Gedanken Zitate (Seite 26)
Verschiedenes Maß
"Sieh dort", so sprach der Optimist,
"In goldner Frühlingssonne Blitzen
Auf einem Häufchen Pferdemist
In Eintracht sieben Spatzen sitzen.
Wie reich ist doch der Schöpfungsplan,
Und alles muß zum Besten taugen;
Was hier ein Großer abgetan,
Das können sieben Kleine brauchen!"
"Sieh dort hin", sprach der Pessimist,
"Und faß solch Bild dir in Gedanken:
Wie sich um dreckigen Pferdemist
Die sieben ruppigen Vögel zanken.
Das ist des Lebens großer Zug,
Von einem bis zum andern...
Rudolf Presber
Meine Geliebte
Meine Geliebte
wohnt nicht in einer andren Stadt
sie ist stets in meiner Nähe
wenn ich sie auch nicht sehe
liegt das daran
daß sie keinen Körper hat
Ich spür es in mir
wenn sie meine Nähe sucht
dann streichelt sie meine Gedanken
bringt mein Gleichgewicht ins Wanken
und ihre Umarmung tut mir gut
Wenn sie mich dann erobert hat
dank ich ihr und küsse sie
meine Geliebte Poesie
Königin der Nacht
Manfred Poisel
Ewige Sekunden
Und
dann sauste das
Beil hinab
auf den schmierigen
Spaltklotz
sprengte den Kopf vom
Leib
und wir Knirpse erschauerten
trauten unseren
Augen nicht
als das Huhn wildflatternd
sich erhob
und einen Schwall von
Blut niederlassend
über die Dächer
flog
um wenige Sekunden später
gegen ein Tor zu
donnern
wo es im Staub
unserer aufgewühlten Gedanken
verendete
Manfred Poisel
So wie es war
Wir trafen aufeinander
unvorbereitet
waren wir mutig oder war es
Selbstverständlichkeit?
Wir sollten nicht fragen
warum es war
wir wissen nur, WIE es war
und du weißt es anders als ich.
Ich will deine Gedanken nicht erraten –
vielleicht aus Furcht ...
Für mich kann ich nur sagen:
ich glaube, es war selbstverständlich
daß wir uns trafen –
so wie es war.
Jörn Pfennig
Wie in sanften Wintern ...
Wie in sanften Wintern die Schneeflocken fliegen
womöglich verfrüht auf die Gräser wehn
komm ich wie verirrt auf dich zu liegen
will einfach in deinen Armen zergehn ...
Eine vage Phantasie gab mir zu verstehen
daß es mir durch deine Wärme wohler wird –
du fragst, warum ich traurig bin: ganz aus Versehen
hat Harmloses mich wieder mal verwirrt:
Kinder haben Krieg gespielt
ganz routiniert aufs Herz gezielt
und Schwalben sind vorbeigezogen –
als Kreuz formiert sind sie...
Jörn Pfennig
Halbes Verständnis
Du klagst
über die Schwierigkeiten
die du hast
weil du so hübsch bist.
Weil die Männer
nur deine Schale wollen
und nicht deinen Kern.
Ich versuche dich zu verstehen
aber es gelingt mir nur halb
weil ich voll bin von Gedanken
an Frauen die auch einen Kern besitzen
aber keine solche Schale.
Jörn Pfennig
Gepriesen sei der Tag, der Mond, das Jahr,
die Jahr- und Tageszeit, der Augenblick,
das schöne Land, der Ort, da mein Geschick
sich unterwarf ein schönes Augenpaar.
Gepriesen sei die erste süße Qual
der Strahlen ihres Blicks, die mich bezwangen,
die Pfeile Amors, die mein Herz durchdrangen,
die Herzenswunden tief und ohne Zahl.
Gepriesen sei’n die Stimmen, die im Leeren
verhallten, nach ihr rufend, dort und hier,
das Seufzen, Weinen, Bitten und Begehren,
gepriesen seien Feder und Papier,
die...
Francesco Petrarca
Wann?
Wenn mich die Dunkelheit
der Nacht umhüllt,
ich die Augen schließe,
falle ich den Abgrund
der Unendlichkeit,
meine Gedanken sind verwirrt,
sie fliegen hin und her,
wie ein kleiner Vogel –
quälend und ängstlich fragen sie
wann ist es so weit?
Wann kommt der Tag,
da Frieden in mir ist?
Ohne Angst und Zweifel zu leben,
für den Rest meines Lebens?
Karin Obendorfer