Frühling Zitate (Seite 9)
Wie im Anfange des Frühlings alles Laub die gleiche Farbe und fast die gleiche Gestalt hat, so sind auch wir in früher Kindheit alle einander ähnlich, harmonieren daher vortrefflich. Aber mit der Pubertät fängt die Divergenz an und wird, wie die der Radien eines Zirkels, immer größer.
Arthur Schopenhauer
Es tut so gut, das Sonnenlicht zu spüren mit allen Poren unsrer Haut. Das sind des Frühlings Ouvertüren, die jetzt zum Leichtsinn schnell verführen, als wär uns der Verstand geklaut. Es naht die Zeit zum Pferde stehlen, zum Waldlauf und zur Schlankheitskur. Die ersten Stare schon krakeelen, und Hormone strikt befehlen, uns zu erinnern an l'amour. Es geht die Müdigkeit auf Reisen, von Medizinern oft erwähnt. So mancher Mensch kann es beweisen. Wie läßt das Frühjahr sich denn preisen, wenn man...
Gerd Karpe
Im Frühjahr 1871 blätterte ein junger Mann in einem Buch und las zwanzig Worte, die für seine Zukunft von ausschlaggebender Bedeutung waren. Die zwanzig Worte, die dieser junge Medizinstudent in jenem Frühling las, trugen dazu bei, daß er der bekannteste Arzt seiner Zeit wurde. Sein Name war Sir William Osler. Und hier sind die zwanzig Worte, die er damals las - zwanzig Worte des Historikers Thomas Carlyle, deren Beherzigung ihm half, ein Leben frei von Sorgen zu führen: "Unsere Hauptaufgabe...
Dale Carnegie
Beständigkeit im Wechsel
Ein Pfeil nur, sagst du, kann verwunden
Und wer berührt von ihm, den Strahl
So recht in tiefster Brust empfunden,
Der liebe nicht zum zweitenmal? –
Seht ihr denn nicht, in jedem Lenze
Erwacht ein ganzes Blumenreich,
Und allwärts schmücken frische Kränze,
Die Flur, die erst vom Winter bleich.
Der Baum treibt seine Blätterwonne,
Es glänzt das Laub, es schwillt die Frucht;
Er hat des neuen Frühlings Sonne,
Sie ihn mit gleicher Brunst gesucht.
Drum schmäht nicht, wenn in...
Joseph Christian Freiherr von Zedlitz
Die stumme Schöne
Als ich die junge Clitia
Schön, wie ein Tag im Frühling, sah,
Rief ich: welch reizendes Gesicht!
O schade! daß sie doch nicht spricht!
Sie sprach, und nun war ich ganz Ohr,
Kaum stammelt sie zwei Worte vor;
So rief ich: welch ein schön Gesicht!
Nur ewig schade! daß sie spricht.
Christian Felix Weiße
Im Frühling
Leise sank von allen Schritten der Schnee
Im Schatten des Baums
Heben die rosigen Lider Liebende.
Immer folgt den dunklen Rufen der Schiffer
Stern und Nacht
Und die Ruder schlagen leise im Takt.
Balde an verfallener Mauer blühen
Die Veilchen,
Ergrünt so stille die Schläfe der Einsamen.
Georg Trakl
Trostloses Bild*
Verschüttet,
gefroren,
verweht,
alles was Hoffnung
und Freude.
Kein Sonnenschein
überm Tal,
kein Zeiger,
der Richtung Frühling geht,
kein Schimmer
von Blüte und Blatt.
Ewige Kälte
und Herzlosigkeit,
die uns ergriffen hat;
trostloses Bild,
das da
mitten im Garten steht.
(*nach dem endlosen Winter 2005/06</em>)
Ingrid Streicher
Auferstehung
Im Süden
brachen schon die Krusten auf.
Aus Knospen blüht es
weiß und rot und blau;
die Wiesen leuchten hell herüber,
stolz geht mit ihrem Kind
die Frau.
Bei uns
bläst noch der eis'ge Wind,
die Bäume frieren
und Berggipfel sind schneebedeckt.
Und doch: der Frühling kommt.
Die junge Sonne
hat ihn endlich aufgeweckt.
Schon morgen wird bei uns
das Licht der Blumen bunt erblühn,
das Grün
aus heut noch dürren Ästen wachsen
und Osterfriede
in die Herzen ziehn.
Ingrid Streicher