Liebe Zitate (Seite 196)
Rad des Lebens
Gutmütigkeit und Liebe –
grenzen an Dummheit,
und manchmal denkt man –
man wäre davon befreit.
Doch plötzlich kommt jemand daher,
der einem gefällt,
und das Rad den Lebens dreht sich wieder –
und es gibt nichts, daß es aufhält.
Die Stunden der Freude, Schmerzen –
und Enttäuschungen laufen ab wie eine Uhr,
mal einsichtig, mal stur.
Man streitet sich –
Und verträgt sich wieder,
das Leben ist kurz –
man sollte es anders führen lieber.
Dann gäbe es nicht so viel Mißmut,
Traurigkeit...
Karin Obendorfer
Paradox
Auf den leeren Plätzen
und den verlassenen
Straßen widerspiegelt
sich das abgebrochene
Leben in die Pfütze.
Die Sonne geht unter
in einem wirbelnden
Ozean von Blut und
Tränen.
Die Männer mit der
langen Messern sind
zufrieden und gehen
nach Hause um sich
in der Liebe zu weiden.
Julia Novasety
An Jeanette
Nimm meine Bücher, meine kleinen Reime,
Mein Häuschen hin, und sei zufrieden wie ich bin,
Nimm meinen sanften Schlummer, meine Träume,
So hold sie sind, auch hin.
Und wenn mir ja noch etwas übrig bliebe,
Mein Becher, Kranz und Stab, so mag es deine sein;
Doch willst du mehr, mein Herz und meine Liebe?
Die sind schon lange dein.
Novalis
Trost
Wenn in langen trüben Stunden
Unser Herz beinah verzagt,
Wenn, von Krankheit überwunden,
Angst in unserm Innern nagt;
Wir der Treugeliebten denken,
Wie sie Gram und Kummer drückt,
Wolken unsern Blick beschränken,
Die kein Hoffnungsstrahl durchblickt,
O dann neigt sich Gott herüber,
Seine Liebe kommt uns nah,
Sehnen wir uns dann hinüber,
Steht ein Engel vor uns da,
Bringt den Kelch des frischen Lebens,
Lispelt Mut und Trost uns zu,
Und wir beten nicht vergebens
Auch für die Geliebten Ruh.
Novalis
Walzer
Hinunter die Pfade des Lebens gedreht
Pausiert nicht, ich bitt euch so lang es noch geht
Drückt fester die Mädchen ans klopfende Herz
Ihr wißt ja wie flüchtig ist Jugend und Scherz.
Laßt fern von uns Zanken und Eifersucht sein
Und nimmer die Stunden mit Grillen entweihn
Dem Schutzgeist der Liebe nur gläubig vertraut
Es findet noch jeder gewiß eine Braut.
Novalis
Das Stoppelfeld
Ein kahles Feld vor meinem Fenster liegt.
Jüngst haben dort sich schwere Weizenähren
im Sommerwinde hin und her gewiegt;
vom Ausfall heute sich die Spatzen nähren.
Welch trübes Bild! Doch leiht ihm Sonnenschein
ein Kinderpaar, das auf den Stoppeln schreitet,
die letzte Lese sorgsam sammelt ein
und jeden Fund mit frohem Ruf begleitet.
Schon faßt den Ährenstrauß ihr Tüchlein kaum.
Am Bahndamm beide rastend niederhocken;
der Knabe schießt im Grase Purzelbaum,
das Mägdlein windet...
Theobald Nöthig
Das Haar
In diesem einen blonden Frauenhaar
Liegt aller Duft, der ihr zu eigen war;
Liegt aller Glanz, der ihre Stirn umfloß,
Liegt alle Anmut, die sie übergoß.
So weich und fein und zart und biegsam war
Das ganze Weib, wie dieses eine Haar.
Und schling ich um den Hals den feinen Ring
Umfängt er mich, wie mich ihr Arm umfing.
Vor einer Stunde hing sie so an mir.
Ich riß mich los, wie dieses Haar, von ihr;
Doch wie ein Stück von ihrem Leben blieb
Dies Haar bei mir zurück in stummer Lieb'.
Und...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Du darfst Deine Lieb' nicht zeigen
Und bist mir dennoch treu!
Du darfst nie werden mein Eigen
Und fühlst doch keine Reu'.
Denn Deiner Seele Saiten
Sind so auf meine gestimmt,
Daß sie über alle Weiten
Der meinigen Ton vernimmt.
Und wenn sie auch nicht das Leben
Auf eine Harfe schlang,
Sie schwingen doch gleich und geben
Zusammen nur einen Klang.
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Nächte
Die Nächte sind an Glut so reich
Und doch so kühl wie kluge Fraun,
Die nicht dem ersten besten gleich
Ihr ganzes heißes Herz vertraun.
Doch wer sie kennt und liebeskühn
Zu Boden rang die stolze Scheu,
Dem geben sie sich selig hin,
Dem sind sie tief verschwiegen treu.
Die Sonne prunkt in frecher Pracht
Mit ihrer Buhlen lautem Schwarm,
Doch lieb und leise legt die Nacht
Um einen stillen Freund den Arm
Und küßt ihn wild und doch so weich
Und läßt ihn süße Wunder schaun,
Und öffnet ihm das...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Mit Leib und Seel'
Manchmal im Traume meiner Nacht
Umschling' ich sie mit tiefer Glut
In ihrer ganzen nackten Pracht
Und tu, was heiße Liebe tut …
Doch wenn sie dann am Tage mir
Begegnet, keusch und rein wie je,
Schäm' ich so bitter mich vor ihr,
Daß ich ihr kaum ins Auge seh'.
Sie aber lächelt still und fein,
Als wüßte sie, was ich verhehl'
Und spräche: Kann es anders sein
Wenn du mich liebst mit Leib und Seel'?
Und hast du nie daran gedacht,
So keusch ich dir am Tage schien,
Ob nicht die...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Glimmende Glut
In den wissenden Augen schöner Frauen,
Die der Liebe Wunder und Winden kennen,
Wohnt ein rätselhaftes und süßes Grauen,
Wie von Gluten, die unter dem Boden brennen.
Ahnend fühlst du tief verborgene Brände
Lauernd schlummern unter den Aschedecken,
Bis befreiende, luftgewährende Hände
Sie zu rotlebendigen Flammen wecken.
Schaust du in die Augen von solchen Frauen,
Dann erfaßt dein Herz das tolle Begehren,
Zu entfesseln die Loh'n und zu erschauen,
Wie sie flammen – und sich und...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)