Gefühle Zitate (Seite 10)
Silentium!
Schweige, verbirg dich und halte
deine Gefühle und Träume geheim,
laß sie in der Tiefe deiner Seele
lautlos auf- und untergehen
wie Sterne in der Nacht;
erfreue dich an ihnen – und schweige.
Wie soll das Herz sich offenbaren?
Wie soll ein anderer dich verstehen?
Begreift er, wodurch du lebst?
Ein ausgesprochener Gedanke ist eine Lüge.
Wenn du die Quellen aufwühlst, trübst du sie;
zehre von ihnen – und schweige.
Verstehe, nur in dir selbst zu leben:
es gibt in deiner Seele eine...
Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew
Lächeln
Graue Wolken, Herbstessturm,
Einsamkeit auf meinem Weg,
zieh' mich zurück in meinen Turm,
Gefühle in den Kühlschrank leg'.
Plötzlich durch die Wolken bricht,
was mir nimmt die Sehnsuchtsschmerzen
Lächeln, warm wie Sonnenlicht
Sonnenlicht aus Deinem Herzen
Meinen Turm, den reißt Du nieder
lächelnd streichst Du meine Hände
habe meine Hoffnung wieder
Deine Liebe brach die Wände
Wilhelm Stock
Tänzerin
Mein Herz steht Dir als Ballsaal zur Verfügung,
Bietet Dir Wärme, Musik und Gesellschaft
Doch jedesmal, wenn ich glaubte ein kleines Fest,
im Kerzenschein meiner Gefühle für Dich veranstaltet zu haben,
weht morgends ein eiskalter Wind
durch zerbrochene Fenster und über zerkratztes Parkett
Wilhelm Stock
Dichterlos
Wer einmal nur in Versen sprach,
Dem folgt das Unglück ewig nach,
Denn was er auch in Zukunft spricht,
Der Welt dünkt alles ein Gedicht.
Wenn warm sein Herz für Tugend glüht,
Ein göttlich Feuer aus ihm sprüht,
Singt er von Gott, von Recht und Pflicht,
Der Welt dünkt alles ein Gedicht.
Und gibt sein liebeheißer Mund
Die seligsten Gefühle kund,
Ich liebe Dich! – Man glaubt ihm nicht,
Hält seine Liebe für Gedicht.
Und foltert ihn der Sehnsucht Pein,
So klagt und weint er ganz...
Berthold Sengschmitt
Fan(atisch)
(Spätpubertäre Anfälle)
Für Klaus Hoffmann, Wolfgang Niedecken
und andere wenige
Du
der Du
Träume, Gefühle, Ehrlichkeiten
bekennst
und lieben kannst
wie wenige
Du
den ich
mit Tausenden teilen muß
und der nicht weiß
was er mit seinen
Texten und Melodien
alles anrichtet
– in mir –
Du
der Du
Mann sein kannst
und</em> Freund
Du
der Du
mich nicht einmal kennst
sag mir:
wohin soll ich mit all meiner Liebe zu Dir?
mit der Platte an die Kasse.
Ute Maria Seemann
Wissen ist des Glaubens Stern,
Andacht ist des Wissens Kern.
Lehr' und lerne Wissenschaft:
Fehlt dir des Gefühles Kraft
Und des Herzens frommer Sinn,
Fällt es bald zum Staube hin.
Schöner doch wird nichts gesehn,
Als wenn die beisammen gehn:
Hoher Weisheit Sonnenlicht
Und der Kirche stille Pflicht.
Friedrich von Schlegel
Ohne Dich
Gefühle,
die kaum erwidert wurden.
Ängste,
die jeder für sich durchlebte.
Freude,
die größtenteils geteilt wurde.
Trauer,
die mir schien nur ich erlebte.
Wege,
die wir getrennt liefen.
Zusammen – leben,
wohl eher Aus – ein – ander – leben.
Ein – sam – keit,
welche ich nun durchlebe.
ohne Dich
Doch lieber ohne Dich,
als mit Dir,
aber ohne mich.
Alexandra Savnik
Wie der Abendwind
Wie der Abendwind durch geschulterte Sensen der Schnitter,
geht der Engel lind durch die schuldlose Schneide der Leiden.
Hält sich stundenlang zur Seite dem finsteren Reiter,
hat denselben Gang wie die namenlosen Gefühle.
Steht als Turm am Meer, zu dauern unendlich gesonnen;
was du fühlst, ist er, im Innern der Härte geschmeidig,
daß im Notgestein die gedrängte Druse der Tränen,
lange wasserrein, sich entschlösse zu Amethysten.
Rainer Maria Rilke
Ich liebe dich, du sanftestes Gesetz,
an dem wir reiften, da wir mit ihm rangen;
du großes Heimweh, das wir nicht bezwangen,
du Wald, aus dem wir nie hinausgegangen,
du Lied, das wir mit jedem Schweigen sangen,
du dunkles Netz,
darin sich flüchtend die Gefühle fangen.
Du hast dich so unendlich groß begonnen
an jenem Tage, da du uns begannst, –
und wir sind so gereift in deinen Sonnen,
so breit geworden und so tief gepflanzt,
daß du in Menschen, Engeln und Madonnen
dich ruhend...
Rainer Maria Rilke
Der Mensch von heute
(zum Glück nicht alle)
Offene Ohren, weiches Herz,
selten wie im Wald die Trüffel,
häufiger sind Leid und Schmerz
und Gebrülle wie bei Büffel.
Kein Mensch hört einem Andern zu,
geht lieber stur den eig'nen Weg,
auch Mitleid ist schon längst tabu,
gehört nicht mehr zum Privileg.
Eiskalte Schulter, Herz aus Stein,
so geht der Mensch durch's Leben,
Gefühle zeigt er nur zum Schein,
will nur nehmen, doch nicht geben.
Erst wenn er liegt im Sterbebett,
erntet er das, was er...
Horst Rehmann
Daheim
Ein gemütlicher Ort,
ein schöner Lebensraum,
dazu ein liebes Wort,
das ist des Menschen Traum.
Ein zartes Lächeln hier,
ein Händereichen dort,
Gefühle ohne Zier,
das ist des Menschen Hort.
Ein paar nette Blicke,
ein Zwinkern hin und wieder,
Küsse, richtig dicke,
das sind des Menschen Lieder.
Stete Geborgenheit,
gespickt mit Sonnenschein
und Ausgewogenheit,
das nennt der Mensch – daheim.
Horst Rehmann