Licht Zitate (Seite 13)
Winter am Meer
Es ist Winter am Meer.
Eiskalt ist der Wind,
der mein Herz durchdringt.
Die Liebe zu Dir hat in mir
ein Feuer entfacht,
das mein Herz zum Glühen gebracht.
Der Schnee fällt auf den gefrorenen Sand
und in meiner Hand halte ich Deinen Brief,
der in meiner Seele tiefe Narben hinterließ.
Ich höre Deine Stimme und sehe Dein Gesicht,
bitte sag mir, wo Du bist.
Ohne Dich wird mein Leben nie mehr das sein,
was es war.
Die Sonne ist fort, das Licht ist nicht mehr da.
Jürgen Winkler
Einer Unbekannten
In diesem großen Traurigsein,
das Leben heißt,
kann einer fremden Lampe Schein
oft wie ein stilles Grüßen sein
von Geist zu Geist.
Und eines Menschen Angesicht,
das kaum man kennt,
kann rührend sein wie ein Gedicht
und tröstend wie ein leises Licht,
das tief im Dämmer brennt.
Anton Wildgans
Ich hab' mit Dir noch nie allein gesprochen,
Du sahst noch niemals tief in mein Gesicht,
Kennst nur die Narrenmaske, aber nicht
Die Seele, die dahinter ist zerbrochen.
Wie ein geschlagner Hund ist sie verkrochen,
Den Blick zur Erde wie ein Bösewicht,
Und will doch nichts als Liebe, Geist und Licht –
Die arme Seele, die mir fast zerbrochen.
Da ist in ihr verfrostet Einsamsein
Dein junger Anhauch sündhaft eingedrungen,
Da fühlte ich: es schmilzt in mir der Stein,
Der mich hinunterzog zu...
Anton Wildgans
Resümee
oder
Es hat alles einen Sinn
Wenn der Schatten das Licht berührt,
und der Mond die Sonne verführt...
wenn Sterne nicht mehr blinken,
und Steine nicht mehr sinken...
wenn Blumen nicht mehr blühen,
und Wolken nicht mehr ziehen...
wenn Kinder nicht mehr lachen,
und Engel nicht mehr wachen...
wenn Augen nicht mehr weinen,
und Kerzen nicht mehr scheinen...
wenn Meere nicht mehr salzig sind,
und Sand nicht mehr durch Hände rinnt...
wenn Blut die Farbe Rot verliert,
und Lava kalt zu Eis...
Damaris Wieser
Das Gärtlein still vom Busch umhegt...
Das Gärtlein still vom Busch umhegt,
Das jeden Monat Rosen trägt,
Das gern den Gärtner in sich schließt,
Der es betaut, der es begießt,
Es lebe hoch!
Der Bergmann, stark und wohlgenährt,
Der ohne Licht zur Grube fährt,
Der immer wirkt und immer schafft,
Bis er erlahmt, bis er erschlafft,
Er lebe hoch.
Christoph Martin Wieland
Philosophische Poesie
In allen Dingen walten drei Potenzen,
Unendlich, endlich, ewig sind die Namen,
Woraus das All besteht auf Ja und Amen,
Als Indifferenz der Differenzen.
Vor G- macht die gehör'gen Reverenzen,
Denn Er, das große A, ist ja der Samen,
Daraus so schöne Redensarten kamen,
Contractions-Expansions-Tendenzen.
Doch nicht nur oben in der Sphären Läufen
Will die Identität sich offenbaren,
Dem Organismus auch kömmt was zu Gute.
Und daß wir Licht und Schwerkraft ganz...
Karl Friedrich Gottlob Wetzel
Weg im Nebel
Nun wird die Spur der Füße langsam ungetan,
Und aus der Tiefe, aus der tiefen Tiefe steigt
Das Trübe, schwadengrauer Nebel himmelan.
Nun wird der Augen-Aufblick langsam leer,
Und aus der Höhe, aus der hohen Höhe neigt
Die Wolke sich, sinkt Nebel erdwärts schwer.
Nun drängt zu dem verwandten Un-Gesicht
Das Wesenlose aus den fahlen Gründen
Und hebt sich sehnend ins versäumte Licht.
Nun flieht, was war: es fliehen Busch und Baum,
Flieh'n Berg und Tal, die sich zur Flucht...
Maria Luise Weissmann
Abend im Frühherbst
Weit ausgegossen liegt das breite Land.
Der Himmel taucht den Scheitel noch ins Licht,
Doch seitlich hebt gelassen eine Hand
Die dunkle Maske Nacht ihm ins Gesicht.
Viel fette Lämmer weiden auf der Flur,
In Gärten steht das Kraut in seiner Fülle,
Herbstwälder ziehn als eine goldne Spur,
Am Baum die Frucht glänzt prall in ihrer Hülle.
Es ist der letzte dieser kurzen Tage:
All Ding steht reif und rund und unbewegt
Schwebend in sich gebannt wie eine Waage,
Die Tod und Leben...
Maria Luise Weissmann
Glück kommt wie Licht, wie Sonnenstrahlen,
Wie Windeswehn, wie Wolkenflug:
Hier einmal, dort zu hundertmalen
Und nie im Leben noch genug.
Wer kann es haschen, wer kann es finden?
Und wer bewahrt es, wenn er's hat? –
Es schwebt ein Atem in den Winden,
Und schwimmt im Strom ein grünes Blatt.
Feodor von Wehl
Abgewendet
Du stehst vor mir, ein stolzes Weib,
In hoher, unnahbarer Pracht,
Als wüßte nichts dein holder Leib
Vom Zauber süßer Liebesmacht.
Die Lippen weigern Wort und Gruß,
Die Lippen, deren weiche Glut
Zu mancher Stund' im Flammenkuß
Auf meinen freudig jüngst geruht.
Nicht sekmnkst du scheu der Augen Licht,
Wenn ich im Zufall dir genaht,
Dein marmorbleiches Angesicht,
Nicht bebt es, führt uns gleicher Pfad,
So ferne heut', da gestern noch
Der Tag uns sah voll Seligkeit –
Doch ob du fremd...
Gottfried Wandner
Dein ist alles
Dein ist alles, all und jede Wonne,
wenn sie aufgeht, dir als eigene Sonne,
jeder Tag vom Licht emporgetragen,
wenn er aufgeht dir als eigners Tagen.
Dein ist alles, all der Blumen Glühen,
weenn hervor sie aus sich selber blühen.
All die Rosenknospen auf der Erden,
wenn sieRosen in dir selber werden.
Dein ist alles, was in Tal und Hügeln
lichtvoll sich in dir kann widerspiegeln.
Dein die Himmel selbst und selbst die Sterne,
wenn du Glanz hast für den Glanz der Ferne.
Christian Wagner
Schneefall
Das Glitzern seh‘ ich noch. Die Kälte spüre ich nicht mehr. Gefrorenes Haar in fahlem Licht.
Vor Stunden noch war hier ein Weg, verbindend die Dörfer des Schlafs.
Noch wäre es leicht, zu leicht vielleicht, aufzustehen und weiterzugehen.
Der Weg noch da, aber unsichtbar nun für schneeblinde Augen.
Ich brauche keine Nacht mehr, um nicht zu sehen.
Werden sie kommen, die Wölfe?
Mein Heulen wird lauter sein als das ihre.
Welche Glocken läuten da? Ist ein Dorf erwacht?
Ich stehe...
Götz vor dem Gentschenfelde
In der Vaterstadt
Das sind die alten Wege,
Die schattigen Alleen,
Des Parkes alte Stege,
Felsburg und kleine Seen.
Das sind die alten Gassen,
Der Marktplatz leer und breit,
Vollauf ist Raum gelassen
Für Kinderlustbarkeit.
Das sind die Laubengänge,
Die uns so wohl behagt,
Durch deren luft'ge Länge
Wir jauchzend uns gejagt.
Und hier am Hallenbaue,
Hier steht das Vaterhaus.
Ehrwürdig Haupt, o schaue –
Ich harre – schau heraus!
O Mutterbild, erscheine!
Geschwister, kommt ans Licht!
Der teueren...
Friedrich Theodor von Vischer