Geben Zitate (Seite 91)
Der Menschenkenner weiß sehr wohl, daß wohlerzogene, aber lasterhafte Menschen sich weit liebenswürdiger geben als Tugendbolde. Da sie stets ein schlechtes Gewissen haben, suchen sie schon im voraus die Nachsicht ihrer Richter zu erkaufen, indem sie es mit deren Fehlern nicht allzu genau nehmen.
Honoré de Balzac
Aufrichtiger liebst du einen glücklichen Menschen, dem du nichts zu geben hast. Reiner wird diese Liebe sein und viel ehrlicher. Denn wenn du einen Unglücklichen beschenkst, dann könntest du dich vielleicht über ihn erheben und dir einbilden, er stehe auf einer tieferen Stufe als du, weil er deine Wohltaten empfangen hat. Er war in Not, und du hast ihm geholfen. Wegen deiner Hilfe scheinst du gleichsam höher zu stehen als der, dem du helfen konntest. Wähle einen Gleichgestellten, und dann...
Augustinus Aurelius
Wir dürfen nicht wünschen, es möge Unglückliche geben, damit wir die Werke der Barmherzigkeit üben können. Du gibst dem Hungrigen Brot, aber es wäre besser, niemand würde hungern, so daß du dein Brot behalten könntest. Du kleidest den Nackten, aber es wäre besser, wenn alle genügend Kleidung hätten und keinen Mangel daran litten. Du begräbst den Toten. Käme nur bald jenes Leben, in dem niemand stirbt! Du versöhnst die Entzweiten. Möchte doch endlich der ewige Friede Jerusalems einbrechen, in...
Augustinus Aurelius
Wer könnte jedoch daran zweifeln, daß er lebt, sich erinnert, einsieht, will, denkt, weiß oder urteilt? Auch wenn nämlich jemand zweifelt, lebt er; wenn er zweifelt, erinnert er sich, woran er zweifelt; wenn er zweifelt, denkt er, wenn er zweifelt, weiß er, daß er etwas nicht weiß; wenn er zweifelt, urteilt er, daß er seine Zustimmung nicht leichtfertig geben solle. Woran immer jemand sonst zweifeln mag, an all diesem darf er nicht zweifeln. Denn wenn all dies nicht wäre, könnte er überhaupt...
Augustinus Aurelius
Aphorismen bilden, nach einzelnen Halmen sich bücken, sind ein Ährenlesen, nicht ein Schneiden der wogenden goldigen Getreidemassen, nicht Garbenbinden und große Ernte halten mit schmeckendem Kranze. Aber die abgefallenen und eingesammelten Ähren geben auch ein gutes Brot, und was von Ambrosia in ihm ist, das liegt nur im Geschmack der Genießenden.
Berthold Auerbach