Herz Zitate (Seite 56)
Tut auf den Ring und zieht ihn weit und weiter
Durch tausend Boten über Berg und Tal!
Bald glüht der Bund und flammet stets und heiter
Den Völkern all ein friedlich Feuermal.
Was schlecht ist, soll zerrinnen,
Die Lüge nicht gewinnen!
Ein furchtlos Herz und offene Bruderhand
Gewinnt den Sieg im alten Heimatland!
Gottfried Keller
Halt' aus, und wenn auch Schlag auf Schlag
Das Schicksal dir erteilt,
Vertraue fest, es kommt der Tag,
Der deine Leiden heilt!
Bedenke, wie so manches Herz
Bedrückt von Not Angst;
Verdoppelt fühlest du den Schmerz,
Wenn du in Kleinmut bangst.
So lang' des Menschen flücht'ger Fuß
Den Erdenkreis durcheilt,
Ruft ihm der Schmerz den düstern Gruß,
Wo er auch immer weilt.
Halt' aus und stehe unverzagt,
Wirf kühn den Feind zurück,
Den frischen Mut, der furchtlos wagt,
Ihn krönt allein das Glück.
Agnes Kayser-Langerhanns
Sehnsucht
Das macht der duftige Jasmin,
Daß ich nicht Ruhe finde,
Die Nachtgedanken der Sehnsucht ziehn
Hinaus und schweifen im Winde.
Ob eine Seele wohl mein gedenkt
In all der blühenden Runde?
Ich hätte gar bald mein Herz verschenkt,
So einsam ist die Stunde!
Wie Silber liegt der Mondenschein
Über den schweigenden Gärten. –
O ging es jetzt in die Welt hinein
Mit einem lieben Gefährten!
O kämst du, Einziger, her zu mir,
Zu mir in Nacht und Schweigen!
Und führtest die Einsame fort von hier,...
Max Kalbeck
Ziehst du, süßestes Gefühl
Ziehst du, süßestes Gefühl
Der Müdigkeit in mein verwundetes Herz,
legst tröstlich deine mildernde Hand
auf mein Leid, auf mein innres Gewühl,
nimmst mich aus meinem Schmerz
in dein fernes heiliges Land.
Deine Hand küß ich in Ergriffenheit,
ich bin so wund, ich will schlafen,
meine Trauer nimmst du im Schlafen, liebe Müdigkeit.
Schon neigen sich ferne Gesichte
ernst geschlossenen Augen,
Die Nacht kommt in ihrem Lichte.
Eugen von Kahler
Herbstblühte
Wie im Herbst zum zweiten Mal
Manche Bäume blühen,
So beginnt mein altes Herz
Jugendlich zu glühen.
Sei vernünftig, halte fest
Deine stolze Kühle;
Daß nicht keimen aus dem Scherz
Innige Gefühle.
Spürst du nicht schon, wann sie kommt
Wonniges Erschrecken?
Willst du, völlig hoffnungslos,
Lieben, Liebe wecken?
Wilhelm Jordan
Gefeit.
Nun mag geschehen was da will,
Ich stehe fest und halte still;
Was kann mich fürder kränken?
Nun bin ich gegen Haß und Neid
Unnahbar durch den Trost gefeit
Daß du mich liebst zu denken.
Wohl kommen Tage trüb und schaal,
Da will kein Freudensonnenstrahl
Die Wolken licht umsäumen.
Doch alle Sorgen, alles Leid
Entgilt mir Nachts die Seeligkeit
Daß du mich liebst zu träumen.
Ob mich die Menschen mißverstehn,
Mein Bestes mir zur Schmach verdrehn
Die Ehre mir zu rauben,...
Wilhelm Jordan
Vier Dinge sind, die, wer Verdienst hat, übt,
Und ohne sie kann kein Verdienst bestehn:
Das erste: Großmut! Wer die Großmut hat,
Läßt gerne sich und andern wohlgeschehn;
Das zweite: Schonung für des Freundes Herz!
Ein Spiegel ists, in dem du klar sollst sehn;
Das dritte: Vorsicht, wenn du Tadel sprichst!
Denn bitter schmeckt das Umvergebungflehn;
Das vierte endlich: dem, der sich verging
Und Reue zeigt, wirf nicht vor sein Vergehn!
Mahmud ben Jemineddin
So stockte auch da
So stockte auch da jenes Blutes Strom,
Das einst gewohnt war zu rinnen,
So bebten auch die Nerven zur Ruh,
Und Nacht ward's alle den Sinnen.
Und Herz und Hirn müssen stille sein:
Bist Staub und lebloser Ton allein.
Ach Ewigkeit-Sehnsucht, du wundersame!
Da ist nur Staub, eine Tat und ein Name.
Denn jeder gute Gedanke
Stirbt nimmermehr so lang,
Bis nicht aus seinem Keime
Ein beßrer noch entsprang.
Licht übers Land
Licht übers Land, –
Das ist's, was wir wollen.
Jens Peter Jacobsen
Nach Hause
Das macht die Sommernacht so schwer:
Die Sehnsucht kommt und setzt sich her
und streichelt mir die Wange.
Man hat so wunderlichen Sinn;
man will wohin, weiß nicht wohin,
und steht und guckt sich bange.
Wonach?
Die Fackel in der Hand,
so weist die Sehnsucht weit ins Land,
wo tausend Wege münden.
Ach! einen möchte ich schon geh'n,
»Nach Hause!« müßte drüber steh'n. –
O Herz, nun geh' ihn finden!
Ludwig Jacobowski
Sonnenaufgang
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen! –
Von dem Himmel träumt die Welt;
Blümlein vor dem Herrn sich neigen,
Engel geh'n durch Wald und Feld.
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen!
Friedensgruß aus lichten Höh'n!
Betend muß mein Herz sich beugen
Vor der Gottheit leisem Weh'n.
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen! –
Keine Spur vom Kampf der Welt!
Duft'ge Purpurwölkchen steigen
Schimmern auf dem Himmelszelt.
Heil'ge Andacht, tiefes Schweigen! –
Bald ein Jubel nah' und fern!
Wenn die Gluten...
Marie Ihering
Der Eidervogel
Wo der blaugraue Fjord die Küste zersägt,
Der Eidervogel sein Nest aufschlägt.
Er pflückt von der Brust sich den weichen Daun,
Es traulich und warm in den Fels zu baun.
Des Fjordfischers Herz hat für Mitleid nicht Raum;
Er plündert das Nest bis zum letzten Flaum.
Der Vogel, voll trotziger Lebenslust,
Zerrupft sich von neuem die eigene Brust.
Und aber geplündert, er bettet sich doch
Von neuem sein Nest in ein wohlversteckt Loch.
Doch wenn ihn das Schicksal zum dritten mal...
Henrik Ibsen