Licht Zitate (Seite 28)
Die Folgen der Ignoranz
Nur gehaßt und stets verleumdet.
Bescheid gewußt, doch ignoriert.
Jetzt zerschlagen und verlassen.
Schicksals Wut zu tief gespürt.
Haupt und Seele kahlgeschoren.
Todgeweiht! Der Wahnsinn spricht.
Untergang heraufbeschworen.
War dir einst so nah, mein Licht!
Gäbe es den Weg zurück, Herr,
würd mein Leben andern weihen.
Niemals wieder aufbegehren
und von Herzen mir verzeihn!
Thomas S. Lutter
Psalm
Es ist Nacht, mein Herr und Meister
und mein Haupt unendlich schwer
Trotzdem will ich wachen, Christus
Schlafen will ich nimmermehr
Denn der Schlaf ist nichts als Lüge
zeigt uns, was wir nicht mehr sind
Vergangenes ist längst erloschen
wie ein kleines Licht im Wind
Vergiß mich nicht, mein lieber Vater
meine Zeit zerfließt, verrinnt
Halt' mich fest, denn letztlich bin ich
ein von dir gewolltes Kind!
Thomas S. Lutter
Einsamkeit
Einsamkeit, in deiner Blüte
duftet nicht der Erde Glück,
Nimmer gibst du dem Gemüte,
Was verloren ist, zurück.
Aber unbekannte Schauer
Lockst du aus verborgner Trauer
Durch des Geistes Macht hervor,
Und sie ziehn nach fremden Sternen,
Nach dem Licht der erdenfernen
Ewigkeit das Herz empor.
Einsam spricht des Herzens Pochen,
Was die Lippe nie gesprochen.
Hieronymus Lorm
Der Irisball
Und glich mein Sinn nun jenem zarten Ball,
Vom Hauch der Kinderlippen sanft geschwellt,
Langsam hinschwebend in der Sonne Glanz:
Nur eines Rosenstrauchs blüh'nde Pracht,
Nur eine lichte Sommerwolke spiegelnd
Von all' der weiten Herrlichkeit der Welt –
Verhauchend wollte ich, des Dankes voll,
In tausendfachem Irisglanz brechen
Den Strahl des Himmelslichts, der mich küßte.
Julius Lohmeyer
Der Komet
(Fragment)
In des Weltraums hängenden Gärten wehn
Die Geburten des All, die dem Äther entstehn,
Die der Lichtstoff zeugt – am erlöschenden Stern,
Am verödeten jagt noch mit flüssigem Kern
Der Komet durch den Raum und durchwallt vor dem Herrn
In feurigen Bahnen die Schöpfung.
Lichtmeere durchfliegt er, Jahrtausenden vor,
Jahrtausenden nach, über Monden empor
Den unendlichen Weg, bis wieder sein Licht
Ins versteinte Gesicht
Der gealterten Erde zurückblickt.
Hermann Ritter von Lingg
Passionsblume
Ueber der Menschheit Stirne gesenkt
Wölkt sich ein Schatten der tieffsten Trauer,
Wenn der vergangenen Zeit sie gedenkt,
Und der begangenen Frevel mit Schauer.
Wie viel schuldlos Ermordete stehn
Wie viel gekreuzigte Zeugen der Wahrheit
Unten in Nacht, und wir, wir gehn
Oben im Licht und in freudiger Klarheit!
Bis von einem Unrecht nur
Nur ein wenig sich ausgeglichen,
Sind im Gange der Weltenuhr
Oft Jahrhunderte schon verstrichen!
Hermann Ritter von Lingg
Allerseelen
Wie groß die Herbstnacht niederblickt,
Aus sternlos shwarzem Himmelsrahmen,
Ein Trauervorhang, eingestickt
Mit Heimgegangner Bild und Namen.
Mit Namen, die noch immerfort
Uns lieb sind aus vergangnen Tagen:
Wir möchten, ach, so manches Wort
Den teuren Hingeschiednen sagen.
Und allen, deren geistig Licht
Noch in viel hundert dunklen Nächten
Uns leuchten wird und Sieg verspricht
Im Kampfe mit den finstren Mächten.
Hermann Ritter von Lingg
Geduldige Erwartung
Mein still Gemach füllt deiner Rosen Duft,
Und meine Sehnsucht webt in Träumen
Dein Bildnis in die Luft –
O kämst du doch!
Was soll dein Säumen?
Führt dich kein Wunsch in meine Nähe?
Ich drück an die Scheiben mein Gesicht
Und spähe —
Der Mond steht längst im Garten,
Durch stille Zweige bricht sein weißes Licht –
Dich seh ich nicht!
Thekla Lingen
Müde
Hab so wund gelaufen meine Füße
Auf dem weiten Wege nach dem Glück –
Lachend lief ich aus, um es zu suchen,
Schlich nach Haus mit thränenschwerem Blick.
Sah wohl wunderseltsam lichte Blumen,
Sah sie wohl an meinem Wege stehn,
Habe sie mit raschem Fuß zertreten,
Mußte eilen, mußte weitergehn.
Weitergehn, die eine nur zu finden,
Die in trügerischer Ferne winkt
Und mit ihren buhlerischen Düften
Unser Herz zur Schuld und Sünde zwingt.
Hab so wund gelaufen meine Füße
Auf dem weiten Wege nach...
Thekla Lingen
Befreiung
Noch einmal reckt die Schuld ihr drohend Haupt
Und greift nach mir mit gierigen Rächerhänden,
Genug! du hast den Frieden mir geraubt,
Doch meinen Sieg sollst du mir nicht entwenden.
Ich hab gekostet vom Erkenntnisbaum,
Ich habe nackt vor meinem Gott gestanden;
Es sank die Lüge wie ein schwerer Traum,
Die Seele riß sich los aus ihren Banden.
Genug! mich treffen deine Blicke nicht,
Geheilt, vernarbt sind alle alten Wunden
Ich stehe in der Wahrheit reinem Licht,
Ich habe mich und...
Thekla Lingen
Amarylle
Oh stille Amarylle,
Du blühst, wenn Herbst schon leer.
Von Frucht- und Blütenfülle
Bliebst du mir und nichts mehr.
Ich trug dich in mein Zimmer,
Balkon war schon zu kalt.
Leucht Sommers letzten Schimmer
Du mir. Das Jahr ist alt.
Und alt ist auch mein Herz schon,
Und weiß ist schon mein Haar.
Sei du mein letzter Herbstlohn –
Stumm, traurig. Und was mir war
An Herzblühn und Geistfruchtzeit,
Ist abgewelkt, wurmtaub.
Auf Schmerz und Mühn und Sucht streut
Enttäuschung totes Laub.
Ach wenn...
Otto zur Linde
Ein Krystall
Gleich einem reinen Bergkrystall
Durchschaut' ich dich,
Der lauter, klar, allüberall
Der Quelle glich,
Die aus dem Schoße der Unendlichkeit
Zu eignem Dasein sehnend sich befreit.
Da plötzlich fällt auf das Gestein
Ein Funke Licht;
Und farbenprächt'ger Widerschein
Sich leuchtend bricht,
Da sich geblendet fast mein Auge schließt
Vor jenem Zauberlicht, das sich ergießt.
Der Funke stirbt, und hell und rein,
Durchsichtig, klar,
Liegt vor mir wieder das Gestein.
Wie wunderbar.
Ob...
Alma Leschivo