Emma Goldman
Lessing, der mancherlei Beschränkung unwillig fühlte, läßt eine seiner Personen sagen: Niemand muß müssen. Ein geistreicher frohgesinnter Mann sage: Wer will, der muß. Ein dritter, freilich ein Gebildeter, füge hinzu: Wer einsieht, der will auch. Und so glaubte man den ganzen Kreis des Erkennens, Wollens und Müssens abgeschlossen zu haben. Aber im Durchschnitt bestimmt die Erkenntnis des Menschen, von welcher Art sie auch sei, sein Tun und Lassen; deswegen auch nichts schrecklicher ist, als...
Johann Wolfgang von Goethe
Ich stehe wieder auf meiner Zinne über dem rauschenden Brückenbogen; die tüchtigen Holzflöße, Stamm an Stamm, in zwei Gelenken, fahren mit Besonnenheit durch und glücklich hinab, ein Mann versieht das Amt hinreichend, der zweite ist nur wie zur Gesellschaft. Die Scheite Brennholz dilettantisieren hinterdrein; einige kommen auch hinab, wo Gott will, andere werden in Wirbeln umgetrieben, andere interimistisch auf Kies und Sandbank geschoben. Morgen wächst vielleicht das Wasser, hebt sie alle...
Johann Wolfgang von Goethe