Lange Zitate (Seite 8)
Nur eine Meile noch
Mein Mütterle ach, wie bist du krank
Nun bring' ich dir Hilfe, Gott sei Dank!
Ich bring' aus der Stadt die Arznei,
Die heilt dich, und bald ist die Angst vorbei.
Wie bin ich so müd' und verschmachte fast!
An der Bergcapelle mach ich Rast.
Der Weg war steil und heiß und lang,
Und so ganz allein wird mir oft bang'.
Doch rast’ ich gewiß nicht länger, als ich
Zum lieben Gott ich bete für dich.
Nur wenige Stunden – dann bin ich bei dir.
So lang' bleib' du, lieber Gott bei Ihr!
Friedrich Hofmann
Blühende Gräber
Leis verglüht der Tag in den Pappelzweigen,
Glockentöne wiegen den Wald in Schlummer,
durch des Friedhofs träumende Stille weht's wie ewige Sehnsucht.
Sehnsucht eines lange erloschnen Lebens,
Sehnsucht alter, lange vergessner Liebe,
ausgelittene Schmerzen, verblühtes Glück aus früheren Tagen.
Drang des Lebens, bildender Schöpferodem,
deines Waltens heilige Nähe fühl ich,
fühle dich im Säuseln entschlafner Sehnsucht über den Gräbern!
Nicht, Natur, Allmutter, vergißt du...
Wilhelm Hertz
So lang man nüchtern ist
So lang man nüchtern ist,
Gefällt das Schlechte;
Wie man getrunken hat,
Weiß man das Rechte;
Nur ist das Übermaß
Auch gleich zu handen:
Hafis, o lehre mich,
Wie du's verstanden!
Denn meine Meinung ist
Nicht übertreiben:
Wenn man nicht trinken kann,
Soll man nicht lieben;
Doch sollt ihr Trinker euch
Nicht besser dünken:
Wenn man nicht lieben kann,
Soll man nicht trinken.
Johann Wolfgang von Goethe
Der Gast
Das Kind ist krank zum Sterben,
die Lampe gibt trägen Schein,
die Mutter spricht: "Mir ist es,
als wären wir nicht allein."
Der Vater sucht zu lächeln,
doch im Herzen pocht's ihm bang,
stiller wird's und stiller, –
die Nacht ist gar zu lang.
Nun scheint der Tag ins Fenster,
die Vögel singen so klar;
die beiden wußten es lange,
wer der Gast gewesen war.
Theodor Fontane
O Grille, sing
O Grille, sing,
Die Nacht ist lang.
Ich weiß nicht, ob ich leben darf
Bis an das End von deinem Sang.
Die Fenster stehen aufgemacht.
Ich weiß nicht, ob ich schauen darf
Bis an das End von dieser Nacht.
O Grille, sing, sing unbedacht,
Die Lust geht hin,
Und Leid erwacht.
Und Lust im Leid, -
Mehr bringt sie nicht, die lange Nacht.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Findling
Es war ein trüber Abend
Zwischen Herbst und Winter,
Regen strömte und strömte
Vermischt mit zerfließenden Flocken
Zeitigen Schnees,
Und eisiger Windhauch klatschte
Das rotbraune Laub des wilden Weins
Ans Gittertor –
Da standst du vor meinem Hause,
Nachdem du mir lange nachgeschlichen,
Scheu und doch hoffend,
Stumm und doch bittend.
Ich nickte dir zu,
Ich blickte dich an,
Und sah einen schlanken, biegsamen
Schwarzen Jäger,
Stammend aus schottischem Hochgebirge,
Durchnäßt und...
Emil Claar
Geheime Liebe
Unbeglückt muß ich durchs Leben gehen,
Meine Rechte sind nicht anerkannt;
Aus der Liebe schönem Reich verbannt,
Muß ich dennoch stets ihr Schönstes sehen!
Nicht die schwache Zunge darf's gestehen,
Nicht der Blick verstohlen zugesandt,
Was sich eigen hat das Herz ernannt,
Nicht im Seufzer darf's der Brust entwehen!
Tröstung such' ich bei der fremden Nacht,
Wenn der leere lange Tag vergangen,
Ihr vertrau' ich mein geheim Verlangen;
Ist in Tränen meine Nacht durchwacht,
Und der...
Clemens Brentano
Denk' an deine Jugendsonne,
wenn dich's in der Seele friert;
träum von Jugendglück und Wonne,
wenn es Herbst im Herzen wird.
Strömt der Sonne Strahlenquelle
auch nur einen Augenblick: –
bleibt ihr Glanz in Herz und Seele
doch noch lange Zeit zurück!
Träumst du auch nur für Sekunden
von dem Glück, das längst dahin: –
ist dir gleich der Traum entschwunden,
lang' glüht dir sein Bild im Sinn.
Schmückst mit Blumen neu die Liebe,
suchst des Freundes treue Brust
gleich, als ob sie ewig...
Balder vom Berge
Von wegen Schicksal
So sehr habe ich mich gefreut,
dich heute zu sehen,
dich in die Arme zu nehmen,
ganz lange und feste zu halten.
... als du da warst,
ließ es leider die Situation nicht zu.
So dringend wollte ich dir sagen,
wie sehr du mir gefehlt hast,
wie oft ich an dich gedacht habe,
wollte dich ganz lange anschauen.
... als du da warst,
ließ es leider die Situation nicht zu.
Bedrückt bin ich jetzt wieder allein.
Du bist gegangen, bis zum nächsten Mal.
... wird dann wieder
die...
Kristiane Allert-Wybranietz
Nicht alle Täter sind schuldig oder sich ihres Tuns bewusst. Ebenso ist nicht jedes Opfer in Wahrheit auch Geschädigter. Genau dies heraus zu finden, ist die Aufgabe der vom Volke bestellten Rechtsprechung. So lange unser aller Rechtssystem jedoch mit Nichtigkeiten überlastet ist, so lange können wir der allumfänglichen Aufarbeitung einer Tat nicht sicher sein. Dies ist traurige Tatsache für sämtliche Opfer und für alle Täter.
Stefan Wittlin