Liebe Ist Zitate (Seite 122)
Unbegehrt
Es stand eine Rose im tief tiefen Grund
Von Liebe und Sehnsucht durchglühet,
Kam Keiner, der ihre Schönheit begehrt,
Ist einsam und traurig verblüht.
Ich weiß eine Seele, die glühte so heiß,
Die Liebe, das Glück zu umfangen,
Kam Keiner, der ihre Blüte begehrt,
Ist einsam zu Grunde gegangen.
Anna Ritter
Es lohnt sich doch
Es lohnt sich doch, ein wenig lieb zu sein
Und alles auf das Einfachste zu schrauben,
Und es ist gar nicht Großmut zu verzeihn,
Daß andere ganz anders als wir glauben.
Und stimmte es, daß Leidenschaft Natur
Bedeutete im Guten und im Bösen,
Ist doch ein Knoten in dem Schuhband nur
Mit Ruhe und mit Liebe aufzulösen.
Joachim Ringelnatz
Komm wieder her
Ich sah wieder Schwalben ziehn
hastig vor der Kälte fliehn
die Astern blühten zweimal schon
auch der Flieder und der Mohn –
komm wieder her
ich lieb dich sehr!
Ich habs Hoffen nicht verlernt
hab mich nicht von dir entfernt
du bist gegangen ohne Zorn
du hattest nur den Mut verlor'n –
komm wieder her
ich lieb dich sehr!
Irgendwann wirst du wieder da sein
dann stehst du einfach in der Tür
du wirst mein Gesicht in deine Hände nehmen
und wen wir uns ansehn, werden wir
sprachlos...
Jörn Pfennig
Reichtum
Im Banne deiner Augen
verweilte ich manche Stunde,
doch hast du nie geschauet
in meiner Seele Grund.
Nie hast du dich gebeuget
über meines Herzens Weh,
Dein Bild darin zu sehen
wie in tiefer dunkler See.
Nie hat an meinem Busen
Dein liebes Haupt gelauscht,
wie heimlich in der Tiefe
die Liebe klingt und rauscht.
Die Perle ruht im Meere,
der Edelstein im Schacht -
kehr ein, du heißgeliebte,
in meines Busens Nacht!
Ihm ist von allen tiefen
an Reichtum keine gleich -
in meinem Herzen,...
Ludwig Pfau
Gottlob! daß ich auf Erden bin
Und Leib und Seele habe;
Ich danke Gott in meinem Sinn
Für diese große Gabe.
Der Leib ist mir doch herzlich lieb
Trotz seiner Fehl und Mängel,
Ich nehme gern mit ihm vorlieb
Und neide keinen Engel.
Ich küsse gern mein braunes Weib
Und meine lieben Kinder,
Und das tut wahrlich doch mein Leib,
Und mir ist es gesünder,
Als wenn ich mit Philosophie
Die Seele mir verdürbe,
Denn ein klein wenig Not macht sie,
Die liebe Weisheit, mürbe.
Novalis
Ach, was wißt ihr von Liebe denn, ihr Jungen.
Kaum flügg' Gewordnen, mit dem Flaum am Kinne,
Die ihr ins Leben kommt hereingesprungen
Wie in den Ballsaal bunte Harlekine?
Ihr schlürft sie nicht mit wählerischen Zungen!
Euch ist sie noch im tollen Rausch der Sinne
Ein Becher Sekt, voll Übermut geschwungen,
Gleichgültig, was davon zu Boden rinne!
– Uns aber, die wir wissen, wie sie endet,
ist jede Liebe gleich dem heil'gen Grale,
Die alles Reine vom Gemeinen wendet,
Und die wir trinken bis zum...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Stumme Liebe
Ich liebe dich – und muß dir doch entsagen!
Wie viele Süße und wie vieles Leid,
Wie viele schmerzdurchbohrte Seligkeit
Die armen, herben Worte in sich tragen!
In Ketten ist mein stürmisch' Herz geschlagen,
Und keine Gnade gibt es, die befreit,
Und keine Hoffnung, die ihm Flügel leiht –
Nur leiden darf es, doch es darf nicht klagen.
So folgt es dir wie ein getreuer Hund.
Und eines Tages wirst du es verjagen
Wie einen lästigen Hund – und es vergessen.
Und für die Liebe, jahrelang...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Heimweh
O du, die mich von hinnen trieb,
Dich hab' ich dennoch, dennoch lieb!
– Wie einer seine Heimat liebt,
Dem sie auch nichts als Elend gibt,
Und wie er aus der Fremde Glück
Sich dennoch sehnt nach ihr zurück.
Dort ist der Himmel tiefer blau,
Dort liegt in satterm Grün die Au,
Dort blühn die Blumen schöner auch
Und atmen düftevollern Hauch,
Dort klingt sogar der Vögel Laut
Ihm wundersüß und wohlvertraut.
Und stieß ihn auch die Heimat fort,
Im Traum ist seine Seele dort,
Und klopft an ihr...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Liebesweh
Zähre rieselt mir um Zähre
in des Betts zerwühltes Laken.
Bange Angstgedanken haken
sich in meiner Seele Schwere.
Schmerzgekrümmt sind meine Beine;
traurig triefend hängt der Bart
von den Tränen, die ich weine -
und die Nase trieft apart ...
Ach, es ist der Traum der Liebe,
den ich durch die Seele siebe.
Ach, es ist der Liebe Weh,
die mich zwickt vom Kopf zum Zeh. -
Armes Herz! Die Träume wittern
fernen Trost. Ich spann' die Ohren -
und durch meiner Seele Zittern,...
Erich Mühsam
Sieh, das ist unsere Liebe.
Unsere Hände reichen sie hin und her,
unsere Lippen bedecken sie mehr und mehr
mit Worten und Küssen sehnsuchtsschwer,
unsere Seelen grüßen sich hin und her –
wie über ein Meer – wie über ein Meer.
Diese Rose, vom Duft unserer Seelen schwer:
Sieh, das ist unsere Liebe.
Christian Morgenstern
Guten Abend
Es ist schon dunkel um mich her,
Ich finde keine Herberg' mehr,
Ach, liebes Blümchen, laß mich ein;
Das spricht: Komm, Käfer, nur herein, –
Du sollst mir schön willkommen sein!
Guten Abend.
Dem Vöglein ist im Nest so kalt:
Lieb' Mutter, wir erfrieren bald!
Ach, bist du uns denn gar entfloh'n?
Die spricht: Hier, Kinder, bin ich schon,
Mach' euch ein warmes Bett zum Lohn –
Guten Abend.
Drauf schließt die Blum' ihr Pförtchen klein,
Der Vogel fing die Kleinen ein
Und deckt sie mit den...
Rudolf Löwenstein
An die Entfernte
Diese Rose pflück ich hier,
In der fremden Ferne;
Liebes Mädchen, dir, ach dir
Brächt ich sie so gerne!
Doch bis ich zu dir mag ziehn
Viele weite Meilen,
Ist die Rose längst dahin,
Denn die Rosen eilen.
Nie soll weiter sich ins Land
Lieb von Liebe wagen,
Als sich blühend in der Hand
Läßt die Rose tragen;
Oder als die Nachtigall
Halme bringt zum Neste,
Oder als ihr süßer Schall
Wandert mit dem Weste.
Nikolaus Lenau
Sommerabend
Ob das des Sommerabends Wesen ist?
Die offene Seele lauscht dem dunklen Lied,
Das eine Nachtigall vor Sehnsucht weint,
Und eine Grille geigt verliebt im Ried.
Ich hauche: Kommt denn niemand, der mich küßt?
Ob das des Sommerabends Wesen ist? …
Die Liebe lockt: "Gib dich mir ganz! Gib! Gib!" …
Der letzte Laut erstirbt. Heimlich geeint
Hat sich der Liebste traulich mit dem Lieb …
Zu mir allein kommt niemand, der mich küßt.
Paul Ernst Köhler