Ich Bin Zitate (Seite 97)
Meine Frau hat nie zuvor in ihrem Leben ein solche Bedeutung gehabt wie in dem Bereich, den sie jetzt ausfüllt. Das, was ich bin, ist genauso meine Frau. Ich habe nie einen Film gedreht, zu dem sie nicht ihre Genehmigung geben mußte. Es hat dreimal in meinem Leben etwas gegeben, wo ich gegen ihren Willen gehandelt habe, und dreimal bin ich auf die Fresse gefallen.
Joachim Fuchsberger
Nein, ich bin nicht politisch, ich bin nur tagesaktuell. Ich reflektiere zu Mittag das, was die Leute seit in der Früh wissen. Und mach' mich drüber lustig. Ich informiere sie also nicht darüber, daß der Haider vom Rücktritt vom Rücktritt zurückgetreten ist, sondern wir schalten in eine fiktive Tanzschule in Klagenfurt, wo der Haider einen Kurs belegt. Und unser Mann vor Ort berichtet dann von ein Schritt vor, zwei zurück, einer vor . . .
Oliver Baier
Rückblick
Ich sehe hinter dem Grau heute Blau
Und bin milder geworden.
Ich bin nicht mehr der junge Radau
Und wehe nicht mehr aus Norden.
Es kommen die Jüngsten auch mal dahin,
Wenn sie streng Zauderndes wagen
Und fragen nach jedem »Wie ist ...?« dann: »Wie bin ...?«
Und werden still Danke sagen.
Joachim Ringelnatz
Online, wieder Online
(nach »Allein, wieder allein,
einsam wie immer ...«,
aus dem Zarewitsch)
Es sitzt ein Student am Internet,
als ob er keinen Hintern hätt' –
säuft sein Bier, surft bis vier,
und er mailt ganz gequä-ält:
Habt ihr beim Chatten vergessen auf mich?
Es sehnt doch mein Laptop nach Liebe sich!
Ich bin kontaktarm und immer abseits,
bin ein Single und hab' doch nur Bits and Bytes.
Online, wieder online, einsam wie immer,
im Zimmer nur das Internet,
das ist vielleicht im Winter...
Klaus Klages
Tiefer Friede
Die Tage verblassen, die Stunden zergehn,
Die Waffen rasten und rosten;
Ich bin von vorn und von hinten besehn
Ein armer verlorener Posten.
Es kreisen die Dohlen, es kriecht das Gewürm,
Die Menschen hassen und lieben;
Ich bin wie ein alter Regenschirm
In Gedanken stehengeblieben.
Staub deckt meine Falten, es wackelt der Knauf,
Es wankt das Skelett unterm Knaufe;
Ich wollte, des Schicksals Hand spannte mich auf
Und hielte mich unter die Traufe.
Frank Wedekind
[Gott]
Du kommst und gehst. Die Türen fallen
viel sanfter zu, fast ohne Wehn.
Du bist der Leiseste von allen,
die durch die leisen Häuser gehn.
Man kann sich so an dich gewöhnen,
daß man nicht aus dem Buche schaut,
wenn seine Bilder sich verschönen,
von deinem Schatten überblaut;
weil dich die Dinge immer tönen
nur einmal leis und einmal laut.
Oft wenn ich dich in Sinnen sehe,
verteilt sich deine Allgestalt;
du gehst wie lauter lichte Rehe,
und ich bin dunkel und bin Wald.
Du bist ein Rad, an...
Rainer Maria Rilke
Aufgang oder Untergang
Nenn ich dich Aufgang oder Untergang?
Denn manchmal bin ich vor dem Morgen bang
und greife scheu nach seiner Rosen Röte –
und ahne eine Angst in seiner Flöte
vor Tagen, welche liedlos sind und lang.
Aber die Abende sind mild und mein,
von meinem Schauen sind sie still beschienen;
in meinen Armen schlafen Wälder ein, –
und ich bin selbst das Klingen über ihnen,
und mit dem Dunkel in den Violinen
verwandt durch all mein Dunkelsein.
Rainer Maria Rilke
Verschlossen
Die Tür war verschlossen,
des kleinen Mädchens Tränen flossen.
Warum nur bleibt die Türe zu?
Warum sind die Menschen so, auch du?
Sie müssen doch spüren, wie kalt es mir ist,
habe doch so lange die Wärme vermißt.
Sie müssen doch spüren, wie hungrig ich bin,
hungrig nach Liebe –
das ist der Beginn –
für Menschlichkeit –
ich bin dazu bereit.
Bitte öffnet mir doch die Tür –
ich gebe mein Herz dafür.
Karin Obendorfer
Briefe
Warum versankst du mir so ganz?
Ein Stein auf irgendeines Flusses Grund,
tief unter Wellentanz und -glanz,
ist mir nicht stummer als dein Mund.
Geh hin zum nächsten Fluß, geh hin,
und blick hinab, und siehst du einen Stein,
so grüß dein dunkles Brüderlein
und sag ihm traurig, wer ich bin.
Nein sag ihm fröhlich, wer ich war!
Ein Freund, mit dem du einst ein Herz und Sinn.
Nein, sag ihm traurig, wer ich bin:
ein Freund, nun aller Freundschaft bar.
Christian Morgenstern
Sommer
Ihr singt von schönen Frühlingstagen,
Von Blütenduft und Sonnenschein,
Ich will nichts nach dem Frühling fragen,
Nein Sommer, Sommer muß es sein.
Wo alles drängt und sich bereitet
Auf einen goldnen Erntetag,
Wo jede Frucht sich schwellt und weitet
Und schenkt, was Süßes in ihr lag.
Auch ich bin eine herbe, harte,
Bin eine Frucht, die langsam reift.
O Glut des Sommers, komm! Ich warte,
Daß mich dein heißer Atem streift.
Gustav Falke