Jugend Zitate (Seite 13)
Liebeseifer
Ach Liebste laß uns eilen!
Noch ist es Zeit
Es schadet das Verweilen
Uns beiderseit.
Der edlen Schönheit Gaben
Fliehn Fuß für Fuß
Daß alles, was wir haben,
Uns schwinden muß.
Der Wangen Ziehr verbleichet
Das Haar wird greiß
Der Augen Feuer weichet
Die Brunst wird Eiß.
Das Mündlein von Korallen
Wird ungestalt,
Die Hände, sie verfallen
Und du wirst alt.
Drum laß und jetzt genießen
Der Jugend Frucht
Eh' als wir folgen müssen
Der Jahre Flucht.
Wo du dich selber liebest,
So liebe...
Martin Opitz
Walzer
Hinunter die Pfade des Lebens gedreht
Pausiert nicht, ich bitt euch so lang es noch geht
Drückt fester die Mädchen ans klopfende Herz
Ihr wißt ja wie flüchtig ist Jugend und Scherz.
Laßt fern von uns Zanken und Eifersucht sein
Und nimmer die Stunden mit Grillen entweihn
Dem Schutzgeist der Liebe nur gläubig vertraut
Es findet noch jeder gewiß eine Braut.
Novalis
Letzte Rosen
Ich bin auf stillen Wegen
Fortgegangen von dir.
An der Brust sind mir
Deine letzten Rosen gelegen.
Rosen, noch spät gerötet
Von der Herbstsonne Licht.
Rosen, die man bricht
Schnell, eh der Frost sie tötet.
Wie schnell man vom Leben,
Eh die Jugend verglimmt,
Noch eine Liebe nimmt…
… Meine letzten Rosen hast du mir gegeben.
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Heimkehr
Das war ein Tag der Schmerzen,
Als ich einst Abschied nahm;
Noch bänger war's dem Herzen,
Als ich nun wieder kam.
Der ganzen Wandrung Hoffen
Vernichtet mit einem Schlag!
O, unglücksel'ge Stunde!
O, unheilvoller Tag!
Ich habe viel geweinet
Auf meines Vaters Grab,
Und manche bittre Träne
Fiel auf die Gruft herab.
Mir ward so öd' und traurig
Im teuren Vaterhaus,
So daß ich oft bin gangen
Zum düstern Wald hinaus.
In seinen Schattenräumen
Vergaß ich allen Schmerz;
Es kam in stillen...
Friedrich Wilhelm Nietzsche
Suleika
Nicht im Rosenschmuck der Jugend
fand ich dich und liebt ich dich,
grau schon ringelten die Locken
um der Stirne Weisheit sich,
doch in deinem Kusse lodert
ungezähmte Jugendkraft,
stimmt die Harfe meiner Seele
zur Musik der Leidenschaft. –
Deine grauen Haare bergen,
was in deiner Seele ruht,
wie die Asche des Vulkanes
Zeuge ist der innern Glut,
und aus deiner Augen Tiefen,
sprühet blitzend, göttlich rein,
ewig junges Leben kündend,
deines Geistes Feuerschein.
Clara Müller-Jahnke
Den letzten Trank
So laß uns trinken den letzten Trank,
den Trank, der nicht verschäumt,
in dessen Tiefen die Perle versank,
die unsere Jugend erträumt.
Leere das Glas bis auf den Grund,
singe dein Lied bis zum Schluß –
von meinem glutweinfeuchten Mund
trinke den letzten Kuß.
Siehst du, wie tief schon die Sonne steht
und wie so rot ihr Licht? –
Und ob sie in funkelnden Wassern zergeht,
uns beiden, uns stirbt sie nicht.
Uns leuchtet die Nacht, die niedersinkt,
und ladet zum letzten Genuß –
Und...
Clara Müller-Jahnke
In der Schönheit frischem Blütenkranze
Prangt der Unschuld Lilie so schön;
Mit des Seelenfriedens heiterm Glanze
Wird sie deines Auges Licht erhöh'n.
Zu des Weibes höchstem Schmuck erkoren,
Fesselt sie der Jugend Rosenzeit;
Doch ihr Zauber geht ihr bald verloren,
Huldigst du der leeren Eitelkeit.
Clara Müller-Jahnke
Wieder zieh man einen Pfaffen
mangelhafter Sittlichkeit.
Denn er machte sich zu schaffen
mit der jungen Weiblichkeit.
Ja, es ist das Los der Frommen,
daß im Dienst der Liebe meist
sie vom rechten Wege kommen,
den ihr Amt sie wandeln heißt.
Liebe, sagen sie, sei Tugend –
doch sei Lieb auch Unmoral –
und liebt einer dann die Jugend,
gibt es vor Gericht Skandal.
Schwer fürwahr ist zu entwirren
dieses Zwiespalts Labyrinth;
und wenn schon die Hirten irren,
bleibt die Herde vollends blind.
Seltsam!...
Erich Mühsam
Rede nicht von harter Jugend,
Nicht wie du entbehrt das Glück!
Schaue nicht mit feuchtem Auge
In die trübe Zeit zurück!
Hätten wir denn tragen lernen,
Beten lernen in der Not,
Hoffen lernen, glauben lernen,
Lieben lernen bis zum Tod?
Drum laßt uns mit Rosen schmücken
Unsrer Kindheit frühes Grab:
Selig, wem die Hand von oben
Früh die heil'gen Thränen gab! –
Salomon Hermann Mosenthal
Nur zu!
Schön prangt im Silbertau die junge Rose,
Den ihr der Morgen in den Busen rollte,
Sie blüht als ob sie nie verblühen wollte
Und ahnet nichts vom letzten Blumenlose.
Der Adler schwebt hinan ins Grenzenlose,
Sein Auge trinkt sich voll von sprühndem Golde;
Er ist der Tor nicht, daß er fragen sollte,
Ob er das Haupt nicht an die Wölbung stoße.
Mag denn der Jugend Blume uns verbleichen,
Noch glänzet sie und reizt unwiderstehlich;
Wer will zu früh so süßem Trug entsagen?
Und Liebe, darf sie...
Eduard Mörike
Lied eines Verliebten
In aller Früh', ach, lang' vor Tag,
Weckt mich mein Herz, an dich zu denken,
Da doch gesunde Jugend schlafen mag.
Hell ist mein Aug' um Mitternacht,
Heller als frühe Morgenglocken:
Wann hätt'st du je am Tage mein gedacht?
Wär' ich ein Fischer, stünd' ich auf.
Trüge mein Netz hinab zum Flusse,
Trüg' herzlich froh die Fische zum Verkauf.
In der Mühle, bei Licht, der Müllerknecht
Tummelt sich, alle Gänge klappern;
So rüstig Treiben wär' mir eben recht!
Weh, aber...
Eduard Mörike
Noch schlägt Dein Herz in seiner stillen Kammer
Und träumt der Jugend ersten Frühlingstraum;
Der Liebe Lust, der Liebe wilden Jammer,
Du kennst sie nicht und ahnst sie wohl noch kaum.
Und nur aus Deines Auges klarem Grunde,
Da schimmert oft ein seltsam weiches Licht,
Ein Morgenroth der wundervollen Stunde,
Die mir der Liebe gold`nen Tag verspricht.
Christoph von Mickwitz
Lenzfahrt
Am Himmel wächst der Sonne Glut,
Aufquillt der See, das Eis zersprang,
Das erste Segel teilt die Flut,
Mir schwillt das Herz wie Segeldrang.
Zu wandern ist das Herz verdammt,
Das seinen Jugendtag versäumt,
Sobald die Lenzessonne flammt,
Sobald die Welle wieder schäumt.
Verscherzte Jugend ist ein Schmerz
Und einer ew'gen Sehnsucht Hort,
Nach seinem Lenze sucht das Herz
In einem fort, in einem fort!
Und ob die Locke dir ergraut
Und bald das Herz wird stille stehn,
Noch muß es, wenn...
Conrad Ferdinand Meyer
Es nimmt die Jugend Rat vom Augenblick
Und lebt in jedem voll ihr Dasein aus,
Als ob die Zukunft ohne Inhalt sei;
Dem Alter ziemt ein vorbedachtes Ziel
Mit festem Blick und Schritte zu verfolgen,
Sonst bleibt ein Stückwerk unser bestes Thun;
Wie unter Pfuscherhand der Marmor bröckelt,
Der einem Götterbild entgegenreifte.
Friedrich Marx
Liebeserwachen
Heißet ihn gehen;
Er soll nicht sehen,
Wie meiner Jugend er's angetan
Ich lebte zufrieden,
Hätt er mich gemieden;
O, daß ich ihn nicht meiden kann!
Daß alle Gedanken
Um ihn sich ranken,
Den trotzig-übermütigen Mann.
Ich sollte ihn fliehen,
Und fühle mich ziehen
Mit tausend Banden zu ihm hinan.
Peter Lohmann