Herbst Zitate (Seite 2)
Durch manchen Herbst
Durch manchen Herbst des Leidens
mußt du, Herz,
eh dich die letzte goldne Sichel mäht.
Schon späht
ihr blankes Erz
nach deinem dunklen Blut.
Wie bald, so ruht,
verströmend Gold,
es, Abendröten gleich
in jenem Reich
des Ewigen Abends,
welcher Friede heißt!
O süßer Geist
der Nächte,
sei mir hold!
Christian Morgenstern
Die Blumen schwanden, auch die letzten,
Die Mensch und Tier und Flur ergötzten
Mit Blütenduft und Farbengold;
Doch alle keimten, wuchsen, blühten,
Und ehe sie im Herbst verglühten,
Erfüllten sie, was sie gesollt.
Laß meines Lebens Herbst erst kommen,
O Herr, wenn ich zu Nutz und Frommen
Der Welt gewirkt auf meiner Bahn!
Ruf mich zu dir an jenem Tage,
Wo ich mit Zuversicht mir sage:
Was ich gesollt, hab ich gethan!
Ludwig Kossarski
Der Herbst
Das Glänzen der Natur ist höheres Erscheinen,
Wo sich der Tag mit vielen Freuden endet,
Es ist das Jahr, das sich mit Pracht vollendet,
Wo Früchte sich mit frohem Glanz vereinen.
Das Erdenrund ist so geschmückt, und selten lärmet
Der Schall durchs offne Feld, die Sonne wärmet
Den Tag des Herbstes mild, die Felder stehen
Als eine Aussicht weit, die Lüfte wehen
Die Zweig' und Äste durch mit frohem Rauschen
Wenn schon mit Leere sich die Felder dann vertauschen,
Der ganze Sinn des...
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Spätherbst
Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern sind im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.
Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht, –
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh' Stille, Schnee und Winter kommt.
Theodor Fontane
Das ist nicht Sommer mehr, das ist September ... Herbst:
diese großen weichen Wolken am Himmel,
diese feinen weißen Spinnwebschleier in der Ferne
und hinter den Gärten mit den Sonnenblumen
der ringelnde Rauch aufglimmender Krautfeuer ...
und diese süße weiche Müdigkeit und diese
frohe ruhige Stille überall und trotzdem wieder
diese frische, satte, erntefreudige, herbe Kraft ...
das ist nicht Sommer ... das ist Herbst.
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
Im Herbst
Der schöne Sommer ging von hinnen,
der Herbst, der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
so manches feines Festgewand.
Sie weben zu des Tages Feier
mit kunstgeübtem Hinterbein
ganz allerliebste Elfenschleier
als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.
Ja, tausend Silberfäden geben
dem Winde sie zum leichten Spiel,
die ziehen sanft dahin und schweben
ans unbewußt bestimmte Ziel.
Sie ziehen in das Wunderländchen,
wo Liebe scheu im Anbeginn,
und leis verknüpft ein zartes...
Wilhelm Busch
Vincent
Krähen flogen auf
und fort
Zurück bliebst Du
und der Wind
Es hat mir nicht gefallen
Du, der Du so sorgsam wähltest
Nahmst nicht Farben
Für Dein letztes Bild
Wäre Dein Tod von Dir gemalt
Er wäre noch erhalten
Irgendwann
den Sinn vielleicht
könnt’ ich lernen
wenn ich lernen könnt’
So muß ich rätseln
was geschah mit Dir
Im Herbst
werden sich schon Krähen fnden
und Wind bläst sicher vor der Stadt
Götz vor dem Gentschenfelde
Verklärter Herbst
Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise
Es ist der Liebe milde Zeit
Im Kahn den blauen Fluß hinunter
Wie schön sich Bild an Bildchen reiht
Das geht in Ruh und Schweigen unter.
Georg Trakl
Im Herbst
Die Sonnenblumen leuchten am Zaun,
Still sitzen Kranke im Sonnenschein.
Im Acker mühn sich singend die Fraun,
Die Klosterglocken läuten darein.
Die Vögel sagen dir ferne Mär,
Die Klosterglocken läuten darein.
Vom Hof tönt sanft die Geige her.
Heut keltern sie den braunen Wein.
Da zeigt der Mensch sich froh und lind.
Heut keltern sie den braunen Wein.
Weit offen die Totenkammern sind
Und schön bemalt vom Sonnenschein.
Georg Trakl
Ein Tag mit dir
Du gleichst so ganz dem sonnenhellen Tag,
Den ich mit dir wie einen Traum durchlebte,
Der duftig über Tal und Höhen lag,
Daß jedes Blatt in Sommerlust erbebte.
Gedenk' ich dein, dann lächelt mir erhellt
Von deinem Blick die heitre Welt entgegen.
Die Blüte duftet und die Knospe schwellt,
Auf jedem Halme ruht ein stiller Segen.
Und in mir jauchzt es: sieh! der Sommer hat
Sich ewig seine Heimat hier gegründet -
Und ich vergesse, daß manch welkes Blatt
Zu meinen Füßen schon den...
Albert Träger
Dein Lied, Amsel
Vor Sonnenaufgang schon
melodischer Gesang:
dein Lied, Amsel!
Frühlingskünderin,
in Strophen,
flötend und bewegt,
so steckst du
dein Revier;
dann lockst du wieder her
im liebessüßen Drang.
Vertraut wie Heimat
ist dein Singen,
dein Trillern, Jubilieren,
und spät im Herbst
dein Abgesang.
Du bleibst.
Du fliehst nicht,
schweigst nicht lang.
Ingrid Streicher