Gott Zitate (Seite 152)
Clarisse
Meinen schönsten Liebesantrag
Suchst du ängstlich zu verneinen;
Frag ich dann: Ob das ein Korb sei?
Fängst du plötzlich an zu weinen.
Selten bet ich, drum erhör mich,
Lieber Gott!, hilf dieser Dirne,
Trockne ihre süßen Tränen
Und erleuchte ihr Gehirne.
Überall wo du auch wandelst,
Schaust du mich zu allen Stunden,
Und je mehr du mich mißhandelst,
Treuer bleib ich dir verbunden.
Denn mich fesselt holde Bosheit,
Wie mich Güte stets vertrieben,
Willst du sicher meiner los...
Heinrich Heine
Der Traumgott
Laura schließt die holden Augenlider,
Meine Himmelstüren tun sich zu;
Komm, o lieber Traumgott, komm hernieder
Und versüße ihre Ruh'!
Zeige ihr der Schönheit höchste Blüte,
Wie sie steht im himmlischen Gefild,
Sanft verschmolzen mit der reinsten Güte –
Zeige ihr dein schönstes Bild!
Und der Gott erhörte meine Bitte,
Und er schwebte nieder lind und mild,
Nahte ihr mit zephirleichtem Schritte,
Und sie sah – ihr eignes BIld.
Christian Friedrich Hebbel
Das Heiligste
Wenn zwei sich ineinander still versenken,
Nicht durch ein schnödes Feuer aufgewiegelt,
Nein, keusch in Liebe, die die Unschuld spiegelt,
Und schamhaft zitternd, während sie sich tränken;
Dann müssen beide Welten sich verschränken,
Dann wird die Tiefe der Natur entriegelt,
Und aus dem Schöpfungsborn, im Ich entsiegelt,
Springt eine Welle, die die Sterne lenken.
Was in dem Geist des Mannes, ungestaltet,
Und in der Brust des Weibes, kaum empfunden
Als Schönstes dämmerte, das...
Christian Friedrich Hebbel
Was die Erde trägt
Viel trägt die Erde! Himalaya's Kette,
Wie mag sie drücken auf des Weltbau's Bogen!
Gewichtig sind auch aller Flüsse Wogen
Und schwer der Ocean in seinem Bette!
Viel trägt die Erde! Mauern weiter Städte
Und Riesenwälle, die der Mensch gezogen,
Die Erzlast, die er dem Gestein entsogen –
Wo ist der Stern, der mehr zu tragen hätte?
Viel trägt die Erde; doch das ist ein Wunder,
Daß ihre Säulen nicht in Trümmer schlagen
Mit ihrer Menschheit grauenhaftem Plunder.
Doch den...
Max Haushofer
Nacht der Trennung
Welche Mißgunst hat zur Plage
Armer Liebe dich erdacht?
Welcher Gott erschuf dich, sage,
Nacht der Trennung, lange Nacht?
Ohne Mondlicht, ohne Sterne,
Ohne Lied der Nachtigall
Drückt auf alle Näh' und Ferne
Deiner Nebel dunkler Schwall.
Ungeseh'n und still wie Geister,
Die von Stern zu Sterne zieh'n.
Wandelt nur die blasse Sehnsucht
Leise klagend her und hin.
Moritz Hartmann
Die heilige Liebe
Fern von Gottes Herzen,
Ihrem Heimatland,
Ist die Seele einsam
An die Welt gebannt.
Ein geheimes trauern
Winkt ihr himmelwärts,
Doch ihr fehlt Verständnis
Für den eignen Schmerz.
Bis das Lied des Himmels,
Bis sich niedersenkt
Liebe - und die Sehnsucht
Nach der Heimat lenkt.
Liebe ist die Seele,
Was dem Alpenkind
Der verlornen Berge
Ferne Lieder sind.
Darum ist der Seele,
Einz'ge Ruhefrist,
Wenn sie ruht, wo einzig
Ihre Heimat ist.
Moritz Hartmann
Dennoch
"Dennoch" ist ein schönes Wort,
"Dennoch" heißt mein Glaube;
"Dennoch" sag' ich fort und fort,
Ob ich lieg' im Staube,
Ob ich steh'
Auf der Höh'
In des Glückes Schimmer,
"Dennoch" sag' ich immer.
Ob ich bleib' ein armer Mann
Und die Andern prangen,
Da ich weder will noch kann,
Wie sie es verlangen;
Ob der Welt
Es gefällt,
Mich darum zu plagen:
"Dennoch" will ich sagen.
"Dennoch" will ich stille sein
Und an Gott mich halten;
Dennoch laß ich ihn allein,
Meinen Vater, walten;
"Dennoch"...
Klaus (Claus) Harms
Der Wunsch
Du holder Gott der süß'sten Lust auf Erden,
der schönsten Göttin schöner Sohn!
Komm, lehre mich die Kunst, geliebt zu werden;
die leichte Kunst zu lieben weiß ich schon.
Komm ebenfalls und bilde Phyllis' Lachen,
Cythere, gib ihr Unterricht,
denn Phyllis weiß die Kunst, verliebt zu machen;
die leichte Kunst zu lieben weiß sie nicht.
Friedrich von Hagedorn
Ist auch mein Licht nicht ausgeglommen,
Schön war das mir vergönnte Stück.
Wie ich's aus Gottes Hand bekommen,
Glüh ich es ihm zurück.
Ich habe tief gewußt hienieden
Was groß und schön war, tat und sann.
Ich scheide von der Welt in Frieden
Und muß nicht fragen wann.
Ich sah den Glanz der Werde-Tage
Und fühlte Segnung wo ich litt.
Ich liebte, ward geliebt und trage
Die holden Bilder mit.
Friedrich Gundolf
Das geliebte Herz
Der versteht in Lust die Thränen
Und der Liebe ewig Sehnen
Eins in Zwei zu sein,
Eins im Andern sich zu finden,
Daß der Zweiheit Grenzen schwinden
Und des Daseins Pein.
Wer so ganz in Herz und Sinnen
Konnt' ein Wesen liebgewinnen
O! den tröstet's nicht
Daß für Freuden, die verloren,
Neue werden neu gebohren:
Jene sind's doch nicht.
Das geliebte, süße Leben,
Dieses Nehmen und dies Geben,
Wort und Sinn und Blick.
Dieses Suchen und dies Finden,
Dieses Denken und Empfinden
Giebt...
Karoline von Günderode