Herz Zitate (Seite 67)
Treu-Lieschen
Mein Lieschen, stell' das Weinen ein,
Auf Regen folgt ja Sonnenschein.
Ich kehr' mit Schwalb' und Flieder
Und wohl noch früher wieder.
Der Bursche sprach's. Vom Giebeldach
Sah ihm Treu-Lieschen lange nach,
Bis Hoffnung wiederkehrte
Und ihren Thränen wehrte.
Dei Äuglein wurden wieder klar,
Das Herze jeden Kummers bar,
Sie wußte: mit dem Flieder
Kam ihr der Liebste wieder.
Theodor Fontane
Guter Rat
An einem Sommermorgen
da nimm den Wanderstab,
es fallen deine Sorgen
wie Nebel von dir ab.
Des Himmels heitre Bläue
lacht dir ins Herz hinein
und schließt, wie Gottes Treue,
mit seinem Dach dich ein.
Rings Blüten nur und Triebe
und Halme von Segen schwer,
dir ist, als zöge die Liebe
des Weges nebenher.
So heimisch alles klingt
als wie im Vaterhaus,
und über die Lerchen schwingt
die Seele sich hinaus.
Theodor Fontane
Mein Herz, glaubt's, ist nicht erkaltet,
Es glüht in ihm so heiß wie je,
Und was ihr drin für Winter haltet,
Ist Schein nur, ist gemalter Schnee.
Doch was in alter Lieb' ich fühle,
Verschließ' ich jetzt in tiefstem Sinn,
Und trag's nicht fürder ins Gewühle
Der ewig kalten Menschen hin.
Ich bin wie Wein, der ausgegoren:
Er schäumt nicht länger hin und her,
Doch was nach außen ging verloren,
Hat er an innrem Feuer mehr.
Theodor Fontane
Alles still! es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.
Alles still! vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.
Alles still! die Dorfeshütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.
Alles still! nichts hör ich klopfen
Als mein Herze durch die Nacht -
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte...
Theodor Fontane
Quell aller Weisheit, Herr und Vater mein,
du siehst mein Herz, dir spricht mein Händefalten,
o laß dein Licht auf meinen Wegen sein;
gibt mir die Kraft – du gibst sie nur allein -,
aus Sünd und Schwachheit mich herauszuschälen,
und lehre mich, an deines Auges Schein
des eignen Auges matten Sinn zu stählen,
auf daß die Lust ihm wird, den rechten Pfad zu wählen.
Theodor Fontane
Gebt Euren Toten Heimrecht,
Ihr Lebendigen,
daß wir unter Euch wohnen und weilen dürfen
in hellen und dunklen Stunden.
Weint uns nicht nach,
daß jeder Freund sich scheuen muß,
von uns zu reden!
Macht, daß die Freunde ein Herz fassen,
von uns zu plaudern und zu lachen!
Gebt uns Heimrecht,
wie wir's im Leben genossen haben.
Walter Flex
Februarschnee
Februarschnee
tut nicht mehr weh,
denn der März ist in der Näh!
aber im März
hüte das Herz,
daß es zu früh nicht knospen will!
warte, warte und sei still!
Und wär der sonnigste Sonnenschein,
und wär es noch so grün auf Erden,
warte, warte und sei still :
es muß erst April gewesen sein,
bevor es Mai kann werden!
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
Du weißt es wohl, daß du mein Alles bist;
O wende nicht dein schönes Aug' von mir,
Red' ich von unsrer Liebe Glück mit dir,
Die du mein Alles bist!
Du weißt es wohl, daß du mein Alles bist;
O sieh beneidend nicht den Blumen nach,
Die früh verblüht von binnen führt der Bach,
Die du mein Alles bist!
Du weißt es wohl, daß du mein Alles bist;
O bald, ich fühl's, wirst du gestorben sein,
Und lässest dieses arme Herz allein,
Dem du sein Alles bist!
Johann Georg Fischer
Lob der Weine
Man sagt wohl: in dem Maien,
Da sind die Brünnlein g'sund –
Ich glaub's nit, bei mein Treuen,
Es schwenkt ei'm nur den Mund
Und tut im Magen schweben,
Drum will mir's auch nicht ein:
Ich lob die edlen Reben,
Die bring'n uns guten Wein.
Nun sei mir gottwillkommen,
Du edler Rebensaft!
Ich hab gar wohl vernommen,
Du bringst mir süße Kraft,
Läßt mir mein G'müt nicht sinken
Und stärkst das Herze mein –
Drum wollen wir dich trinken
Und alle fröhlich sein!
Johann Friedrich Fischart
Spät war und dämmrig die Stunde. Wir gingen
Einsam im Wald, und ich sah:
Licht losch im Westen mit zitternden Schwingen.
Ah!
Blieb nicht ein Wort, drauf der Abschied noch harrte?
Keines das Herz doch verstand;
Ob es denn keiner, nun da es erstarrte,
Fand?
Weben Gedanken, unruhig-verschwommen,
Still weint die Seele sich aus, –
Rasch sind die Sterne, die hellen, gekommen,
Harr aus!
(1858)
Afanassi Afanassjewitsch Fet
Flüstern, atemscheues Lauschen,
Nachtigallenschlag,
Silberglanz, des Bächleins Rauschen
träumerisch im Hag.
Licht der Nacht und nächtlich Dunkel,
Schatten ringsumher,
schöner Augen Glutgefunkel –
Herz was willst du mehr?
Aus den Wolken blühen Rosen,
und es glüht im Hag –
Wollusttränen, süßes Kosen –
und der Tag! der Tag!
Afanassi Afanassjewitsch Fet
Was will ich mehr?
Ich habe Augen,
die dich sehen,
Ohren, die dich hören,
eine Nase, die dich gut riechen kann,
einen Mund und eine Zunge,
die dich schmecken,
Lippen, die dich küssen,
Hände, die dich streicheln,
Zehen, die dich so gerne kitzeln,
ein Hirn, das an dich denkt,
ein Herz, das auch für dich schlägt,
einen Körper, der dich lieben darf.
Was will ich mehr?
Ernst Ferstl
Ich möchte dich mitnehmen
Manchmal
möchte ich dich mitnehmen
in mein Hirn,
damit du meinen Gedanken
ins Auge sehen kannst.
Manchmal
möchte ich dich mitnehmen
in mein Herz,
damit du meine Gefühle
für dich und uns
begreifen kannst.
Manchmal
möchte ich dich mitnehmen
in meinen Körper,
damit du spüren kannst,
was ich spüre,
wenn ich dich spüre.
Ernst Ferstl