Kreis Zitate
Eine Stimmung aus dem vierten Kreis
Zwei Hände, die so weiß, so weiß
als wie ein schlohweiß Laken.
vereinten sich im vierten Kreis,
während sie sonst gewohnterweis
in zwei verschiedenen Taschen staken.
Sie zitterten, jedoch nur leis,
als ob sie vor sich selbst erschraken.
sie fühlten sich auf fremdem Gleis,
und dennoch taten sie mit Fleiß
sich ineinanderhaken.
Christian Morgenstern
Christbaum
Wie schön geschmückt der festliche Raum!
die Lichter funkeln am Weihnachtsbaum!
o fröhliche Zeit, o seliger Traum!
Die Mutter sitzt in der Kinder Kreis;
nun schweiget Alles auf ihr Geheiß:
sie singet des Christkind’s Lob und Preis.
Und rings, vom Weihnachtsbaum erhellt,
ist schön in Bildern aufgestellt
des heiligen Buches Palmenwelt.
Die Kinder schauen der Bilder Pracht,
und haben wohl des Singens acht,
das tönt so süß in der Weihenacht!
O glücklicher Kreis im festlichen Raum!
o...
Peter Carl August Cornelius
Jeder Schriftsteller von Verdienst hat in der lesenden Welt seinen eigenen Kreis, und selbst der am meisten gelesene hat nur einen größeren Kreis in derselben. Soweit ist es noch nicht mit der Kultur der Deutschen gekommen, daß sich das, was den Besten gefällt, in jedermann Händen finden sollte.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Die Welt sitzt fest in einem tödlichen Kreis. Böses ruft Böses hervor. Gewalt erzeugt Gewalt. Ein Unrecht folgt auf das andere. Man sucht den, der zuerst geschlagen hat, nicht um zu vergeben, sondern um zurückzuschlagen. Man dreht sich im gleichen tödlichen Kreis.
Es ist unglaublich: Plötzlich kam einer in die Geschichte der Menschen, der den Todeskreis durchbricht, der einen ganz neuen Weg einschlägt, den Weg der Vergebung. Jesus begegnet den Feinden mit dem Wort der Vergebung. Sein Leben...
Phil Bosmans
Das Glück
Es huscht das Glück von Tür zu Tür,
Klopft zaghaft an: – wer öffnet mir?
Der Frohe lärmt im frohen Kreis
Und hört nicht, wie es klopft so leis.
Der Trübe seufzt: Ich laß nicht ein,
Nur neue Trübsal wird es sein.
Der Reiche wähnt, es pocht die Not,
Der Kranke bangt, es sei der Tod.
Schon will das Glück enteilen sacht;
Denn nirgends wird ihm aufgemacht.
Der Klügste öffnet just die Tür –
Da lacht das Glück: Ich bleib bei dir!
Richard Zoozmann
Geh nicht vor mir...
Geh nicht vor mir in dieses unbesungne
In dieses dunkle Reich, das Keiner kennt;
Damit Dein Name, dieser lang verklungne,
Wenn ich ihn ruf, noch Dich mit Namen nennt.
Vertausche nicht Dein Angesicht mit jenen
Veränderlichen aus dem fremden Kreis,
Die oft im Traum vorübergehn und denen
Ich keinen Gruß und keinen Wunsch mehr weiß.
Laß mich beim Brot gedenken und beim Wein,
Daß Du noch glühst, laß nicht mit Schatten-Speise,
Mit Blut und Mehl verstohlen her Dich rufen,
Wie...
Maria Luise Weissmann
Nur ein Leben
Ein Tropfen fällt: es klingt
Das Meer nur leise.
Die Stelle wird umringt
Von Kreis' an Kreise.
Und weiter, immer mehr.
Nun ruht es wieder.
Wo kam der Tropfen her?
Wo fiel er nieder?
Es war ein Leben nur
Und nur ein Sterben,
Und kam, auch eine Spur
Sich zu erwerben.
Karl Heinrich Wilhelm Wackernagel
Begrabe nur dein Liebstes! Dennoch gilt's
Nun weiterleben; – und im Drang des Tages,
Dein Ich behauptend, stehst bald wieder du.
– So jüngst im Kreis der Freunde war es, wo
Hinreißend' Wort zu lauter Rede schwoll;
Und nicht der Stillsten einer war ich selbst.
Der Wein schoß Perlen im kristallnen Glas,
Und in den Schläfen hämmerte das Blut; –
Da plötzlich in dem hellen Tosen hört ich
– Nicht Täuschung war's, doch wunderbar zu sagen –
Aus weiter Ferne hört ich eine Stille;
Und einer Stimme...
Theodor Storm
Ich bin bereit, denn es ist Zeit
für unser'n Pakt über die Ewigkeit
Reich mir die Hand, mein Leben
Nenn mir den Preis
ich schenk dir gestern, heut und morgen
dann schließt sich der Kreis
kein Weg zurück, das weiße Licht kommt näher
Stück für Stück - will mich ergeben
muß ich denn sterben, um zu leben?
Richard Rothe
Frühlingsmärchen
Ein Brünnlein im Felde, sechs Linden im Kreis,
Und die Wälder so still, und die Sonne so heiß,
Und wir beide am Brunnenstein
So mutterseelenallein.
Du botest mir lächelnd den Zauberkelch,
Und ich trank ihn leer bis zur Neige,
Meine Augen sagten dir: "Schweige!
Es ist ein liebliches Wunder in mir,
Wenn die Stunde kommt, verrath' ich es dir."
Da rauschte es leis durch die Zweige:
"Schweige."
Anna Ritter