Gott Zitate (Seite 146)
Schlaf' süß, mein Lieb!
Schlaf' süß, mein Lieb! – ich wache fern
Und bete nun zu Gott dem Herrn
Hinauf für dich um Frieden.
Ach, daß es dir
Nicht geh' wie mir,
Seitdem wir sind geschieden!
Kann ohne dich mich nicht mehr freu'n,
Und Tag und Nacht gedenk' ich dein
Mit ewig neuem Sehnen;
Hab' jede Lust
Der frohen Brust
Schon längst erstickt in Tränen.
Und sollt' ich nie dich wiederseh'n,
Ja, sollt' mir solch' ein Leid gescheh'n,
Es würd' den Tod mir geben.
Du bist mein Herz!
Mein Glück, mein...
Johann Meyer
Der Marmorknabe
In der Capuletti Vigna graben
Gärtner, finden einen Marmorknaben,
Meister Simon holen sie herbei,
Der entscheide, welcher Gott es sei.
Wie den Fund man dem Gelehrten zeigte,
Der die graue Wimper forschend neigte,
Kniet', ein Kind daneben: Julia,
Die den Marmorknaben finden sah.
»Welches ist dein süßer Name, Knabe?
Steig ans Tageslicht aus deinem Grabe!
Eine Fackel trägst du? Bist beschwingt?
Amor bist du, der die Herzen zwingt?«
Meister Simon, streng das Bild...
Conrad Ferdinand Meyer
Geh nicht, die Gott für mich erschuf!
Laß scharren deiner Rosse Huf
den Reiseruf.
Du willst von meinem Herde fliehn?
Und weißt ja nicht wohin, wohin
dich deine Rosse ziehn!
Die Stunde rinnt, das Leben jagt!
Wir haben uns noch nichts gesagt –
Bleib, bis es tagt!
Du willst aus meinen Armen fliehn?
Und weißt ja nicht wohin, wohin
dich deine Rosse ziehn…
Conrad Ferdinand Meyer
Morgengebet
Heute - bisher - oh Herr
habe ich mich gut verhalten:
Ich habe nicht geklatscht
oder meine Geduld verloren,
Ich war weder habgierig
noch egoistisch oder faul,
Ich war nicht mürrisch, böse oder
übermäßig genußsüchtig.
Darüber bin ich wirklich erfreut
Aber - in wenigen Minuten,
oh Gott
steige ich aus meinem Bett,
und von da an brauche ich
möglicherweise eine Menge Hilfe.
Amen.
Willy Meurer
Stoßgebet eines Deutschen
Als mein Ur-Großvater Kind war, war Krieg
Als mein Großvater Kind war, war Krieg.
Als mein Vater Kind war, war Krieg.
Als ich Kind war, war Krieg.
Als meine Kinder Kinder waren, war zum erstenmal kein Krieg.
Lieber Gott – erspare auch meinen Enkeln einen Krieg!
Willy Meurer
Abschied
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort,
kenn nicht das Ziel, kenn weder Zeit noch Ort.
Das Auge weint; es tut das Herz mir weh,
doch zag ich nicht. Ade, ade, ade!
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort
und nehm den Glauben mit als meinen Hort.
Er kündet mir, indem ich von dir geh,
ein Wiedersehn. Ade, ade, ade!
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort
und sage dir ein liebes, schönes Wort:
Wenn ich auch nicht an deiner Seite steh,
es schützt dich Gott. Ade, ade, ade!
Karl May
Des Kindes Seligkeit
Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust;
o welche Wonne, welche selge Lust!
Die Mutter ist so fromm; sie ist so rein,
und ich will so wie sie auch immer sein.
Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust;
o welche Wonne, welche selge Lust!
Sie ist so lieb; sie ist so mild, so gut;
ich sag ihr Alles, was mir wehe tut.
Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust;
o welche Wonne, welche selge Lust!
Geht sie dereinst in Gottes Himmel ein,
wird sie mein Engel, o mein Engel sein!
Karl May
Das heilige Land
Siehst du die Berge kahl sich legen
fernhin, so weit das Auge reicht?
Ein Schreien ist's um Tau und Regen,
und Gott, der Herr, erhört's vielleicht.
So liegt vor seinem Angesichte
der Orient in heißem Flehn
und fordert von der Weltgeschichte
sein Recht, sein geistig Auferstehn.
Und dieses Recht, es gilt auf Erden;
es werde ihm von uns gebracht:
Sobald wir wahre Christen werden,
ist er mit uns vom Tod erwacht.
Karl May
Das Gewissen
Was tatest du, als ich dich einstens bat,
nach Gottes Wohlgefallen nur zu streben?
Ich wollte dir das Glück des Lebens geben;
nun aber sag, was galt dir da mein Rat?
Was tatest du, als ich dich einst belehrt,
daß deine Wege falsche Wege seien?
Ich wollte dich vom Bösen gern befreien;
nun muß ich fragen: Hast du dich bekehrt?
Was tatest du, als ich dich dann verließ?
Ich glaubte wohl, du werdest mich vermissen
und reuevoll um mich zu bitten wissen;
nun frag ich dich: Was...
Karl May
Selbstprüfung
Es naht ein ernster, heilger Tag,
an dem ich in mich forschen gehe,
nach allem, was ich suche, frag
und vor mir selbst als Richter stehe.
Ich halte da ein streng Gericht
und prüfe nicht etwa gelinde,
damit dereinst bei Gott ich nicht
ein niederschmetternd Urteil finde.
Und wann kommt dieser ernste Tag?
An jedem Morgen kehrt er wieder
und schreibt der Stünden schweren Schlag
für einst und ewig in mir nieder.
Karl May
Dank
Es fiel ein Tau wohl über Nacht
rings auf die durstig matten Auen,
und früh war in der Sonne Pracht
des Schöpfers Lob und Preis zu schauen.
Ein diamantnes Leuchten sprühte
von Strauch zu Strauch, von Halm zu Halm,
und von Milliarden Perlen glühte
zu ihm empor ein Dankespsalm.
Nun aber sendet Tag und Nacht
der Vater seinen Segen nieder,
und hat der Segen Glück gebracht,
wo bleiben dann die Dankeslieder?
Es hat der Mensch so viel zu sagen,
doch Dank an Gott, den sagt er nicht.
Oh, möchte...
Karl May
Die Natur
Natur ist unergründlich tief im Walten,
Erhaben über Erdenmacht und Zeit
Ist ewig groß in wechselnden Gestalten
Und unbeschreiblich schön im Frühlingskleid.
Ein Saitenspiel ist ihr geheimes Weben,
Gebreitet über Gottes weites All,
Denn wenn die Frühlingslüfte drüber beben,
Entströmt ein wundersamer Jubelschall.
Eugenie Marlitt