Herz Zitate (Seite 40)
Seelenkampf
Zwei Stimmen kommen nie zur Ruh',
Der Seelenkampf währt unergründet:
Es gibt Vernunft den Gott nicht zu,
Den Liebe träumt und laut verkündet.
Du hast dem Zwist dein Ohr gegeben.
Es ist mein traurig' Los, wie deins,
Mit diesem Widerstreit zu leben.
"Kein Vater leitet diese Welt",
Sagt der Verstand, der urteilsschroffe,
"Hier, wo das Böse recht behält",
Da spricht das Herz: "Ich glaub' und hoffe."
Mit etwas Liebe kommt man weit.
Hoff' auch und glaub' ihn, den ich preise,
Ich spüre...
Sully Prudhomme
Wüßt ich das Lied, das ihn bannt, das ihn zwingt
Wüßt ich das Lied, das ihn bannt, das ihn zwingt,
an mein armes, einsam verloderndes Herz,
das durch alle Fernen hinüberklingt,
durch alle Türen – durch Panzer und Erz.
Das dem einen Mann in die Seele dringt,
dem einzigen, der für mich nur erdacht –,
der einsam wie ich – mit der Sehnsucht ringt,
nach mir die Arme reckt – Nacht für Nacht.
Wo ist das Lied – das ihn zu mir zwingt,
aus der Einsamkeiten ewigem Schnee,
das ihm die Ebenbürtige...
Hermione von Preuschen
Ich sah dich an
Ich sah dich an. Von fernen Sommertagen
Will sich dem Blick ein deutlich Bild entwirr'n.
Du hast dein Sehnen schwer mit dir getragen –
Nun ward es still um deine müde Stirn.
Du hast begraben Hoffen viel und Glauben,
Baust fern den Märkten dir dein einsam Haus;
Und deine Wünsche ruhn, wie weiße Tauben,
Nach Flug und Sturm in schatt'gen Wipfeln aus.
In deinen schmalen Fingern seltsam Leben,
In ihrem Wirken ein verborgner Sinn,
Als ob aus der Vergangenheit Geweben
Die Fäden...
Rudolf Presber
Es waren drei junge Leute
Die liebten ein Mädchen so sehr.
Der eine war der Gescheute,
Floh zeitig über das Meer.
Er fand eine gute Stelle
Und ward seiner Jugend froh,
Und lebt als Junggeselle
Noch heute auf Borneo.
Der Zweite schied mit Weinen.
Er sang seiner Liebe Leid
Und ließ es gebunden erscheinen
Just um die Weihnachtszeit.
Das kalte Herz der Dame,
Die Quelle all seines Wehs,
Macht ihm die schönste Reklame
Auf allen ästhetischen Tees.
Der Dritte nur war dämlich,
Wie sich die Welt...
Rudolf Presber
Abschied von der Erde
Leb' wohl, du schöne Erde!
Kann dich erst jetzt versteh'n,
Wo Freude und wo Kummer
An uns vorüberweh'n.
Leb' wohl, du Meister Kummer!
Dank dir mit nassem Blick!
Mit mir nehm' ich die Freude,
Dich laß' ich hier zurück.
Sei nur ein milder Lehrer,
Führ' alles hin zu Gott,
Zeig' in den trübsten Nächten
Ein Streiflein Morgenrot!
Lasse sie die Liebe ahnen,
So danken sie dir noch,
Der früher und der später,
Sie danken weinend doch.
Dann glänzt das Leben heiter,
Mild lächelt...
Adolf von Pratobevera
Frühlingshoffnung
Warmer
Frühlingshauch
läßt die Natur
zu neuem Leben erwachen.
Die Sehnsüchte
des Winters
gehen endlich in Erfüllung,
können bald schon
aus dem Vollen schöpfen!
Zartes Grün,
erfrischende Farben der ersten Blüten,
die Vögel singen – Lebenslust! –
die Bienen eilen von Blüte zu Blüte
Öffne dich, mein Herz!
Laß sie los,
die Traurigkeit, die Einsamkeit, die Müdigkeit!
Laß dich erwärmen
und dich mit Freude, Zuversicht und Liebe füllen!
Laß dich mitreißen
zu...
Beate Prager
Spätherbst
Fahlgrau verdämmert der Tag…
Nebel in flatternden Stücken,
will mir die Brust bedrücken,
Furcht regt sich im Föhrenschlag.
Und schon nahet der Sturm,
Herbst beugt die greisen Bäume, –
in meine dumpfen Träume
zittern die Glocken vom Turm.
Schall und verworrener Klang
aus dem Häusergewimmel;
Dampf quillt zum nächtlichen Himmel
in aufstrebendem Drang.
Dunkel schleicht mir ins Herz,
Wolken ballen sich dichter –
Aber drüben die Lichter
winken mir heimatwärts.
Wilhelm Popp
Neben dir allein
Ich hab im Schmerz
nach dir gerufen
dein Herz gebeten
mich zu sehn
ich bin viele tausend Stufen
gefallen tief beim Suchen
und konnte mich nicht mehr verstehn
Ich hab ein Wort
gebeten mich zu tragen
dein Bild gestreichelt
mein zu sein
ich bin an graubedeckten Tagen
versunken unter Fragen
und fand mich neben dir allein
Ich hab die Nacht
gebeten, dich zu spüren
den Traum befragt
um dein Gesicht
ich stand vor verschloßnen Türen
und niemand mich zu führen
aus der...
Manfred Poisel
Heidelberger
Glühwürmchen
Juninacht
hat berauscht uns
Herz und Sinn
Johannisglut
Übermut
Schwerelos
im Sternenbogen grenzenlos
Der
Duft der Lindenblüten
ihrer Seele Hauch
Herzblut
süßer Lippen Rot
ihr Atem
sanftes Beben
Schweben
Hand in Hand
Und
ringsumher
nur Wunderland
flüchtig Schimmern
mystisch Lichtertanz
Glühwürmchen
unsrer Herzen Flimmern
Manfred Poisel
Ode an eine Hexe
Durchquerst
im Flug Jahrhunderte
Dein Leben ist
stets Reise
bist Du auch tief
Geschundene
oh Herrin süßer Reize
Lichtschein
im Verborgenen
Zug auf
kosmischem Geleis
Stimme der Verlorenen
Freudentanz
auf stillem Eis
Ein Herz
beseelt mit Lavaglut
schlägt Dir
aus andrem Leben
seh Dich gequält
von Henkerswut
Mit zarten Flügeln
sanft entschweben
Manfred Poisel
Augenblick der Jugend
Ich gehe durch die Stadt
und schaue in erwachte Augen
suchend nach dem Glauben
den ich einst in mir gehabt
Vergebens such ich dieses Beben
was sich spiegelt ist synthetisch
gestylt und geometrisch
ich find kein Leben
kein Bewegen
Mich wärmt der Schein nicht
dieser Lichter
neonkühl und stereotyp
wo das Herz das brennt, das liebt?
Und ich spüre, daß in mir erlischt
der Augenblick der Jugend
in dem Schweigen
glanzloser Gesichter
Manfred Poisel
Der Kirschbaum
Wenn man dem Wind in deinen Blättern lauscht
umgibt ein Zauber dich aus fernen Tagen
wo du Kinderherzen selig hast berauscht
mit den süßesten Gaben
Wie wir in deinen Armen hingen
an deiner roten Pracht so wild gezupft
es klang wie frohes ausgelassenes Singen
wenn wir sorglos diamantene Kerne ausgespuckt
Heute stehst du einsam und verlassen
kein Herz mehr das in deine Zweige hüpft
still geworden ists in muntren Gassen
deine Kinder sind in eine neue Welt entschlüpft.
Manfred Poisel