Licht Zitate (Seite 16)
An die Schönheit
So sind wir deinen Wundern nachgegangen
wie Kinder die vom Sonnenleuchten trunken
ein Lächeln um den Mund voll süßem Bangen
und ganz im Strudel goldnen Lichts versunken
aus dämmergrauen Abendtoren liefen.
Fern ist im Rauch die große Stadt ertrunken
kühl schauernd steigt die Nacht aus braunen Tiefen.
Nun legen zitternd sie die heißen Wangen
an feuchte Blätter die von Dunkel triefen
und ihre Hände tasten voll Verlangen
auf zu dem letzten Sommertagsgefunkel
das hinter roten...
Ernst Maria Richard Stadler
Untergang
Die kupferrote Sonne im Versinken
Hängt zwischen Höhlen scharf gezackter Zweige
In harter Glut der strahlenlosen Neige,
Die feuchte Luft scheint allen Glanz zu trinken.
Die grauen Wolken, aufgeschwellt von Regen,
Mit langen Schleppen, die am Boden schleifen,
Und lau umströmt von schwachen Lilastreifen,
Ergießen dünnes Licht auf allen Wegen.
Nur in der Bäume enggedrängten Gruppen,
Die steil wie Inseln aus den grünen Matten
Des Parkes...
Ernst Maria Richard Stadler
Fluß im Abend
Der Abend
läuft den lauen Fluß hinunter,
Gewittersonne übersprengt
die Ufersenkung bunter.
Es hat geregnet.
Alle Blätter dampfen Feuchte.
Die Weidenwildnis streckt mit hellen Tümpeln
sich ins witternde Geleuchte.
Weiße Nebel
sich ins Abendglänzen schwingen.
Unterm seichten Fließen dumpf und schrill
die mitgezognen Kiesel klingen.
Die Pappeln stehn im Licht, traumgroße Kerzen
dick mit gelbem Honigseim beträuft –
Mir ist, als ob mein tiefstes Glück...
Ernst Maria Richard Stadler
Schwerer Abend
Die Tore aller Himmel stehen hoch dem Dunkel offen,
Das lautlos einströmt, wie in bodenlosen Trichter
Land niederreißend. Schatten treten dichter
Aus lockren Poren nachtgefüllter Schollen.
Die Pappeln, die noch kaum von Sonne troffen,
Sind stumpf wie schwarze Kreuzesstämme übers Land geschlagen.
Die Acker wachsen grau und drohend - Ebenen trüber Schlacke.
Nacht wirbelt aus den Wolkengruben, über die die Stöße rollen
Schon kühler Winde, und im dämmrigen Gezacke
Hellgrüner...
Ernst Maria Richard Stadler
Die Liebe
...sie ist es,
die dir die Hand reicht,
dich trägt
durch all die Zeit!
...sie ist es,
die Licht in deine Dunkelheit trägt,
dich erhellt
in all dem Leid!
...sie ist es,
die dich nimmt so wie du bist,
dich tröstet
in all der Verletzlichkeit!
...sie ist es,
die dir alles vergibt,
dich liebt
bis in alle Ewigkeit!
Petra Speth
Fragst du…
Fragst du, wie Gott, das Wort, in einer Seele wohne,
so wisse: wie das Licht der Sonnen in der Welt
und wie ein Bräut'gam sich in seiner Kammer hält
und wie ein König sitzt in seinem Reich und Throne,
ein Lehrer in der Schul, ein Vater bei dem Sohne,
und wie ein teurer Schatz in einem Ackerfeld
und wie ein lieber Gast in einem schönen Zelt
und wie ein Kleinod ist in einer guldnen Krone,
wie eine Lilie in einem Blumental
und wie ein Saitenspiel bei einem Abendmahl
und wie ein...
Angelus Silesius
Begrabe deine Toten
Begrabe deine Toten
Tief in dein Herz hinein;
So werden sie dein Leben
Lebend'ge Tote sein.
So werden sie im Herzen
Stets wieder auferstehn,
Als gute, lichte Engel
Mit dir durchs Leben gehn.
Begrab' dein eigen Leben
In anderer Herz hinein;
So wirst du, und bist du ein Toter,
Ein ewig Lebender sein.
Karl Siebel
Als dann der Frühling im Garten stand,
Das Herz ein seltsam Sehnen empfand,
Und die Blumen und Kräuter und jeder Baum
wachten auf aus dem Wintertraum,
Schneeglöckchen und Veilchen hat über Nacht
der warme Regen ans Licht gebracht,
Aus Blüten und dunkler Erde ein Duft
durchzog wie ein sanftes Rufen die Luft.
Percy Bysshe Shelley
Zuhause
Ein ruhiger Ort
für sich zu sein
gelebte Träume
in Zweisamkeit
Zwei wärmende Hände
die Nähe geben
eng umschlungen
vertrautes Leben
Den klaren Gedanken
durch den Traum vertrieben
den anderen
wie keinen anderen lieben
Gefühle tragen mich
im Bett durchwacht
ein kleines Licht
wird tausendfach
Bei Tag und Nacht
denk ich an Dich
bin ich weit weg
dann sehn' ich mich
Träum ich Gefühle
so vor mich hin,
dann weiß ich,
wo ich Zuhause bin.
Ladore de Schygall