Liebe Ist Zitate (Seite 133)
Des Kindes Seligkeit
Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust;
o welche Wonne, welche selge Lust!
Die Mutter ist so fromm; sie ist so rein,
und ich will so wie sie auch immer sein.
Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust;
o welche Wonne, welche selge Lust!
Sie ist so lieb; sie ist so mild, so gut;
ich sag ihr Alles, was mir wehe tut.
Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust;
o welche Wonne, welche selge Lust!
Geht sie dereinst in Gottes Himmel ein,
wird sie mein Engel, o mein Engel sein!
Karl May
An die Liebe
Wenn deine Göttermacht, o Liebe,
Aus der Verbannung Nebeltal
Zur Sternenwelt uns nicht erhübe,
Wer trüge dann des Lebens Qual?
Ins Reich der Unermeßlichkeiten,
Bis wo die letzte Sphäre klingt,
Folgst du dem Fluge des Geweihten,
Wenn er dem Staube sich entschwingt!
Und stürzt, umwogt von Feuerfluten,
Der Erdball selbst ins Grab der Zeit,
Entschwebst, ein Phönix, du den Gluten;
Dein Nam ist Unvergänglichkeit.
Friedrich von Matthisson
Ultimo
so still ist's hier
so friedlich gar
wie Schnee auf freier Heide
die Welt erscheint
wie wunderbar
in einem neuen Kleide
die Erde schweigt
ein Engel singt
die Menschheit ist vergangen
der letzte Ton
im All verklingt
und mit ihm Weh und Bangen
vorbei die Furcht
die Leidenschaft
das wilde Umgetriebe
vorbei ist's mit
der Lebenskraft
sowie der Menschen Liebe
es ist vollbracht
man glaubt es kaum
zu Ende sind die Dramen
und nirgendwo
im Weltenraum
kennt man noch deinen Namen!
Thomas S. Lutter
Geständnis
Ich bin ein Freund der Poesie
und sag' ganz unpathetisch:
Ich liebe sie, die Poesie.
Sie wirkt so energetisch.
Ich liebe sie satirisch fein,
pointiert und melancholisch.
Auch kann sie durchaus kritisch sein,
natürlich auch symbolisch.
Seit ein'ger Zeit bin ich per du
mit der von mir Verehrten.
Ich nenn' sie nur noch Poedu</em>.
Das stört nur die Gelehrten.
Und was die denken, ist mir wurst,
in meinem Poedusendurst!
Wolfgang Lörzer
Lernt einverstanden sein mit eurem Schicksal,
Begreift, daß Unglück auch zu unserm Glück gehört.
Lernt Leid ertragen, es erschließt das Glück uns,
Habt Liebe zu dem Wahren, Mut zum Rechten,
Und laßt die Demut stets dem Mut geeinet sein!
Dient eins dem andern, allesamt dem Ganzen,
Und Lieb und Arbeit sei euch Lebenslust!
Habt Freud am Kleinen, suchet überall das Gute,
Werft alle Götzen schnell entschlossen über Bord
Und folgt dem Einen, der uns alle ladet,
Ob klein, ob groß, ob vornehm, ob...
Marie Loeper-Housselle
Neue Liebe
Zum zweitenmal
Steigt dieses Jahr der Frühling nieder
Ins Erdental.
Die Rosen blühn, die Vögel singen Lieder,
Und ich, ach – liebe wieder,
Mit gleicher Lust und gleicher Qual
Wie dazumal. –
Wie dazumal,
Als mir noch frohe Jugend blühte,
Der Sonnenstrahl
Ins Herz mir junge Lieder sprühte.
Ich glühe, wie ich damals glühte,
Es ist die gleiche süße Qual
Wie...
Hermann Ritter von Lingg
Die Küsse
Ein Küßchen, das ein Kind mir schenket,
Das mit dem Küssen nur noch spielt,
Und bei dem Küssen noch nichts denket,
Das ist ein Kuß, den man nicht fühlt.
Ein Kuß, den mir ein Freund verehret,
Das ist ein Gruß, der eigentlich
Zum wahren Küssen nicht gehöret:
Aus kalter Mode küßt er mich.
Ein Kuß, den mir mein Vater giebet,
Ein wohlgemeinter Segenskuss,
Wenn er sein Söhnchen lobt und liebet,
Ist etwas, das ich ehren muß.
Ein Kuß von meiner Schwester Liebe
Steht mir als Kuß nur so weit...
Gotthold Ephraim Lessing
Einsamkeit
Wildverwachs'ne dunkle Fichten,
Leise klagt die Quelle fort;
Herz, das ist der rechte Ort
Für dein schmerzliches Verzichten.
Grauer Vogel in den Zweigen
Einsam deine Klage singt,
Und auf deine Frage bringt
Antwort nicht des Waldes Schweigen.
Wenn's auch immer Schweigen bliebe,
Klage, klage fort; es weht,
Der dich höret und versteht,
Stille hier der Geist der Liebe.
Nicht verloren hier im Moose –
Herz, dein heimlich Weinen geht,
Deine Liebe Gott versteht,
Deine tiefe, hoffnungslose.
Nikolaus Lenau
O Liebe, kehre meinem Herzen
O Liebe, kehre meinem Herzen,
das so verwaist zu brechen droht!
Kehr ihm mit allen deinen Schmerzen,
all deiner Qual, all deiner Not!
Nach deinen heißen Tränengüssen
sehnt mein zu trocknes Auge sich.
Denn besser ist's, die Ruhe missen,
als Ruhe fühlen ohne dich.
Nikolaus Lenau
Weihnachtstraum
Weihnachten im Schnee, eine Hütte am See,
ein geschmückter Baum und Liebe im Raum.
Jedes Jahr werden solche Wünsche frei,
wenn uns Trubel gefangen nimmt.
Die Menschen eilen gestreßt vorbei,
weil die Zeit viel zu schnell verrinnt.
Die Karten mit einem Weihnachtsgruß
sind noch rechtzeitig auszuschicken,
Geschenke zu packen und zum Schluß
noch den Tannenbaum zu bestücken.
Es kommt das Verlangen nach Frieden,
nach Wärme und Stille im Raum.
Die Sehnsucht ist wach geblieben,
nach...
Poldi Lembcke
Dein Fehler
Dein Fehler, Liebste, ach ich liebe ihn,
und er ist eine deiner liebsten Gaben.
Seh' ich an andern ihn, so seh' ich fast
dich selbst und sehe nach dem Fehler hin,
und alle will ich lieben, die ihn haben!
Fehlst du mir einst und fehlt dein Fehler mir,
weil du dahin,
wie wollt' ich, Liebste, lieber dich ergänzen
als durch den Fehler? Ach ich liebe ihn,
und seh' ich ihn schon längst nicht mehr an dir,
die Häßlichste wird mir durch ihn erglänzen!
Doch träte selbst die Schönste vor...
Karl Kraus
Stromab
Stromab! Stromab! Ich steh am Rand
des Ufers mit verhaltnem Weinen,
und eine liebe, liebe Hand
ruht abschiednehmend in der meinen.
Stromab! Stromab! Nun ist's geschehn;
die Welle rauscht, die Segel wallen.
Ein weißes Tüchleich seh ich wehn,
hör einer Stimme Ruf verhallen.
Stromab! Stromab! Zwei Furchen nur
verraten wo das Schiff gezogen;
schon überspülen ihre Spur
die fremden teilnahmlosen Wogen.
O letzter Blick! O letztes Wort!
die heiße Träne rinnt hernieder;
so ziehet Glück und...
Georg Irrgang
Der Schmetterling
Der Schmetterling ist in die Rose verliebt,
umflattert sie tausendmal,
ihn selber aber, goldig zart,
umflattert der liebende Sonnenstrahl.
Jedoch, in wen ist die Rose verliebt?
Das wüßt ich gar zu gern.
Ist es die singende Nachtigall?
Ist es der schweigende Abendstern?
Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt;
ich aber lieb euch all:
Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl,
Abendstern und Nachtigall.
Heinrich Heine